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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sein können, denn wir verstehen die meisten Begriffe nicht, und vielleicht werden wir es nie. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob wir es nicht mit irgendeiner Art von interstellarer Predigt zu tun haben.«
    Er versuchte sich im Geiste vorzustellen, wie der Präsident und Bobby Freeman darauf wohl reagieren mochten. »Es wäre das Beste, was uns passieren könnte«, sagte er.
    »Harry«, entgegnete sie, »ich bin froh, daß Sie das Ganze für spaßig halten, denn es liegt so unendlich viel davon vor. Wissen Sie, von den vierhundertsiebzehn Abschnitten sind wir in dreiundzwanzig etwas tiefer eingedrungen, von denen sechzehn bisher diesen eher philosophischen Charakter aufweisen.«
    »Gibt es irgend etwas Historisches? Erzählen sie etwas über sich?«
    »Bisher haben wir nichts dergleichen gefunden. Wir erhalten irgendwelche Kommentare, aber die sind eher abstrakt, und wir können nicht verstehen, worauf sie sich beziehen. Es gibt auch lange mathematische Abschnitte. Ich glaube, wir sind auf eine Beschreibung ihres Sonnensystems gestoßen. Wenn wir es richtig verstanden haben, dann verfügen sie über sechs Planeten, und die Heimatwelt besitzt tatsächlich Ringe. Sie umkreisen übrigens eine gelbe Sonne.«
    »Gamma.«
    »Ja, Gamma.« Sie blickte Harry nachdenklich an. »Aber das ganze andere Zeug. Sie malen mit breitem Pinsel, Harry, und in groben Zügen. Soweit ich es beurteilen kann, sind Sie an den Dingen nicht sonderlich interessiert, aus denen man Waffen herstellt. Wissen Sie, wofür ich die ganze Ausstrahlung halte? Ganz grundsätzlich?«
    Harry hatte keine Ahnung.
    »Eine Serie von ausführlichen Aufsätzen über das Gute, das Wahre und das Schöne.«
    »Sie scherzen.«
    »Wir wissen, daß sie sich für Kosmologie interessieren. Sie haben genügend physikalische Kenntnisse, um Gambini zu verblüffen. Sie haben mathematische Beschreibungen für alle möglichen Prozesse und Vorgänge, darunter auch all das, was wir bisher noch nicht haben entschlüsseln können. Wir werden wahrscheinlich erfahren, was tatsächlich die Atome zusammenhält und warum Wasser bei Null Grad zu Eis wird und wie Galaxien entstehen. Aber in dem ganzen Text liegt etwas« – sie suchte nach dem richten Wort – »Beiläufiges. Triviales. Als äußerten sie sich über Alltäglichkeiten. Woran sie wirklich interessiert sind, wo meines Erachtens ihre wahren Fähigkeiten liegen, das sind die spekulativen Abschnitte ihrer Funksignale.«
    »Das paßt auch irgendwie«, sagte Harry. »Was soll man sonst von einer hochentwickelten Spezies erwarten?«
    »Sie haben uns vielleicht ihr gesamtes Wissen übermittelt. Alles, was sie für bedeutsam halten.«
     
    Harry stellte fest, daß es ihm großes Vergnügen bereitete, mit Leslie zusammen zu sein. Ihr Lachen munterte ihn auf, und wenn er jemanden zum Reden brauchte, dann hörte sie ihm zu. Ihre Möglichkeit, Philadelphia jederzeit zu verlassen und herüberzukommen, wies darauf hin, daß sie dort keine wesentlichen emotionalen Bindungen besaß. Überdies verkörperte sie eine geradezu aggressive Unabhängigkeit, die eindeutig betonte, daß sie alleine auf sich gestellt war. Er fragte sie natürlich nicht geradeheraus, da dies wahrscheinlich einen falschen Eindruck hinterlassen hätte. Leslie war eine viel zu prosaische Frau, um sein Interesse zu wecken.
    Dennoch erfreute ihn die Schlußfolgerung, daß es offensichtlich in ihrem Leben keinen Mann gab.
    Sie gingen gemeinsam zum Labor, wobei Harry sorgsam auf entsprechende Distanz achtete, sich jedoch gleichzeitig angenehm und vielleicht zum erstenmal ihrer körperlichen Nähe bewußt wurde. Für jeden seiner Schritte mußte sie zwei machen. Aber sie blieb neben ihm, offenbar in Gedanken versunken, obgleich er, wenn er denn hingeschaut hätte, hätte beobachten können, wie ihr Blick sich gelegentlich verstohlen zu ihm hintastete, um gleich wieder hastig abzugleiten.
    Sie spazierten durch eine öde Landschaft unter einem grau-weißen Dezemberhimmel, der mit Schneewolken verhangen war. Als sie das Labor erreichten, eilte Leslie ins hintere Büro, das sie für sich reserviert hatte, und Harry suchte Pete Wheeler auf.
    Der Geistliche saß an einem Computer und übertrug sorgfältig Zahlen von seinem Notizblock auf die Tastatur. Er schien erleichtert die Chance wahrzunehmen, sich wenigstens für ein paar Augenblicke von dieser Tätigkeit trennen zu können. »Gehen Sie heute nachmittag zu Kochs Versammlung?« erkundigte er sich.
    »Das habe ich noch

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