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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Toten spielen. Ihr Vater hat das immer gesagt, es stammt von Voltaire.«
    »Soweit ich weiß, mochte er auch die Dichtkunst.«
    »Das ist richtig.«
    »Hat er selbst Verse geschrieben?«
    »Nicht daß ich wüßte«, sagte Cavanaugh. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe erst kürzlich etwas von ihm gefunden, und das ist einer der Gründe, warum ich jetzt hier in Irland bin. Es sind ein paar Zeilen auf der Rückseite eines alten Fotos.«
    »Ich verstehe«, sagte Cavanaugh mit jähem Desinteresse und zog eine Manschette zurück, um auf die Uhr zu schauen. Wie ein ungeduldiger Amerikaner, dachte ich, wie Father Tim und Davy Mogaill.
    »Möchten Sie die Zeilen nicht hören?« fragte ich.
    Cavanaugh wendete den Blick ab. Und ich wußte, daß ich ins Herz von irgend etwas getroffen hatte, von dem er vielleicht wünschte, es möge endlich sterben. Ich rezitierte: »>Ertränkt alle Hundes sagte die zornige junge Frau, >sie haben meine Gans und eine Katze getötet. Ertränkt, ertränkt sie in der Wassertonne, ertränkt alle Hundes sagte die zornige junge Frau.«
    Ich erhielt keine direkte Reaktion. Aber andererseits war nahezu nichts an unserer Zusammenkunft im Ould Plaid Shawl direkt gewesen. Cavanaugh schaute mich wieder an. Seine Augen tränten.
    »Geh nach Hause, Junge«, sagte er.
    »Ich will es wissen.«
    Er sah aus, als hätte ich ihn geschlagen. »Sie sind anders als die meisten Yanks, die nach Irland kommen. Und Sie tun mir leid. Sie werden nicht den Luxus des Gefühls haben, Ihr Herz schlüge langsamer hier, das Gefühl zu wissen, daß dies ein wunderbarer Ort ist, um sich neu beleben zu lassen. Können Sie mir folgen?«
    »Ich glaube eigentlich nicht... «
    »Was ich damit sagen will, Sie tun mir gottverdammt leid, daß Sie Ihrem Dad so ähnlich sind, Gott hab ihn selig.«

    Solange ich mich noch an diese Dinge erinnerte, die Cavanaugh gesagt hatte, bevor er entschied, plötzlich von den Pflichten eines Kanzlers gerufen zu werden, trug ich sie in mein Notizbuch ein. Dann erhob ich mich von den Stufen der Bibliothek und ging wieder hinein, wo ich die nächsten dreißig Minuten damit verbrachte, Karteikarten und Computerindizes nach Studentenorganisationen des Trinity abzusuchen.
    Da ich keinen Erfolg damit hatte, das zu finden, was ich brauchte, beschloß ich, noch einmal O’Dowd aufzusuchen.

    »Was ist denn nun wieder, Mr. Hockaday?« fragte er streng, als ich ein zweites Mal in sein Büro geführt wurde, diesmal von einer rundlichen und freundlichen Sekretärin.
    »Ich suche eine Information, die ich in Ihren Schlagwortkatalogen nicht finden kann«, sagte ich.
    »Was genau?«
    »Gibt es eine Organisation auf dem Campus namens Dublin Men’s Society of Letters?«
    »Noch nie davon gehört, fürchte ich.«
    »Vielleicht in zurückliegenden Jahren - sagen wir mal in den Dreißigern?«
    »Vor meiner Zeit, fürchte ich.«
    »Ja - aber im Studentenjahrbuch von 1934 wurde die Dublin Men’s Society of Letters als eine der Auszeichnungen meines Vaters genannt. Also hat es sie gegeben, zumindest in der Vergangenheit.«
    »Dann müßte es auch Querverweise in den Schlagwortkatalogen geben.«
    »Gibt es aber nicht.«
    O’Dowd zuckte mit den Achseln. »Tja, was vorbei ist, ist vorbei.«
    »Da liegen Sie aber voll daneben - fürchte ich.«

25

    »Ecke Broadway und Twohundred-fortieth gibt es einen Diner. Kommen Sie allein.«
    »Sie sind genau der Bursche, mit dem ich schon eine ganze Weile reden will. Aber ich bitte Sie, es ist in der beschissenen Bronx. Wenn ich da rauf muß, ist meine ganze Nacht im Eimer.«
    »Dann machen Sie sich mal keine Gedanken darüber, ein Held zu sein. Ich bin nur ein weiterer Krimineller, der frei herumläuft - Allerdings sollten Sie wissen, daß ich etwas habe, das ein gewisser Inspector im Präsidium gern in die Finger bekäme - ein gewisser Inspector, der sich jederzeit einem alten, auf die Pensionierung zusteuernden Knaben wie Ihnen gegenüber anständig verhalten könnte. Aber vergessen Sie’s einfach. Ich sehe schon, Ihre Zeit ist viel zu kostbar. Ich kann ja immer auch noch den direkten Weg wählen und Ihnen all die Umstände und Mühen ersparen.«
    »Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf. Um was geht’s?«
    »Revanche.«
    »Ach ja? Und was springt für mich dabei heraus?«
    »Ruhm und Ehre, mein Freund.«
    »Davon hab ich schon den ganzen Arsch voll, und zwar weil ich ja nun mal das schöne, reine Leben eines New Yorker Cops lebe.«
    »Wie ich schon sagte, ich kann auch den direkten

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