Ertränkt alle Hunde
sei denn, es sind Ihre paisanos.«
»Jetzt kapieren Sie endlich, Hock. Alte Spaghettis wollen gern hundertprozentige Amerikaner sein. So werden die WASPs nicht nervös und denken gleich Mafia und Mussolini und so weiter. Wenn man aus einem Zuhause kommt, in dem es in der Küche nach Ravioli riecht, muß man sich irgendwie an die Leute anpassen, deren Küchen anders riechen... ich weiß nicht, nach Salat. Das ist einfach eine Frage des Überlebens im großen Schmelztiegel, okay?«
»Okay.«
»Mit den Harfen ist’s nicht anders. Fragen Sie die alten Knaben, die wissen das, denn sie sind immer noch empfindsam. Gerade wo du dich wohl fühlst und sie dir keine Dreckslöcher mehr vermieten und dir anständige Jobs geben und sie dich nicht mehr Paddy und so weiter nennen, kommt diese Kriegsstory über Iren und Hakenkreuze.«
»Schockierendes Zeug.«
»Nun - Davy Mogaill jedenfalls, der ist ziemlich schockiert.«
»Mogaill? Ist er wieder aufgetaucht?«
»O ja...«
Mit der Erwähnung von Mogaill war ein angespannter Ton in Neglios Stimme getreten. Er hörte sich an wie der Gast in einem fremden Haus, der versuchte, höflich zu sein, indem er den Gestank einer toten Maus irgendwo unter dem Teppich nicht erwähnte.
»Und - wo war er?« fragte ich.
»Genaugenommen wissen wir das nicht. Lieutenant Ellis sagt, Ihr Rabbi muß wohl ganz benommen gewesen sein nach der Explosion in seinem Haus, bei der Arty Finn ins Gras gebissen hat, und dann ist er irgendwohin in die Dunkelheit geirrt - also, für ein paar Tage.«
»Wo ist er jetzt?«
»Soweit es mich betrifft, hat er sich nichtgenehmigten Urlaub genommen.«
»Aber mit ihm ist alles in Ordnung? Was ist passiert?«
»Ich schätze, er wird wohl okay sein. Im Augenblick hat er sich irgendwo verkrochen. Wer weiß? Ich hab so das Gefühl, daß er auf Ihre Rückkehr wartet, bevor er wieder auftaucht.«
»Er wartet auf mich?«
»Eines Abends hat Mogaill aus heiterem Himmel Ellis angerufen, und die zwei haben sich irgendwo oben in der Bronx getroffen. Ihr Rabbi hat zwei Dinge auf der Tagesordnung. Das eine ist eine Tonbandaufnahme, von der Sie wissen sollen. Zum anderen bringt er etwas Licht ins Dunkel, indem er eine Geschichte über seine verstorbene Frau erzählt. Die, wie sich herausstellt, so was wie eine Bombenspezialistin der IRA gewesen ist - und obendrein Arty Finns kleine Schwester.«
»Sie hieß Brenda.«
»Genau die, und zu Lebzeiten hat sie fleißig unter Mogaill gebuddelt. Das alles kann Davy Ihnen viel besser erzählen. Jedenfalls, nach dem Band und dem, was Ellis sich zusammenreimt, sieht es so aus, daß Finn bekommen hat, was er verdient. Genauso ist es mit diesem Farrelly.«
»Also, Sie wollen mir damit sagen -?«
»Sagen Sie’s, Hock.«
»Ein Dienst an der Allgemeinheit also?«
Neglio schwieg, was auch eine Antwort war. Ein Cop von Neglios Rang würde nicht laut zugeben, daß sich die polizeilichen Ermittlungen im Zusammenhang mit den unbeklagten Toden von Arty Finn und Dennis Farrelly weitgehend auf die Schildchen an ihren Zehen beschränken würden. Die Menschen haben die merkwürdige Vorstellung, daß Mörder für gewöhnlich vor Gericht gestellt werden. Sie zählen nicht mit, und sie sehen absolut zuviel fern.
»Okay«, sagte ich, »und was passiert jetzt mit Davy?«
»Er taucht irgendwann wieder zur Arbeit auf, andernfalls wird er, würde ich sagen, ein neuer Judge Crater. Ich an seiner Stelle würde wieder auftauchen. Wer will schon der Stadt all die vielen Jahre Pension schenken?«
»Sie haben eine Tonbandaufnahme erwähnt.«
»Richtig. Es handelt sich um die Tonbandkassette aus dem Anrufbeantworter dieses Priesters.«
»Father Tim.«
»Timothy Kelly, genau - der seine Kanone gefressen hat. Ich habe eine Abschrift von dem Band anfertigen lassen. Ihre Stimme ist auch drauf, Hock. Seine ebenfalls - und dann ist da noch dieser eine, äußerst faszinierende Anrufer, was nach diesen Zeitungsartikeln auch einen Sinn ergibt.«
»Welcher andere Anrufer?«
»Erinnern Sie sich noch, was Sie über Dienst an der Allgemeinheit gesagt haben?«
»Ich erinnere mich.«
»Vergessen Sie das nicht, wenn ich Ihnen sage, was passiert ist. Dieser Knabe ruft also Ihren Priester an, klingt wie ein Ferngespräch. Er nennt keinen Namen, fragt einfach nur: >Was ist ein echter Patriot?< Das Gerät ist immer noch an, so als hätte Father
Kelly mitten in dem Anruf abgehoben. Also haben wir ihn auch auf Band, wie er keucht, als würde er jeden Augenblick reihern,
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