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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sorgfältig gekämmt und herausgeputzt, und die Kinder hatten glänzende Gesichter und trugen bunte Schuljacken. Jeder hatte eine Bibel bei sich. Es war kalt, aber niemand schien das zu spüren.
    Er hob einen kleinen Jungen hoch und sagte etwas, das Harry nicht verstehen konnte. Die Menge jubelte wieder. Menschen streckten die Arme aus, um ihn zu berühren. Ein alter Mann kletterte auf einen Baum und wäre fast heruntergefallen, als Freeman ihm zuwinkte.
    Der Wind spielte mit Freemans grauen Haaren. Seine Wangen waren rund, die Nase breit und etwas abgeflacht.
    Er schien verwirrend selbstsicher und zufrieden zu sein. Aber seine Gesten und sein Auftreten zeigten nichts von jener Art herablassender Selbstzufriedenheit, wie sie professionellen Fernsehpredigern oft zueigen ist; vielmehr vermittelte er den Eindruck eines Mannes, der sich mit den großen Konflikten des menschlichen Daseins beschäftigt hatte und überzeugt war, für alles eine Lösung gefunden zu haben.
    »Er ist ernsthaft und aufrichtig«, flüsterte Leslie.
    »Er ist ein Schaumschläger«, widersprach Harry.
    »Sie versuchen alle, zu ihm zu gelangen«, sagte sie und rückte sich den Schal zurecht. »Irgend jemand wird in dem Gedränge noch verletzt.«
    Freemans Männer hatten für ihn einen kleinen Kreis in der Menschenmenge freigemacht. Harry winkte zwei Sicherheitsmännern und drängte sich durch die Menge zu dem Prediger durch. »Reverend Freeman«, sagte er, »Sie können durch einen unserer Seiteneingänge eintreten. Meiden sie lieber die Menschenmenge.« Harry wies in die entsprechende Richtung.
    »Danke«, sagte der Priester. »Ich warte, bis ich an der Reihe bin. Und gehe mit meinen Freunden hinein.« Er begab sich ans Ende der langen Menschenschlange, und die wenigen Leute in seiner direkten Umgebung, die das kurze Gespräch mitgehört hatten, applaudierten.
    Harry kehrte zu Leslie zurück. »Das hätte ich wissen müssen. Er liebt diese Art Publicity. Deshalb ist er hier.«
    Harry rief von seinem Handy aus Parkinson an. »Wie läuft es bei euch, Ted?«
    »Wir haben alles so gut wie möglich organisiert, Harry.«
    »Beeilen Sie sich. Bereiten Sie eine besondere Demonstration in einem der Konferenzräume vor, wenn es unbedingt notwendig sein sollte. Holen Sie sich noch mehr Leute. Ich will mindestens hundert drinnen haben, so schnell es geht.«
    Parkinson stöhnte. »Warum behaupten wir nicht einfach, wir hätten einen Zusammenbruch des Stromnetzes und machen den Laden für den Rest des Tages zu?«
    »Weil das Fernsehen hier ist.«
    Hinten an den Bussen, die immer noch Passagiere ausspuckten, wurden Schilder geschwenkt. Und ein Handgemenge entstand. Dave Schenken, der an Harrys Seite aufgetaucht war, sprach ins Funkgerät.
    Ein junger Mann in Mantel und Krawatte, offensichtlich einer von Freemans Leuten, sprang auf das Dach eines Busses. »Bobby!« rief er über das Gemurmel der Menge. »Bobby, sind Sie da?«
    Einige Amen-Rufe antworteten ihm.
    »Das ist ein vorbereitetes Spiel«, stellte Leslie fest.
    »Ich bin hier drüben«, erklang der Prediger mit seiner kräftigen Baritonstimme.
    Jemand mußte schnell eine tragbare Kanzel oder eine einfache Holzkiste aufgebaut haben. Freeman ragte plötzlich mit Kopf, Schultern und Taille aus der Menge heraus. »Kannst du mich jetzt sehen, Jim? Könnt ihr alle mich sehen, Freunde?«
    Die Menge jubelte. Doch als der Lärm nachließ, konnte Harry auch einige Pfiffe und Unmutsäußerungen hören.
    »Warum sind wir hier?« fragte der Mann auf dem Bus.
    »Das ist keine beruhigende Situation, Harry«, sagte Leslie.
    »Wir sind hier, um Zeugnis abzulegen, Freunde«, sagte Freeman mit der tiefen, volltönenden Stimme, die soviel größer zu sein schien als er selbst. Wieder erklang Applaus, und wieder folgten laute Buh-Rufe. »Ich glaube, es sind ein paar Baseballfans aus Philadelphia unter uns«, scherzte der Prediger, und die Menge lachte. »Wir stehen an einem Ort, wo die Menschen dem Wort Gottes nicht immer freundlich gesonnen waren, aber wo sie praktisch ständig mit dem Wort Gottes konfrontiert werden.«
    Das Gelächter hörte auf. Am Rand der Menge entstand Unruhe, als sich einige Demonstranten mit Schildern durch die hinteren Leute drängten. Die Schilder trugen Inschriften wie: VERÖFFENTLICHT DEN HERKULES-TEXT, SAGT DIE WAHRHEIT, WIR HABEN EIN RECHT AUF INFORMATION und SATAN LIEBT DIE LÜGE. Jemand warf etwas. »Jimmy möchte wissen«, fuhr der Prediger fort und nahm es nicht zur Kenntnis, »warum wir

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