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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Jugendlicher, die in der Nähe in einer Bank saßen, beobachteten ihn, als er zehnmal schnell hintereinander sagte: »Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mir dir, du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus... Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes... Amen.«
    Dann hob Father Tim mit der rechten Hand eine Mauser WTP Automatik Westentaschenpistole Kaliber .25 an seinen Mund, schob sie hinein und drückte ab.

8

    Die Stewardess trug eine frische, grüne Uniform, und auf einer Silberbrosche mit Flügelspitzen über ihrer rechten Brust stand der Name Deirdre. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, daß ich das sage«, sagte sie, »aber Sie kommen mir bekannt vor.«
    Sie war jung, hatte eine schmale Taille und rostfarbenes Haar, moosfarbene Augen und einen Akzent, der sehr dem meines Onkels Liam ähnelte. Es machte mir Spaß, die Sommersprossen auf ihrer Nase anzusehen, und auch die auf ihren Knien; einen Herzschlag lang oder auch etwas länger stellte ich mir die Sommersprossen vor, die dazwischen lagen.
    »Es macht mir nichts aus«, erwiderte ich.
    Genau in diesem wehmütigen Moment, mit dem angenehm warmen Gefühl meines pulsierenden Blutes und dem ersten Lichtschimmer des Morgengrauens über Europa auf halbem Weg über den Atlantik, hob Ruby ihren Kopf von meiner Schulter und schüttelte den Schlaf ab. Sie bemerkte die junge Deirdre, die ihre eigene Art Sonnenschein in meine Richtung strahlen ließ, und irgendwie hatte ich das Gefühl, daß es Ruby allerdings eine Menge ausmachte.
    »Kenne ich Sie nicht von irgendwoher?« fragte Deirdre.
    »Tut mir leid, nein«, antwortete ich.
    Ruby sah mich an und sagte: »Versuch dich doch bitte zu erinnern, mein Lieber.«
    Ohne Ruby zu beachten, fuhr Deirdre fort: »Oh, aber ich muß Sie schon mal gesehen haben. Ich würde Sie nicht vergessen, Sir.«
    »Würden Sie nicht?« sagte ich.
    Ruby sagte: »Bleib auf dem Boden, Hock. Sie hat dich Sir genannt.«
    Deirdre sagte: »Sie sind beim Fernsehen, stimmt’s?«
    Ich klärte Deirdre auf, daß dem nicht so war.
    »Beim Film?«
    »Nein.«
    »Nun, wie ein Musiker sehen Sie auch nicht aus.«
    »Nein, kaum.«
    »Aber Sie sind berühmt, richtig?«
    »Nicht direkt.«
    Deirdre war enttäuscht. Es gefiel mir gar nicht, sie so sehen zu müssen, also schlug ich vor: »Vielleicht haben Sie mein Bild in der Zeitung gesehen, in New York.«
    »Du bist ja so hilfsbereit«, meinte Ruby.
    Deirdre dachte einen Augenblick nach. »Aye, das ist es! Aus der >Post< kenne ich Sie. Sie sind dieser Polizist! Der mit diesem verrückten Killer zu tun hatte.«
    »Genau der bin ich.«
    »Sie sind ein mutiger Mann.«
    »Das ist er tatsächlich«, bestätigte Ruby leicht gereizt.
    Deirdre wandte sich an Ruby: »Ich bewundere mutige Männer. Sie nicht, Ma’am?«
    Ich sagte zu Ruby: »Sie hat dich Ma’am genannt.«
    »Ich bin ja so froh, daß das jetzt geklärt ist«, sagte Deirdre. »Ich kümmere mich jetzt wieder um meine Arbeit.« Sie lächelte uns beide an, mich allerdings ein wenig anders als Ruby; sie legte den Kopf nett auf die Seite, sagte »tschüs« und rauschte dann vergnügt den Gang hinauf zur Kombüse. Bald würden soda bread mit Kerrygold-Butter und Orangenmarmelade und wäßriger Orangensaft zu servieren sein.
    Ruby fuchtelte drohend mit einem Finger vor meiner Nase herum und sagte: »Damit das zwischen uns beiden klar ist: Schau dich um, soviel du willst, aber wenn ich dich mit einer anderen Frau erwische, bringe ich dich um.«
    »Es ist so reizend, das Objekt deiner Begierde zu sein.«
    »Ich mache keine Witze.«
    »Wie steht’s mit andersrum?«
    »Das ist nur fair.«
    »Okay. Aber jetzt haben wir einen Mordpakt geschlossen.«
    »Was ist damit nicht in Ordnung? Warst du nicht schon mal verheiratet?«
    »Ich habe meine Frau nicht umgebracht.«
    »Hast du nie daran gedacht?«
    »Sagen wir einfach, ich bin oft zur Beichte gegangen.«
    Ein gerissenes Lächeln spielte über Rubys Lippen. Sie hatte es wieder mal geschafft, uns auf dieses Thema zu bringen. Und sie verschwendete keine Sekunde, direkt zur Sache zu kommen.
    »Erzähl mir was ganz Schreckliches über sie.«
    »Wer?«
    »Du meinst, über wen.«
    »Egal.«
    »Erzähl mir von dieser Judy. Gib mir etwas Schmutz, und ich halte auch bis Dublin meinen Mund.«
    »Dir ist klar, daß das krank ist?« Aber Ruby zuckte nur mit den Achseln und sagte: »Mir egal.« Und ich erkannte,

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