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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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auf eine Leinenserviette und stellte sie so auf, daß er sie die ganze Zeit im Auge hatte. Es war die Beschreibung der Teile und Strukturen des Raums. Wenn man von einer einzigen mathematischen Formel behaupten konnte, daß sie das Geheimnis des Universums enthielt, dann war es diese!
    Lieber Gott, nun, da er sie vor sich sah, erschien alles so einleuchtend. Wie konnte er das nur übersehen haben?
    Die Altheaner manipulierten wirklich die Sterne, wie Gambini es ausgedrückt hatte, aber in einer weiteren Bedeutung des Wortes. Tatsächlich manipulierten sie den Raum in der Weise, daß sie den Grad seiner Krümmung verändern konnten. Oder sie konnten ihn völlig begradigen.
    Und mit Hilfe einer adäquaten Energiequelle könnte er das nun auch!
    Mein Gott! Seine Hände zitterten, als er zum ersten Mal an die praktischen Auswirkungen dachte.
    Ein Schatten wanderte durch den Raum. Es war nur die Serviererin mit dem Kaffee. Sie war eine hübsche junge Dame, freundlich und mit einem Lächeln im Gesicht, wie man es bei praktisch allen Serviererinnen in Landgasthäusern beobachten kann. Aber Rimford erwiderte das Lächeln nicht, und sie mußte sich insgeheim über den unscheinbaren kleinen Mann in der Nische gewundert haben, der bei ihrem Auftauchen so ängstlich ausgesehen hatte.
    Später, als er gegangen war, nahm sie die Serviette mit der Ausdehnungsgleichung, die darauf geschrieben war, vom Tisch. Um sechs Uhr hatte sie sie längst in die Wäsche gesteckt.
     
    »Ich glaube nicht, daß ich begreife, warum Sie mich an dem Projekt beteiligen wollen.« Cyrus Hakluyt faltete die Hände in seinem Schoß und verfolgte, wie ein alter, ramponierter Kombiwagen an dem grauen Regierungswagen vorbeifuhr und ihn mit einem Schwall Schneematsch und schmutzigen Wassers überschüttete.
    »Wir besitzen«, erklärte Gambini, »die vollständige physiologische Beschreibung einer extraterrestrischen Lebensform. Sind Sie daran interessiert?«
    »Mein Gott«, sagte Hakluyt in einem kaum hörbaren Tonfall. Wenn es ein einziges charakteristisches Merkmal gab, daß an dem Mikrobiologen besonders auffiel, dann war es der Gegensatz zwischen seiner geradezu federleichten Stimme und der Eindringlichkeit, mit der er gewöhnlich redete. Sein Lächeln war unsicher und flüchtig; er blinzelte hinter seinen dicken Brillengläsern. Gambini wußte, daß sein Besucher gerade Anfang Dreißig war, und doch sah er viel älter aus. »Gambini, Sie halten mich doch nicht zum Narren?«
    »Überhaupt nicht. Einiges von dem Material im Herkules-Text scheint der Versuch zu sein, die genetische Struktur und die umfangreicheren biologischen Funktionen zu beschreiben. Wir nehmen an, daß sie damit vielleicht versucht haben, uns eine verständliche Darstellung des Biosystems ihrer Welt zu liefern.« Gambini hielt inne. »Unglücklicherweise haben wir in unserem Team niemanden mit der entsprechenden Qualifikation, um das zu beurteilen.«
    »Wohin fahren wir jetzt?« fragte Hakluyt.
    »Zu Goddard. Wir haben für Sie ein VIP-Apartment vorbereitet.«
    Die Spitze von Hakluyts Zunge huschte über die dünnen Lippen. »Das kann warten. Ich möchte zuerst sehen, was Sie haben.«
    Gambini lächelte in der Dunkelheit. Hakluyt war manchmal ein furchtbarer Pedant, aber mit ihm zu arbeiten, würde eine Freude sein.
     
    Als Bobby Freeman mit seiner Karawane aus vier blankpolierten Bussen vorfuhr, befanden sich Harry und Leslie gerade im Besucherzentrum. Schwarze Buchstaben auf den Seitenflächen wiesen die Fahrzeuge als Eigentum der Trinity Bible Church aus. Die Menge begann zu jubeln, als sie die Busse sah, die sich durch den dichten Autoverkehr drängten, vorbei an Demonstranten, die die Absetzung Hurleys forderten; sie ließen sich von der Polizei einweisen und fuhren auf den ihnen zugewiesenen Parkplatz, während die Fernsehkameras ihre Fahrt verfolgten.
    Freeman stieg aus dem ersten Bus und reagierte mit einem Lächeln auf die zahlreichen Hochrufe. Er trug einen schäbigen Mantel und einen langen, lose um den Hals geschlungenen Schal. Die Menschenmenge drängte nach vorne; Sicherheitspersonal, diesmal Freemans eigene Leute, mischten sich unter sie, hielten sie zurück und versuchten, für ihren Prediger Platz zu schaffen. Freeman begrüßte eine Gruppe Kinder, wobei die Enden seines langen Schals im Wind flatterten. Seine Anhänger entstammten vorwiegend der Mittelschicht, waren vorwiegend weiß und bestanden aus Kindern, ihren Müttern und älteren Ehepaaren. Sie waren alle

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