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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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hielt meinen Arm, und vielleicht war meine Anspannung ansteckend, denn er fühlte sich genötigt hinzuzufügen: »Kurz vor Tagesanbruch ist es immer am dunkelsten.«
    Dieses Beruhigungsmittel wirkte nicht. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute das sagen, weil ich sehr gut weiß, wie sich Hell von Dunkel wirklich unterscheiden kann. Viele Male habe ich mich schon mit Cops in der Nacht vor einer großen Razzia zusammengesetzt, die die kriminelle Laufbahn irgendeines armen, nichtsahnenden Straftäters ruinierte. Solche Treffen finden normalerweise in einem der Dutzende italienischen Restaurants im Belmont-Viertel der Bronx statt, wo an jedem beliebigen Abend wahrscheinlich mehr Feuerkraft unter knitterfreien Polyesteranzügen konzentriert ist als an jedem anderen Ort in Amerika. Wir essen und wir trinken, wir reflektieren mit unerschrockenem Amüsement über das schreckliche Schicksal einer würdigen Beute; wir vermeiden den Diskurs über die Möglichkeit der gegenteiligen Wahrheit. Und wir wissen alle, tief in unseren Cop-Knochen, daß es kurz vor Einbruch der Dunkelheit immer am hellsten ist.
    Genau das fühlte ich in diesem Augenblick wieder, und ich war nicht völlig überrascht, als Chief Eamonn Keegans Assistent aus seinem Büro gebraust kam, als stünde es in hellen Flammen. Er schnappte sich den Constable an meiner Seite und riß ihn mit sich auf seinem Sprint zur Treppe, brüllte irgendwas, das ich angesichts der Echos auf dem Korridor nicht mitbekam.
    Brady und ich standen plötzlich allein da. Und vom unteren Ende der Treppe erhoben sich die ersten entfernten Geräusche von Glocken und Sirenen, dann lautes Fußgetrappel.
    »Was jetzt?« fragte ich meinen studierten Rechtsbeistand.
    »Ein prima Augenblick, um zu verschwinden«, sagte Brady mit einem schrägen Blick den Korridor hinunter zur zweiten Treppe.
    »Sie raten mir zu gehen, einfach so?«
    »Aye, falls Sie einen Funken Verstand besitzen, Mann.«
    Brady entfernte sich von mir auf die andere Treppe zu, die nicht im Zentrum der Stampede zu stehen schien.
    Ich verschwand in Keegans Büro und fand ihn nach vorn über seinen Schreibtisch gesunken vor. Die Arme hatte er ausgebreitet, und sein Mund stand weit offen. Er stieß Luft und Blutspritzer aus wie eine frisch an den Haken gegangene Flunder, die an Deck gerissen worden war und verzweifelt um die winzige Chance kämpfte, wieder schwimmen zu können.
    Ich ging zu Keegan hinüber und achtete sorgfältig darauf, dem beständigen Sprühregen von Blut auszuweichen, der zwischen seinen Lippen herausschoß wie Farbe aus einer Spraydose. Seine Haut war noch warm. Außerdem zappelte er noch recht kräftig herum, was aber nur reiner Reflex sein konnte. Die beiden Messer in seinem Rücken, für jeden Lungenflügel eins, waren bis zum Heft in ihn versunken.
    Die einfachen Holzstühle vor Keegans Schreibtisch, auf denen Ruby und ich während unseres gestrigen Verhörs gesessen hatten, waren jetzt von einem glitschig roten Film überzogen. Ein klebriges Papierknäuel steckte in Keegans rechter Hand. Es ließ sich mühelos aus seiner lockeren Faust herausziehen. Ich schob es in meine Tasche.
    An der Wand hinter Keegans Schreibtisch, zwischen Bücherregalen, befand sich ein offenes Fenster. Aus dem Korridor hinter mir drangen nun die Geräusche hastender, schnell nahender Cops. Endlich beschloß ich, den Rat des Anwalts zu beherzigen, den die Botschaft meines Landes für geeignet hielt, mir zur Seite zu stellen. Mein Status als unbeteiligter Zuschauer bei zwei Morden in ebenso vielen Tagen würde wahrscheinlich kein gutes Licht auf mich werfen, ganz besonders nicht in den heiklen Stadien dieses neuen. Bevor ich allerdings meinen Arsch aus dem Fenster wuchtete, bediente ich mich mit einigen Zigarren, die dort auf dem Schreibtisch lagen und von denen ich befürchtete, daß sie womöglich umkamen.
    Dank der Feuerleiter, die von Keegans Fenster auf den darunterliegenden Hof führte, war es für mich kein Problem, für einen gebührend schnellen Abgang zu sorgen. Nachdem ich erst einmal unten angekommen war, folgte ich einem Durchgang zwischen zwei Flügeln des Garda-Präsidiums. Dieser führte zu einem hohen schmiedeeisernen Tor an der Straße. Das Tor war merkwürdigerweise weder abgeschlossen noch bewacht. Ich passierte es und fand mich unweit der Stelle wieder, wo ich fast vier Stunden zuvor das Präsidium betreten hatte.
    Ein Krankenwagen war vor dem Haupteingang vorgefahren, und Männer in Weiß mit Bahren und einer

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