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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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zurück. »Ich komme selbst nicht mehr mit, Ruby. Ich war mal ein ganz normaler Detective, der ziemlich gute Leistungen vorweisen konnte, was die Aufklärung von ganz normalen Fällen betraf. Ich bin immer davon ausgegangen, etwas zu sehen, wenn ich hinschaute. Aber jetzt habe ich es mit einem Fall völlig anderer Art zu tun. Ein großer Fall, wie mein Rabbi so schön sagte - das Geheimnis meiner eigenen Herkunft. Und jetzt fange ich an zu sehen, ohne hinzuschauen.«
    »Willst du damit sagen, daß dir der Fall entgleitet? Daß er zu groß ist?«
    »Nein, das ist es nicht. Ich meine, es geht um etwas über mich, woraus ich schlau werden muß, bevor auch nur etwas von dem ganzen Rest einen Sinn ergibt.«
    »Wie Inspector Neglio sagte?« schlug Ruby vor. »Alles beginnt und endet mit dir?«
    »Nicht ganz. Ich muß herausfinden, wohin ich hier gehöre.«
    »Oder etwas finden, das dir gehört.«
    »Himmel, ich wünschte, ich könnte einfach wieder nach Hause gehen.«
    »Und wo wäre das?«
    »Ich muß drüber schlafen. Frag mich das morgen noch mal.«
    »Okay, aber bis dahin kannst du mir zwei Fragen sofort beantworten.«
    »Schieß los.«
    »Erstens - um Himmels willen, Hock, warum hast du die Zigarren von Keegans Schreibtisch gestohlen?«
    »Das waren gute kubanische Zigarren. Fidel würde sagen, ich hätte sie aus dem Zustand des Unbenutzten befreit.«
    Ruby verdrehte die Augen. »Okay, und was ist dann mit der Kleinigkeit eines Beweismittels, das vom Tatort verschwunden ist?«
    »Der zusammengeknüllte Zettel?« meinte ich. »Wie konnte ich das nur vergessen?«
    »Laß sehen.«
    Ich stand auf und ging zu einem Stuhl neben dem Bett, über dem meine Kleider hingen. Ich griff in eine Tasche meiner Hose, zog den Papierknäuel heraus, kehrte zur Couch zurück und setzte mich wieder.
    »Was ist in dich gefahren, das mitzunehmen?« fragte Ruby, während ich das Blatt auf meinem Schoß glattstrich.
    »Keine Ahnung, ich hab nicht drüber nachgedacht.«
    »Tja... vielleicht war das ein Fall von sehen, ohne hinzuschauen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht hast du gesehen - ohne hinzuschauen -, daß die Möglichkeit bestand, dieses Beweismittel würde nie das Licht des Tages erblicken. Also hast du es intuitiv stibitzt.«
    »Ich weiß nichts von -«
    »Hör mal - wer außer einem Cop kommt im Hauptquartier der Dublin Garda dicht genug an einen Polizeichef heran, um ihn zu töten? Wer, wenn nicht ein Cop, war für die Sicherung dieses Törchens von der Gasse auf die Straße verantwortlich? Wem sollte man also ein Beweisstück anvertrauen - einem Cop?«
    »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Und das alles geschah, bevor du von Dennis Farrelly erfährst, der als Arty Finns Gast in New York tat, was immer er dort tat.«
    Ich strich das Papierknäuel glatt. Darauf befand sich eine Seite aus der gewalttätigen Vergangenheit meiner eigenen Familie, von der ich erst an diesem bemerkenswerten Tag erfahren hatte. Verschmierte rote Buchstaben, hastig hingeschrieben in - und ich hatte keinen Zweifel, daß eine Untersuchung dies bestätigen würde - Eamonn Keegans eigenem Blut: In Frieden wollen wir das Land bestellen, doch unsre Furchen müssen wir ziehen mit dem Schwert.
    Wie sehr ich mir wünschte, einfach nach Hause gehen zu können.

31

    Lieutenant Ellis zog ein Notizbuch aus der Jackentasche, schnippte zwei Gummibänder ab und blätterte durch die Seiten, bis er fand, wonach er suchte. »Was dieses üble Gedicht betrifft, das ich zufällig in der Bude des verstorbenen Constable Farrelly gefunden habe. Wie wär’s, wenn ich Ihnen das jetzt mal vorlese?«
    Davy Mogaill trank mit der linken Hand Kaffee und sagte nichts. Die Kanone in der rechten Hand war immer noch auf seinen Kopf gerichtet. Nun lag die linke wieder auf dem Tisch neben der Tonbandkassette aus dem Anrufbeantworter.
    »Das entlockt Ihnen also keine Reaktion? Warten Sie, ich lese es Ihnen - «
    »Nae. Wenn Sie erlauben: >Wird nichtig des Volkes Elite und hohl... Wird schwächer ihr Zustand und Zwietracht wächst an... Tragt jetzt die Lieder hinaus in die Welt... Tanzt auf den Straßen im Gleichschritt voran.<«
    »Ja, das ist es. Wort für Wort.« Ellis zog die Gummibänder wieder um sein Notizbuch und steckte es fort. »Außerdem werden Sie wahrscheinlich wissen, daß der Reim auf die Rückseite dieser komischen Gedenkmünze geprägt ist, von der Inspector Neglio sagt, sie stamme aus der Zeit Mussolinis.«
    Mogaill nickte.
    »Wann haben Sie diese reizenden Zeilen

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