Erstkontakt
nicht entschieden.«
»Es dürfte ein recht unfreundliches Publikum werden. Es herrscht im Augenblick eine Menge Feindseligkeit und Verärgerung. Wußten Sie, daß sogar auf Baines der erste Druck ausgeübt wird? Die Akademie verlangt von ihm, daß er seine Mitarbeit an dem Projekt einstellt. Und daß er mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit geht.«
»Wie, um alles in der Welt, kann jemand Baines unter Druck setzen?«
»Direkt können sie das auch nicht. Aber Sie wissen ja, wie er ist. Er mag es nicht, wenn jemand etwas Schlechtes über ihn denkt. Vor allem diese Leute, mit denen er schon sein ganzes Leben lang zusammenarbeitet. Und um alles noch schlimmer zu machen: er sympathisiert mit beiden Seiten.«
»Und wie sieht es mit Ihnen aus?«
»Ich glaube, einige Leute haben sich beim Abt beschwert. Er sagt, daß der Vatikan sich keine Sorgen macht, aber es gibt einigen Druck von der Amerikanischen Kirche. Doch das wird wohl nicht in aller Offenheit passieren. Man ist dort sehr darauf bedacht, zu diesem Zeitpunkt nicht wie das große Hindernis auf der Straße in die Zukunft zu erscheinen.«
»Das Galileo-Syndrom«, sagte Harry.
»Sicher.«
»Sie sehen besorgt aus.«
»Ich denke die ganze Zeit darüber nach, wie das alles auf Hurley wirken muß. Er ist in einer hoffnungslosen Situation, und er ist so oder so zur Niederlage verdammt, wenn man so will. Wollen Sie wirklich meine Meinung hören, Harry?« Er massierte sich den Nacken. »Historisch betrachtet, sind Regierungen nicht gerade die ideale Institution, um Geheimnisse zu bewahren. Vor allem, wenn es um technische Entwicklungen geht. Die einzige Regierung, die mir in diesem Zusammenhang einfällt und die lange Zeit die Kontrolle über eine hochentwickelte Waffe behalten konnte, war Konstantinopel.«
»Das griechische Feuer«, sagte Harry.
»Das griechische Feuer. Und das ist wahrscheinlich die einzige in der gesamten Menschheitsgeschichte. Was immer wir hier erfahren, was immer wir an Kenntnissen aus dem Text gewinnen, wird bald Allgemeingut sein.« Seine dunklen Augen blickten sorgenvoll. »Wenn Hurley recht hat, und wir entdecken die Pläne für eine neue Bombe oder sonst irgendwas, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Chinesen sie ebenfalls haben oder die IRA oder andere Verrückte auf diesem Planeten. Ich glaube nicht, daß eine akute Gefahr besteht, obgleich sie Gott weiß schon ernst genug ist. Aber es ist zumindest eine Gefahr, die jeder als solche erkennt. Harry, wird sind im Begriff, von einer fremden Kultur überflutet zu werden. Diesmal sind wir die Eingeborenen der Südseeinsel.« Er schaltete seinen Monitor aus. »Können Sie sich noch an die Zeit vor zwei Jahren erinnern, als Gambini, Rimford und Breakers über die mögliche Anzahl höherentwickelter Kulturen in der Milchstraße diskutierten? Und Breakers immer sagte, daß, wenn es wirklich noch andere Spezies gäbe, wir einige von ihnen hören müßten? Daß sie uns irgendwelche Signale schickten?« Wheeler nahm die Diskette aus dem Computer, mit der er gearbeitet hatte, und steckte sie in das Hauptarchiv zurück. »Ich sollte für eine Weile von hier verschwinden«, sagte er. »Kommen Sie mit?«
»Ich bin gerade erst gekommen«, sagte Harry. Aber er folgte dem Priester nach draußen und dachte dabei über Breakers nach. Er war ein zynischer alter Bursche von Harvard gewesen, der nicht lange genug gelebt hatte, um die Antwort auf die große Frage zu hören.
»Baines hat kürzlich einen Artikel veröffentlicht«, fuhr Wheeler fort, »mit dem Titel ›Das Captain Cook-Syndrom‹, worin er sagt, daß eine kluge Kultur erkennt, daß der Kontakt mit einer primitiveren Gesellschaft, so wohlmeinend er auch erfolgen mag, nur Probleme für die schwächere Gruppe schafft.«
»Star Treks Oberste Direktive.«
»Genau. Die Altheaner sollten eigentlich wissen, daß allein das Wissen um ihre Existenz Probleme verursachen könnte. Theologische Konflikte, soziologische und so weiter. Deshalb glaubt Baines, daß es vielleicht eine Art allgemein anerkannten ethischen Kode gibt, der hochentwickelten Spezies verbietet, mittels Radiowellen Kontakt mit anderen Welten aufzunehmen. Daß also Kommunikation zwischen zwei hochentwickelten Welten auf eine weitaus komplexere Weise stattfinden müsse. Aber unsere Außerirdischen plappern in einem fort. Sie erzählen uns alles und verwenden dabei auch noch Radiowellen. Warum sollten sie das tun? Ed meint, die Altheaner sind vielleicht nicht allzu helle.
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