Ertränkt alle Hunde
bist auch nur ein Mensch, betrübt zwar, aber auch weiser.«
»Und immer noch habe ich meine leeren Stellen.«
»Nicht mehr, Hock. Du hast deine Mutter in dir. Das solltest du wissen, und denk jeden Tag an sie. Sie war phantastisch. Ich glaube, du hast einen Helden gesucht, und jetzt hast du einen gefunden.« Ruby reckte sich. »Ich werde jetzt versuchen zu schlafen«, sagte sie und machte es sich in ihrer Hälfte des winzigen Wagens so bequem, wie es eben ging. Ich dachte an Mairead Fitzgerald Hockaday, während ich fuhr.
Diesmal würde es keinen Regenbogen über den Wicklows geben. Nur die trübe Dunkelheit draußen, und das phosphoreszierende Glühen des Armaturenbretts und der Höhenwind, der uns im Volkswagen durchrüttelte.
Auf der anderen Seite der Berge brach der neue Tag an. Ruby übernahm für eine Weile das Lenkrad, damit ich schlafen konnte. Ich träumte nicht. Und wußte, daß ich nie wieder von meinem Vater träumen würde.
Als ich aufwachte, hatten wir Sister Sullivans Lager im Norden von Dublin erreicht. Meine Knochen fühlten sich zerschlagen an, und ich schwor, nie wieder einen Fuß in einen VW zu setzen.
Wir wuschen uns in einer Quelle in der Nähe der Pferdekoppel. In der wärmenden Morgensonne legte ich mich auf eine grüne Wiese und schloß die Augen, Ruby ging fort. Kaffee holen, sagte sie.
Ich döste ein.
Etwas bewegte sich im Gras, und ich wachte auf. Die Zigeuner hatten einen Kreis um mich gebildet, die Männer in Anzügen und mit Hüten, die Frauen gekleidet in ihre buntesten Röcke. Kinder mit geschrubbten Gesichtern drückten Hände auf lachende Münder.
Ruby hatte Blumen im Haar. Sister Sullivan hielt eine Bibel in den Händen.
Ruby lächelte und sagte: »Jetzt werde ich dich heiraten, Neil Hockaday.«
Und so wurden wir verheiratet, genau wie meine Eltern.
Am späten Nachmittag des gleichen Tages betraten wir die amerikanische Botschaft in Dublin.
»Wir werden jetzt den Botschafter sprechen«, sagte ich zu einem pingeligen Empfangsangestellten.
»Ach, werden wir das?«
»Sagen Sie ihm, Mr. und Mrs. Neil Hockaday sind hier.«
Ruby korrigierte mich. »Ich habe gesagt, ich nehme dich, Hock. Nicht deinen Namen.«
»Wen soll ich jetzt bitte schön melden?« beharrte der Angestellte.
»Sagen Sie dem Botschafter, ich bin der Bursche, der dafür sorgen wird, daß er achtkantig hier rausfliegt, wenn ich nicht bekomme, was ich haben will. Den Namen haben Sie ja schon gehört.«
Ungefähr fünf Minuten später benutzte ich die abgeschirmte Telefonleitung des Botschafters, um Inspector Neglio in New York anzurufen.
»Ich komme nach Hause, Chef. Vorher habe ich da allerdings noch ein winzig kleines Problem hier. Wollen doch mal sehen, wie gut Ihre Beziehungen sind. Sprechen Sie mit dem Botschafter und sorgen Sie dafür, daß wir mit der nächsten Maschine von hier verschwinden können.«
Neglio schimpfte und kreischte, aber er und der Botschafter schafften es, daß wir zum Flughafen kamen, ohne von irgendwem belästigt zu werden.
Bevor wir in die Maschine nach New York stiegen, rief ich noch Oliver Gunston an.
»Ich sage Ihnen jetzt, was Sie für mich tun können, Ollie. Treiben Sie einen anständigen Anwalt auf und sorgen Sie dafür, daß er mich in New York anruft. Ich werde Anspruch auf den Nachlaß meines verstorbenen Onkels Liam Hockaday aus Dún Loaghaire erheben. Es wird keine großen Schwierigkeiten geben, den Erlös aufzuteilen. Das Geld geht in zwei Richtungen. Genug für Sie, daß Sie ein Jahr lang Urlaub machen können, um Ihr Buch über das alles zu schreiben, und den Rest bekommt eine Zigeunerin namens Sister Sullivan. Sie kann mit dem Geld machen, was sie für angebracht hält...«
»Das wird allerdings einige Schwierigkeiten geben«, sagte Gunston.
»Dann rate ich Ihnen, die Kanzlei meines Großvaters mütterlicherseits zu beauftragen.«
»Lord Fitzgeralds Verein? Zigeuner vertreten? Das gefällt mir.«
»Sagen Sie denen, sie werden die Sache pro bono machen.
Sagen Sie, es ist eine Wiedergutmachung für das, was der alte Fitz einer Menge armer Leute angetan hat. Und wenn denen das nicht gefällt, dann sagen Sie ihnen, ich würde nach Dublin zurückkommen, um die Sache für sie wirklich sehr peinlich zu machen.«
»Das gefällt mir!«
»So, und jetzt zum Haus. Es ist ein großes Haus an der Ladbroke Street draußen in Dún Laoghaire. Ich möchte, daß es Leute aus der Goff Street in Dublin bekommen. Und zwar Catherine Boylan, kurz Catty, die Witwe des
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