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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Lügner.«
    »Ich habe nicht die geringste -«
    »Davon bin ich überzeugt, also vergessen Sie’s. Aber sagen Sie mir, Brady, was meinen Sie damit, die Botschaft hätte Sie geschickt?«
    »Die amerikanische Botschaft hat viel zu tun. Alles ist eine Frage der Prioritäten. Sie können doch nicht erwarten, daß die Botschaft immer einen Botschaftsangehörigen losschickt, wenn irgendein vom Pech verfolgter Amerikaner Taschendieben in die Finger fällt.«
    »Und genau da kommt so ein Mandantengeier wie Sie ins Spiel.«
    »Stets zu Ihren Diensten, Mr. Hockaday.«
    »Es heißt Detective Hockaday. Ich bin Beamter des New York City Police Department. Wie es völlig richtig hier im >Guardian< steht.«
    »Sehr gut... Haben Sie zufälligerweise den einen oder anderen dieser verbliebenen Reiseschecks gerade bei sich?«
    »Ist das Jurastudium schwer, Brady?«
    »Äußerst.«
    »Warum gibt’s dann so viele Anwälte?«
    »Wirklich, Detective Hockaday! Zeit ist Geld.«
    »Nachdem wir uns nun kennengelernt haben, denke ich, ist es an der Zeit, den Boss zu sprechen. Seien Sie ein guter Solicitor und tun Sie was für Ihr Geld. Gehen Sie und sagen Sie den Jungs hinter dem Spiegel, daß ich Keegan sprechen will, und nicht wegen irgendwelcher miesen kleinen tinker. Ich will mit ihm über Politik reden, sagen Sie denen das. Meinen Sie, Sie schaffen das?«
    Eine halbe Stunde später war ich aus dem stickigen Raum, links und rechts flankiert von Brady und einem Constable. Wir gingen einen Korridor zu einer Treppe hinunter, die - wie ich vom vorausgegangenen Tag noch wußte - zu Eamonn Keegans Büro führte. Und auch wenn ich zu einem anderen Zeitpunkt meines Lebens bestimmt schon erschöpfter gewesen sein mußte, konnte ich mich doch nicht mehr erinnern, wann.
    Ich wäre noch eine weitere halbe Stunde in diesem Raum geblieben, hätte ich gewußt, daß ich ohne zu träumen schlafen konnte. Wie die Dinge lagen, träumte ich, ohne zu schlafen; auf dem Weg diesen Korridor hinunter sah ich mich als den zum Tode Verurteilten in einem dieser körnigen Gefängnisfilme, in denen alles nur Schweiß und Schatten auf Ziegelsteinen ist...
    » Tja, jetzt gehen wir durch den Tanzsaal, Louie«, sagt der Gefängniswärter, während ich in Papierschuhen meinen Shuffle-Shuffle abziehe, und hinten ist mein Kopf bis auf die Haut kahlrasiert, damit sie dort die Elektroden anbringen können.
    » War wirklich toll, dich und all die anderen lausigen Schließer kennenzulernen«, knurrte ich tapfer, Großmaul bis zum Schluß. »Wir sehn uns in der Hölle.«
    »Yeah, wir sehn uns.«
    Der Gefängnisdirektor, der neben einem etwas auf Latein murmelnden Priester vor uns marschiert, dreht sich jetzt um und sagt mit einem Krokodilsgrinsen: »Nächste Haltestelle - der Alte Grill. «
    Stählerne Becher schrammeln über die Eisenstangen des Todestrakts, und das ist meine Abschiedsmusik.
    Und dann stellt sich heraus, daß der Knabe am Schalter niemand anderer ist als Tommy Neglio, der, unmittelbar bevor er den Saft einschaltet, wieder zu mir sagt: »Sie haben eine ausgesprochen lebhafte Phantasie und sind nur einen Hauch entfernt vom Wahnsinn. Genau danach suche ich immer bei einem Detective...«
    Und genau in diesem Augenblick informierte mich Brady: »Zum Glück scheint Chief Keegan eine Nachricht für Sie zu haben. Irgend etwas von Ihrem Vorgesetzten in New York, wie mir sein Assistent sagt.«
    »Ja, wirklich ein Glück, allerdings«, sagte ich und stellte mir vor, daß Neglio womöglich nicht fand, ich käme eifrig seinem Wunsch nach, mit ihm in Verbindung zu bleiben.
    Was diese mögliche Nachricht betraf, ging meine Phantasie mit mir durch. War Davy Mogaill wieder aufgetaucht? In welchen Schwierigkeiten steckte er?
    Aber im Augenblick steckte ich selbst in Schwierigkeiten.
    Wozu auch immer es gut war, ich fragte Brady: »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß ich hier gottverdammt schnell wieder rauskomme?«
    »Keine Angst. Wir werden diese Sache bald geklärt haben, und Chief Keegan wird sehen, daß Sie kein Bandit sind.«
    »Manche Leute würden darauf hinweisen, daß ich ein Cop bin.«
    »Am besten überlassen Sie mir das Reden, Detective Hockaday.«
    Sehr bald in den folgenden Minuten des auseinanderfliegenden Chaos war klar, daß nie wieder jemand mit Eamonn Keegan reden würde.

30

    Gegen sieben Uhr an diesem Abend war ich wieder in dem prächtigen Haus meines Onkels an der Ladbroke Street und sinnierte über die finstere Weisheit, von der die meisten Iren

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