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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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tote Priester lag auf dem Bauch ausgestreckt vor dem Beichtstuhl. Rote und graue Flüssigkeiten sickerten aus einer Austrittswunde von der Größe einer Zehncentmünze auf der Rückseite des kahlen Schädels. Seine Hose war feucht und wurde noch feuchter, während der Tod seinen Körper trockenlegte.
    Ein Beamter mit einer Kamera fotografierte die Leiche aus allen möglichen Winkeln. Ein anderer pulte mit einem Messer das abgefeuerte Projektil aus der Rückwand des eichenen Beichtstuhls. Winzige rote Blutspritzer auf dem purpurnen Beichtvorhang wurden auf Dichte und Flugbahn ausgemessen. Fingerabdruckpulver, weiß und klebrig, war überall. Alle machten sich Notizen, jeder rauchte, niemand schien besonders erregt zu sein.
    Weiter vorn in der Kirche befand sich Father Twohy, der unglückliche junge Priester, der Father Kelly die letzte Beichte abgenommen und anschließend zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn die Letzte Ölung der römisch-katholischen Kirche gegeben hatte. Er stand jetzt vor einem Stuhl neben dem Altar und wischte mit einem feuchten Taschentuch über sein aschfahles und entsetztes Gesicht. Auf der Chorempore hinter ihm befand sich ein Dutzend die Totenklage haltende Nonnen, schwarz und kreischend wie ein Schwarm Krähen. Uniformierte Polizeibeamte hatten das Gotteshaus von den wenigen Gemeindemitgliedern geräumt. Eines von ihnen, ein sommersprossiges, schwangeres Mädchen, erinnerte sich, gesehen zu haben, wie ein glatzköpfiger Priester mit einem Taxi vorgefahren war, unmittelbar bevor sie die Stufen zur Kirche hinaufgegangen war.
    »Er sah völlig außer Atem aus oder so, und ich war wirklich überrascht, ihn später wie einen ganz normalen Menschen, dem irgendwas schwer auf der Seele lastet, in der Kirche sitzen zu sehen.«
    Die Detectives des zuständigen Reviers hatten Father Twohy verhört. Es wurden nicht sonderlich viele Fragen gestellt; Cops respektieren in der Regel die düstere Privatsphäre des Selbstmords. Und Father Twohys wenige Antworten verrieten nichts über die aufgewühlte Welt des toten Priesters. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll! Ich habe diesen Schuß gehört, ich bin auf meiner Seite des Beichtstuhls von der Bank gesprungen, ich habe den Vorhang aufgerissen, und da war er - ein Priester, mit einer Pistole im Mund, er stürzte zu Boden. Dann sah ich, daß es der alte Father Tim war. Er ist pensioniert, wohnt oben in Riverdale...«
    Ein glasklarer Fall. Was man Mogaill bei seiner unerwarteten Ankunft auch schon gesagt hatte, etwa zwanzig Minuten, nachdem Midtown-North in die Holy Cross gerufen worden war. »Wenn Sie wollen, sprechen Sie selbst mit der jungen Mutter und Father Twohy«, schlug einer der verhörenden Detectives vor, »aber ich glaube kaum, daß sie mehr zu sagen haben, als sie uns bereits gesagt haben.« Mogaill antwortete, das sei vermutlich so, nichtsdestoweniger notierte er sich die Namen.
    Lieutenant Ray Ellis, ein Mogaill schon lange bekannter Beamter, war mit den Ermittlungen am Tatort betraut. Er war klein, kahlköpfig, schlampig und gedrungen, er trug einen braunen Cop-Anzug und dazu schwarze Schuhe mit geriffelten Kreppsohlen. Außerdem trug er den unpersönlichen Gesichtsausdruck eines alten Polizeiveteranen; Mißtrauen seinen Mitmenschen gegenüber war in sein Gesicht gegraben wie der finstere Blick bei einer Bulldogge. Es war denn auch Ellis gewesen, der Father Twohy noch weiter entsetzt hatte, indem er direkt hier im Hause Gottes Zigarren austeilte.
    Ellis löste sich aus dem Kreis der Polizisten, die sich um die erforderlichen Aufräumarbeiten um die Schweinerei von Father Tims Leiche kümmerten. Er trat zu Mogaill. »Die Spurensicherung sagt, daß der Padre zweifellos seine eigene Kanone gefressen hat, daher hat es keinen Sinn, das Ding hier groß nach Fingerabdrücken abzusuchen, Captain«, sagte er und gab Mogaill eine kleine Pistole. »Sehen Sie sich das Altertümchen nur mal an!«
    »Danke, Lieutenant.« Die Tatwaffe schmiegte sich in Mogaills Hand. Er starrte auf eine Automatik Kaliber .25 mit einem kurzen, gebläuten Lauf, alles in allem etwa zehn Zentimeter lang, immer noch warm nach einem einzigen abgefeuerten Schuß aus dem sechsschüssigen Magazin. Der geriffelte Knauf war aus Hartgummi, das schon alt und spröde war, aber nur wenig benutzt aussah. Mogaill schaute zu Ellis auf und sagte: »Alt, aber ein Prachtstück, was?«
    »Es ist schon mehr als nur ein paar Jahre her, seit ich so ein Prachtexemplar das letzte Mal

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