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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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und er stand kurz vor der Pensionierung, war wohl gerundet nach einem Leben reich an gutem Essen und Trinken, hatte einen sehr kleinen Kopf voller roter Haarbüschel, die hin und her brandeten wie Meereswellen, wenn er erregt war. Er saß auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne hinter einem mit Büchern und Bonbonpapierchen übersäten Schreibtisch.
    Der arme Clooney war ein nervöser Typ und hatte das Pensionsalter schon lange hinter sich gelassen. O’Dowds Gefühlsausbruch bewirkte, daß er eine Menge Luft in die falsche Röhre bekam, was einen Hustenanfall zur Folge hatte.
    Ich klopfte auf Clooneys schmalen Rücken und sagte zu O’Dowd: »Schalten Sie runter, ich trage keine Kanone.«
    »Ich soll was?«
    Clooney schien langsam wieder zu sich zu kommen und ruderte wie ein verletzter Vogel mit den Armen. Er wich vor mir zurück und sagte zu seiner Verteidigung: »Mr. O’Dowd, tut mir leid, Sir, aber ich habe ihn direkt zu Ihnen gebracht, an mögliche Schießereien habe ich keine Sekunde gedacht.«
    »Aber er kommt aus New York!« O’Dowd war stinksauer auf Clooney, und seine Haare wellten sich wie verrückt. »Sehen Sie nur seine Baseballkappe!« Clooney zuckte zusammen. Zu mir sagte O’Dowd: »Stimmt’s nicht? Sie sind doch aus New York?«
    »Es ist mein Zuhause«, bestätigte ich. »Wo Hirsch und Antilope in Deckung gehen.«
    »Dreist und unverfroren ist er in die Präsenzbibliothek gekommen«, fuhr Clooney fort. »Ist einfach so mir nichts dir nichts zwischen den Regalen langgeschlendert, hat wie ein schwachsinniger Hohlkopf hier ein bißchen rumgeschnüffelt und da ein bißchen rumgeschnüffelt.«
    »Sie sind ihm gefolgt, sehr gut«, sagte O’Dowd.
    »Vielen Dank, Sir. Und als ich mich an ihn heranpirsche -«
    Ich unterbrach. »Normalerweise trage ich eine Kanone. Manchmal auch zwei oder drei.«
    Clooney sah aus, als würde er am liebsten in Ohnmacht fallen. O’Dowd forderte ihn auf: »Fahren Sie fort.« Clooney sah mich an. Ich nickte, und er fuhr fort.
    »Wie ich gerade schon sagte, Mr. O’Dowd, ich pirsche mich also gerade an den hier an, als mir plötzlich wieder einfällt, warum ich so mißtrauisch bin... abgesehen von der Tatsache, daß er hier einfach so herumgeistert, meine ich. Es sind auch früher schon Amerikaner reingekommen, die geglaubt haben, wir wären nur so etwas wie eine bessere Buchhandlung... «
    O’Dowd funkelte mich wütend an, als Clooney Amerikaner sagte.
    »Aber der hier, Sir, der kommt mir irgendwie bekannt vor. Dann fällt’s mir schlagartig wieder ein! Ich laufe schnell los, um meinen >Guardian< zu holen, und das hier habe ich gefunden.« Clooney zog die Zeitung aus der Seitentasche seiner Jacke und breitete sie auf O’Dowds Schreibtisch aus, aufgeschlagen an der Stelle mit Gunstons Sensationsstory und meinem Foto samt Hintergrundartikel.
    »Aha!« sagte O’Dowd und hob den Kopf von der Zeitung.
    »Aha was?« sagte ich.
    »Sie sind also mit irgendeiner verruchten Absicht hier, das ist’s.«
    »Sehen Sie sich das Foto noch mal an, Mann - ich trage Uniform, ich bin ein Cop!«
    Statt dessen starrte O’Dowd auf meine Yankees-Kappe. Dann auf den Rest meiner Kleidung. Er mußte überzeugt werden. Also griff ich nach meiner NYPD- Marke in der Seitentasche meines Blousons und sagte: »Ich will mir ja wirklich nicht mit Hilfe meiner Dienstmarke Zutritt zu Ihrer Bibliothek hier verschaffen, aber -«
    »Er will die Kanone ziehen, Clooney!« dröhnte O’Dowd. »Tun Sie was! «
    »O mein Gott, o mein Gott -!«
    Clooney stieß ein winselndes Geräusch aus wie ein Hund, der von einem Auto angefahren wird, und brach dann langsam auf dem Boden zusammen.
    »O mein Gott«, sagte O’Dowd leise und rieb sich nervös die Hände. Sein büscheliger Kopf schien in Flammen zu stehen. »Ist er tot?«
    Ich kniete mich neben Clooneys der Länge nach ausgestrecktem Körper und legte einen Finger auf seinen Hals, der zufriedenstellend pulsierte. »Holen Sie ihm ein Glas kaltes Wasser, O’Dowd«, befahl ich.
    O’Dowd hastete aus dem Raum. Ich massierte Clooneys verkrampften Nacken und Schultern, bis er wieder zu sich kam.
    »Ich brauche frische Luft«, hauchte er und stützte sich auf.
    »Und einen Chiropraktiker und einen doppelten Scotch«, schlug ich vor. Ich half ihm wieder auf die Beine. Seine Hände und Beine zitterten, und geistesabwesend marschierte er zur Tür. »Jetzt machen Sie mal einen Moment Pause, alter Knabe. Setzen Sie sich erst mal hin.«
    Ich bugsierte ihn auf O’Dowds Stuhl

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