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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Gesetzesbrecher.< Diese Wahrheit äußerte sie vor den feinen Damenclubs. Die Ladies, Gott segne sie, wußten Bescheid. Denn immerhin waren es ihre eigenen Männer und Brüder und Väter im Dáil, die es damals nicht für nötig hielten, ihnen das Grundrecht des Wählens einzuräumen.«
    »Wenn Sie sie nur in New York hätten sehen können«, sagte ich, »würden Sie Schwierigkeiten haben, sie sich als eine Radikale vorzustellen.«
    »Radikal war sie, bis sie es ihr ausgetrieben haben.«
    »Wer - die Fitzgeralds?«
    »Die auch, aber sie waren es nicht allein, die sie fertiggemacht haben. Ich sag es nicht gern, aber dein Daddo trug auch seinen Teil dazu bei. Auch dein Onkel.«
    Sister Sullivan stand auf und reckte sich.
    »Das ist doch noch nicht alles, oder?« fragte ich sie.
    »Bevor ich weiterrede, brauche ich einen Tropfen Whiskey. Wie steht’s mit dir, Junge?«
    »Später vielleicht.«
    Sister Sullivan griff unter ihren Habit und zog einen Flachmann hervor. Sie kippte einen Schuß Whiskey in eine weitere Tasse Kaffee und fuhr fort.
    »Die ersten politisch engagierten Typen, denen sich deine Mutter angeschlossen hat, waren meines Wissens die Hockaday-Jungs - womit ich deinen Vater und seinen Bruder meine.«
    »Onkel Liam?«
    »Sicher, es war eine ziemlich bunte Mischung dort unten in dem Pub, in dem sich damals alle trafen. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern...«
    »Das Ould Plaid Shawl?«
    »Genau das ist es. Menschen eines gewissen Schlags gingen dort hin. Leute, die sich für so was wie Wahlen interessierten, vermute ich. Ich persönlich sage immer, wenn Wahlen wirklich was ändern würden, dann würden sie sie verbieten.«
    »Ich sehe das genauso.«
    Sister Sullivan lächelte. »Tja, es war damals schon eine faszinierende Zeit für die jungen Leute. Nächtelang wurde bis in die frühen Morgenstunden über Politik diskutiert. Dann war da natürlich auch noch die Sache mit der Pärchenbildung, falls du verstehst, was ich meine.«
    »Sie meinen meine Mutter und meinen Vater.«
    »Nicht von Anfang an.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis mir die volle Bedeutung ihrer Worte endlich dämmerte. Mein Kopf, der gerade erst wieder halbwegs richtig zu funktionieren begann, wurde wieder ganz benebelt. Aber Sister Sullivan wartete geduldig, während ich durchdachte, was sie angedeutet hatte.
    »Da war noch jemand«, sagte ich. »Warum auch nicht? Sie war jung, sie war schön...«
    Ich wußte, was Sister Sullivan meinte. Aber ich konnte es nicht selbst aussprechen.
    »Sagen wir mal so«, sagte sie, »wenn du einen Bruder hättest, wie würde es dir da gefallen, wenn sich deine Ruby zu ihm verirrte?«

    Liam sagt zu mir: » Verlier deine Liebste, und du bist genauso ein verdammter Narr wie ich. Ich habe selbst einen Schatz verloren, vor langer Zeit, und jetzt weißt du, was ich wirklich in meinem Leben bereue.«
    Liam steht neben mir am offenen Grab auf dem St. John ’s Cemetery in Queens; ich in meiner frischen, blauen Uniform, er in seinen abgewetzten braunen Schuhen, den nach Tabak stinkenden Tweedsachen und dem schwarzen Regenmantel, er bekreuzigt sich, mit schniefender Nase und Tränen in den Augen, wirft rote Rosen in ihre letzte Ruhestätte...

    »Jetzt trinke ich auch einen«, sagte ich.
    Sister Sullivan fand ein Glas und füllte es zur Hälfte mit Whiskey aus ihrem Flachmann.
    Ich trank einen Schluck, und der flüchtige Gedanke an meine Großmutter Finóla kam mir in den Kopf. Ich fragte: »Als sie meinen Vater geheiratet hat, war damit die Beziehung zu Liam beendet?«
    »Aye, zumindest soweit es sie betraf.«
    »Aber nicht für ihn?«
    »Dazu muß ich etwas ausholen. Möchtest du noch einen Drink?«
    »Es reicht.«
    »Also ich kenne natürlich nicht sämtliche Einzelheiten. Da ich aber öfter alle zusammen erlebte, wußte ich, daß Aidan und Mairead zueinander paßten. Deinem Onkel fehlte das Temperament deines Vaters. Von den beiden Hockadays wäre er für Mairead vielleicht die klügere Wahl gewesen, aber sie folgte ihrem Herzen... Bist du sicher, daß du nicht noch was trinken möchtest?«
    »Nein, danke.«
    Sister Sullivan machte sich noch einen Drink, wobei sie diesmal aber den störenden Kaffee wegließ.
    »Komisch, sich das vorzustellen«, sagte sie, »aber der alte Lord Fitz hätte Liam als Schwiegersohn wahrscheinlich irgendwann sogar gemocht, selbst wenn er aus dem Nichts kam. Liam hat es wirklich zu was gebracht, stimmt’s nicht?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Fitz haßte jedoch Aidan. Und

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