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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Butter noch selbst. Es gibt auch Orangenmarmelade.«
    »Ich freue mich, Ihnen - und Gott - für eine weitere gute Mahlzeit danken zu können.«
    Mit offenem Mund holte Moira Brot, Butter, Marmelade und Besteck und deckte den Tisch. Ruby verneigte den Kopf und murmelte ein kurzes Gebet. Als sie fertig war, lächelte sie Moira an. »Holen Sie sich doch bitte auch eine Tasse und setzen sich zu mir, ja? Wir teilen uns diese Kanne hier.«
    Hatten die Männer sie jemals um so etwas gebeten? Sprachlos vor Dankbarkeit für diese einfache, großmütige Geste folgte Moira der Einladung. »Danke, Miss Ruby.« Moira saß mit auf dem Schoß gefalteten Händen da, während Ruby ihr Tee einschenkte. Entschuldigend und mit schlechtem Gewissen senkte sie die Augen und sagte: »O Gooott, ich habe gestern eine boshafte Bemerkung gemacht, die Sie mitbekommen sollten - das mit dem Golliwogg. Es tut mir ja so leid, Miss Ruby, ich -«
    »Vergessen wir’s einfach, Moira. Tun Sie mir von jetzt an bitte nur einen Gefallen, ja?«
    »Aye, was Sie wollen.«
    »Vergessen Sie das Miss, okay? Kein Miss Aufgeblasen mehr, und auch kein Miss Ruby mehr. Bitte - einfach nur Ruby.«
    »Ruby, aye.«
    »Gut. Und jetzt, Moira, erzählen Sie doch mal - sind Sie glücklich in diesem Haus?«
    Wieder tauchte der gequälte Ausdruck des Denkens auf Moiras Gesicht auf. Sie legte einen Finger an die Lippen, als sei sie nicht ganz sicher, welche Worte dort herauskommen würden.
    »So etwas hat mich noch nie jemand gefragt. Ich weiß nicht, wie ich sagen soll, was ich denke.«
    »Sagen Sie’s einfach ehrlich.«
    »Wenn Sie eine klare Antwort wollen, na schön. Glück ist nichts, was ich heute lebe, es ist etwas, woran ich mich nur noch erinnere.«
    »Als Sie noch ein junges Mädchen waren?«
    Moira errötete. »Und Liam ein kleiner Junge.«
    »Waren Sie ein Liebespaar?«
    Moira strich sich über den Hals, und damit bestätigte sich Rubys Intuition. »Bis zum heutigen Tag bin ich unschuldig geblieben«, sagte Moira. »Verstehen Sie?«
    »Ich habe es nicht böse gemeint, tut mir leid.«
    »Nae, ich bin diejenige, der es leid tut. Heilige Mutter Gottes, schütze mich, aber es tut mir leid, daß ich noch unschuldig bin.«
    Ruby griff über den Tisch und berührte Moiras Hand. Moira registrierte es kaum, so weit weg war sie. Einige Minuten sagte keine der beiden Frauen ein Wort. Schweigend tranken sie ihren Tee.
    Dann sagte Ruby: »Sie müssen ihn immer noch sehr lieben.«
    »Muß ich?«
    »Sie sind schon all die Jahre hier.«
    »Und ich gestehe, daß ich jeden einzelnen Tag all dieser Jahre in seinen Morgentee gespuckt habe. So, das ist ja wohl was, aber ich würde es nicht Liebe nennen, soweit ich mich an Liebe erinnern kann.«
    »Tut mir leid... «
    »Aye, aber was nutzt es? Schon bald wird der Große Boss - so nenne ich ihn heimlich - runterkommen und seine Wünsche rausbrüllen. Frühstücksspeck und Schweinswürstchen und mein soda bread, und ein weiches Spiegelei... und später eine Tasse van-Houten-Kakao. So läuft das hier morgens. Und auch mein ganzes Leben. Tag für Tag, jahraus, jahrein. Daran wird sich wahrscheinlich auch nichts mehr ändern, wissen Sie, egal wie leid es irgendwem tut.«
    »Moira -?«
    Eine Männerstimme. Ruby und Moira schauten auf, um Snoody in die Küche kommen zu sehen. Mit rausgedrückter Brust und die Aufschläge seiner Jacke mit den Händen umklammernd, als sei er Herr über alles, worauf sein Blick auch fiel.
    »Du hast Gesellschaft heute morgen«, sagte Snoody zu Moira und deutete naserümpfend auf Ruby. »Deshalb bist du also mit seinem Tee so spät dran.«
    »Was denn, habe ich Sie etwa davon abgehalten, Liam eine köstliche Kanne Morgentee zu bringen?« sagte Ruby mit einem verschmitzten Lächeln zu Moira. Dann lachte Ruby laut, und Moira stimmte ein, als hätte sie seit Jahren nicht mehr gelacht.
    »Was ist das hier?« sagte Snoody mit einem alarmierten Pfeifen seiner Nase.
    »Tut mir sehr leid«, sagte Ruby, »aber heute läuft es mal anders. Ihr zwei Jungs seid auf euch allein gestellt, denn ich gehe mit Moira ins Dorf frühstücken, damit sie zur Abwechslung auch mal bedient wird.«
    »Ich verstehe nicht, Ruby.«
    »Ist doch ganz einfach. Wenn Sie etwas haben wollen, dann holen Sie es sich selbst. Zum Beispiel hat Moira angefangen zu backen. Übernehmen Sie, Snoody. Sollten Sie Fragen haben, dann werfen Sie einfach mal einen Blick ins Kochbuch.« Ruby stand auf. »Kommen Sie, Moira?«
    »Aye, ich komme.«
    »Jetzt aber mal

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