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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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und gab ihm ein Bonbon. Er bedankte sich. Dann kam O’Dowd wieder ins Büro gestürmt, gefolgt von einem anderen Mann, so alt wie Clooney oder sogar noch älter, wenn auch erheblich kräftiger, mit strahlend blauen Augen und einem schneeweißen, gepflegten Vollbart.
    »Das ist er, Chancellor - das ist er! « rief O’Dowd und richtete in anklagendem Triumph einen Finger auf mich. Dann erspähte er Clooney hinter seinem Schreibtisch auf dem Bonbon kauend. O’Dowd wirbelte zu mir herum und blaffte: »Was soll das jetzt werden?«
    »Er sammelt sich wieder, nachdem Sie es geschafft haben, daß er ohnmächtig wurde, Sie Trottel«, sagte ich. »Und? Wo ist das Glas kaltes Wasser, das Sie ihm holen sollten? Und wieso kämmen Sie sich eigentlich nicht anständig?«
    Der Kanzler drehte sich um und sagte zu O’Dowd: »Was denn, Sie haben den alten Clooney niedergeschlagen?«
    O’Dowd lachte verlegen. »Also, es war nicht ganz so, Sir.«
    Mit einer Hand auf Clooneys zitternder Schulter sagte ich zu dem Kanzler: »O’Dowd findet es ziemlich witzig, meinen Freund Clooney hier grob zu behandeln, ich allerdings nicht. Finden Sie das auch witzig, Sir?«
    »Mit Sicherheit nicht!« Der Kanzler drehte sich zu O’Dowd. »O’Dowd, können Sie das erklären? Hier ist kein Bewaffneter, wie Sie behaupten. Ich sehe nur diesen amerikanischen Burschen und den alten Clooney, der sich in einem schrecklichen Zustand befindet.«
    O’Dowd ereiferte sich. »Aber darum... darum geht’s doch gar nicht!«
    »Ich bin kein Bewaffneter, Sir«, sagte ich. »Vielleicht braucht Ihr O’Dowd einen Arzt und einen langen Urlaub?«
    »Darf ich etwas sagen?« fragte Clooney.
    »Ganz ruhig, Kumpel«, sagte ich zu ihm. Dann nahm ich den >Irish Guardian< mit meinem Foto vom Schreibtisch und ging damit zu den beiden anderen hinüber. Ich bot dem Kanzler meine Hand an und sagte: »Hier herrscht nur ein bißchen Unklarheit, Sir, das ist alles. Versuchen wir, die Sache aufzuklären, ja?«
    »Peadar Cavanaugh«, stellte er sich vor und schüttelte mir die Hand.
    »Chancellor Cavanaugh, mein Name ist Neil Hockaday. Ich bin auf Besuch hier aus New York, wo ich als Detective bei der Polizei arbeite. Hier ist meine Legitimation.« Ich gab Cavanaugh die Zeitung, nahm dann die goldene Dienstmarke aus der Tasche und zeigte ihm diese ebenfalls.
    »Wie Sie der Zeitung entnehmen können, war ich gestern am Tatort eines Mordes in der O’Connell Street. Heute morgen bin ich dann in die Bibliothek gekommen, um ein paar Nachforschungen über meine Familie anzustellen, als der unerschrockene Clooney hier mich erkannte und ein wenig erregt reagierte.«
    Ich sah Clooney an und tippte salutierend an meine Kappe, woraufhin er diese Geste erwiderte. O’Dowd funkelte Clooney daraufhin wütend an, der sich von seinem Stuhl erhob. Ich wendete mich wieder Cavanaugh zu. »Clooney bittet mich dann, ihn hierher zum Bibliothekar zu begleiten, und als nächstes fängt O’Dowd an, irgendwas von Waffen und Kanonen zu brüllen.«
    »Ich habe durchaus nicht gebrüllt«, protestierte O’Dowd.
    »Doch, haben Sie wohl«, sagte Clooney und nutzte die Gunst der Minute. Er setzte sich wieder auf O’Dowds Stuhl.
    Cavanaugh befingerte den Rand seines Bartes und fragte: »Sagen Sie, Mr. Hockaday, um was genau geht es bei Ihren familiären Nachforschungen?«
    »Mein Vater hat hier studiert. In den dreißiger Jahren, vor dem Krieg.«
    »Dann sind Sie also Aidan Hockadays Junge?«
    »Sie kannten ihn?«
    Zu O’Dowd und Clooney sagte Cavanaugh: »Machen Sie weiter, Gentlemen.« Dann zu mir: »Kommen Sie, Mr. Hockaday, ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten.«
    Der Kanzler drehte sich zum Gehen um, und ich folgte ihm. Als ich an O’Dowd vorbeikam, machte ich mit meiner Hand eine Pistole und sagte: »Peng, peng, Sie sind tot.« Diesmal lachte Clooney, aber nicht leise.

    Die Jugend verläßt einen niemals, sie meldet sich nur zu den ungelegensten Zeiten zurück.
    Als ich nun durch die hallenden Korridore des Trinity College ging, im Gleichschritt mit dem respekteinflößenden Gang von Chancellor Peadar Cavanaugh, jagte mir dieser flüchtige Gedanke durch den Kopf. Ich hatte ihn schon einmal gehört. Wann, und von wem...?
    Meine Jugend... Father Tim.
    Nicht ein Wort wurde zwischen Cavanaugh und mir gewechselt. Wir waren beide in Gedanken versunken. Meine kreisten um meine Jugend.
    Ich dachte an ungeliebte Knickerbocker, eine ungeliebte Krawatte und an die Holy Cross School. Und an die unzähligen

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