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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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eiserne Stabilität herausgebildet, die Ausdehnung verlangsamte sich auf Unterlichtgeschwindigkeit und wesentliche Anteile der enormen Energie der ersten Augenblicke wurden in Wasserstoff und Helium umgewandelt.
    Nicht zum ersten Mal in seinem Leben zerbrach Rimford sich den Kopf über die ›Ursache‹ solcher zufälligen Erscheinungen. Vielleicht fand er auch das Geheimnis des Unvorhersagbaren: den Sitterschen Superraum, in dem die universelle Blase sich gebildet hatte. Vielleicht sprachen die Altheaner irgendwo in ihrer Funksendung diese Frage an. Aber Rimford ging davon aus, daß ganz gleich, wie hoch entwickelt eine Zivilisation auch sein mochte, sie an dieses Universum gebunden war. Es gab keine Möglichkeiten, über seine Grenzen hinweg und in eine Zeit vor die ersten Momente seiner Existenz zu gelangen. Man konnte letztlich nur spekulieren, ganz gleich wie hoch der Intellekt einer Spezies sein mochte und wie groß ihre Teleskope wären.
    Die Theorie, daß verschiedene Universen existierten, war nicht wirklich neu. Aber sie war stets unwahrscheinlich erschienen, ein verzweifelter Versuch, die Entstehung zu erklären, ohne auf einen Schöpfer zurückgreifen zu müssen. Die Theorie war nie wesentlich über das Stadium schierer Vermutung hinausgewachsen. Daß die Altheaner dies ebenso sahen, empfand Rimford als angenehm, ja sogar erfrischend. Und vielleicht würden sie ja auch neue Beweise vorlegen …
     
    Er ging in dem kleinen Wohnzimmer auf und ab und war viel zu erregt, um still sitzen zu können. Es gab eine große Anzahl Menschen, mit denen er gerne gesprochen hätte, Männer, Frauen, die ihr Leben dem einen oder anderen Aspekt des Rätsels gewidmet hatten, zu dem er nun die möglichen Lösungen bereithielt, aber die Sicherheitsbestimmungen standen dem im Weg. Horner an der Wisconsin zum Beispiel hatte zwanzig Jahre darauf verwandt, die Erklärung zu liefern, warum die Ausdehnungsgeschwindigkeit nahezu identisch war mit der Gravitation, die notwendig war, um das Auseinanderstreben der Galaxien zu bremsen. Koestler bei der MIT war beinahe erblindet in dem Bemühen, die Dunkle Materie zu ergründen. Amorante hatte wertvolle Arbeit geleistet, die Flexibilitätsgrenzen des sich ausdehnenden Raums zu erforschen. Nun begriff Rimford, daß die Expansionsrate variierte, sich manchmal sogar erhöhte, um das Gleichgewicht zu halten – anders konnte es gar nicht sein.
    Das zumindest war der einzige Schluß, den er zu ziehen vermochte, denn: den Altheanern zufolge war Gravitation keine Konstante mehr. Die Abweichung war gering, aber sie existierte; sie trat lokal auf und kehrte innerhalb weniger Jahre wieder auf den Standardwert zurück, wenn Rimford die Gleichungen recht verstand. Dies würde auch eine Erklärung für die kürzlich festgestellten Abweichungen zwischen Beobachtungen im Tiefraum und der Relativitätstheorie liefern.
    Was hätte Horner an diesem Abend für fünf Minuten gegeben, die er mit Rimford hätte sprechen können!
    Unfähig, still zu sitzen, verließ Baines das Haus, fuhr zur Greenbelt Road und wandte sich dort unter dem grauen Himmel nach Osten.
    Er war etwa eine halbe Stunde auf dem Highway unterwegs, als es zu regnen begann, fette eisige Tropfen, die wie nasser Lehm gegen die Windschutzscheibe klatschten.
    Der Verkehr versank in einem grauen Dunst, Scheinwerfer wurden eingeschaltet, der Regen hörte auf, der Himmel klärte sich, und Rimford kurvte fröhlich über Landstraßen, bis er zu einem einladend aussehenden Gasthaus an der Good Luck Road kam. Er parkte, ging hinein, holte sich an der Bar einen Scotch und bestellte ein Steak.
    Seine alte Überlegung zu den ersten Nanosekunden der Ausdehnung, in denen das Raum-Zeit-Gefüge entstand, hervorgerufen durch eine der Unendlichkeit innewohnende Instabilität, schien in allen Punkten falsch zu sein. Er fragte sich, ob einige seiner anderen Ansichten ebenfalls zum Untergang verurteilt wären. Im Spiegel auf der anderen Seite des Raums sah er seltsam zufrieden aus. Der Scotch war sehr mild und entsprach seiner Stimmung. Sich vergewissernd, daß niemand ihn beobachtete, prostete er seinem Spiegelbild zu, leerte das Glas und bat um einen zweiten Drink.
    Er war über seine Reaktion verblüfft. Sein Lebenswerk lag in Trümmern. Dennoch empfand er kein Bedauern. Es wäre schön gewesen, wenn er recht gehabt hätte. Aber jetzt wußte er endlich Bescheid.
    Er hatte noch nie ein besseres Steak gegessen. Während der Mahlzeit kritzelte er eine Gleichung

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