Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
Vom Netzwerk:
tragbaren Ausrüstung zur Bluttransfusion liefen in das Gebäude. Kleintransporter trafen ein und spuckten Reporter und Fotografen aus. In weitem Halbkreis um die Presse- und Notfallfahrzeuge bildeten Constables eine Absperrkette.
    Ich begann mich langsam von dem Schauplatz zu entfernen, drehte mich dann aber um, als eine liebliche Mädchenstimme meinen Namen rief. Dann noch eine. Ich zog in Erwägung wegzulaufen. Nicht vor der Polizei, sondern vor dem Anblick zweier Mädchen in Schuluniformen, die mit flatternden grünen Strickjacken in meine Richtung getrabt kamen. Flucht würde aber nur unnötig auf mich aufmerksam machen, und vielleicht riskierte ich sogar einen Schuß in den Rücken, also wartete ich auf die beiden. Aber diesmal stopfte ich eine Hand in die Tasche und hielt meine Brieftasche gut fest.
    »Mr. Hockaday -?« fragte das erste Mädchen. Das zweite stand dicht dahinter. Und hinter ihr her kam angerannt - wer schon? - Brady.
    »Was willst du jetzt schon wieder von mir?« sagte ich.
    »Hier, nehmen Sie das, Sir«, antwortete das tinker -Mädchen und hielt mir ein Bündel Geldscheine hin.
    »Was ist das -?«
    Brady, der uns inzwischen erreicht hatte, war schnell mit weiterem gutem Rat zur Hand. »Für mich sieht das aus wie schönes Geld.«
    »Es ist noch alles da, Sir«, sagte das zweite Zigeunermädchen. »Meine Güte, wir konnten das ja nicht wissen.«
    »Was wird das hier?« fragte Brady. »Was konnten die nicht wissen?«
    Die tinkers ignorierten Brady, sprachen mich an. »Sister Sullivan hat uns das von Ihrer Mum erzählt und gesagt, wir sollten hier warten, bis Sie wieder auftauchen. Wir brauchen Ihr Geld nicht, Freund.«
    Und dann verließen sie mich, trabten zu der schnell größer werdenden Menge Schaulustiger hinüber, wobei sie sich zweifellos schon im Besitz hunderter Geldbörsen und Brieftaschen sahen, bevor die ganze Aufregung sich legte. Was mich betraf, ich hielt meine irischen Pfund im Wert von dreihundert Dollar wieder in der Hand. Brady versuchte energisch, seinen vor Staunen offenstehenden Mund zu schließen, dessen Kinnlade ihm beim Anblick des Bargeldes runtergefallen war.
    Ich drehte mich um und ging weiter. Brady fiel in Gleichschritt mit mir und tat, was er tun mußte, um seinem Wesen treu zu bleiben.
    »Ein Erfolgshonorar von einem Drittel ist bei solchen Sachen durchaus üblich«, sagte er schnaufend. War es dem Winkeladvokaten tatsächlich geglückt zu zählen, was ich hatte? fragte ich mich.
    »Ich soll für Ihren Rat bezahlen?« sagte ich.
    »Mir ist nicht entgangen, daß Sie ihn angenommen haben.«
    »Aus Gründen der Zweckmäßigkeit, ja. Jetzt befinde ich mich auf dem Weg zur amerikanischen Botschaft, um dort jemandem, der etwas weniger hysterisch ist als einer Ihrer Dubliner Constables, alles zu erklären, was hier passiert ist. Außerdem werde ich den Schwachkopf ausfindig machen, der dafür verantwortlich ist, Sie zu mir zu schicken, und dann verpaß ich ihm einen ordentlichen Rüffel. Anschließend werde ich kurz bei dem zuständigen irischen Gericht vorbeischauen und dafür sorgen, daß Ihnen die Lizenz entzogen wird, oder wie auch immer Sie das hier drüben nennen.«
    »Natürlich«, sagte Brady großmütig, »könnten wir auch eine vorteilhaftere Entschädigung aushandeln.«
    »Wie wär’s mit fünfundzwanzig Bucks, und Sie verpissen sich?«
    »Abgemacht.«
    Ich gab Brady, was, wie er behauptete, der Gegenwert von fünfundzwanzig Dollar in Pfundnoten war, er gab mir seine Visitenkarte, und dann trennten sich unsere Wege. Ich sah, daß Bradys Weg direkt in einen Pub führte. Ich war versucht, ihm dorthin zu folgen, hielt es aber für sicherer, wenigstens für heute irgendwo außerhalb der Stadtgrenzen Dublins zu trinken.
    Also rief ich mir ein Taxi und ließ mich zum Hauptbahnhof fahren, wo ich eine Fahrkarte zurück nach Dún Laoghaire erstand. Bevor mein Zug kam, hatte ich noch fünfzehn Minuten totzuschlagen, daher meldete ich ein Überseegespräch zu Inspector Neglio an.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt, als ich vorhin angerufen habe?« sagte er. Kein »Hallo, Hock« als Einleitung unseres Gesprächs. Als seine Sekretärin ihn durchstellte, hieß es direkt und unverblümt »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«.
    »Wann war das?«
    »Für Sie müßte es ungefähr neun Uhr morgens gewesen sein, für mich war’s gottverdammt mitten in der Nacht. Das Telefon da drüben hat mindestens zwanzigmal geklingelt, bevor jemand rangegangen ist, und dann mußte ich mit

Weitere Kostenlose Bücher