Ertränkt alle Hunde
sagte Mogaill zu ihr.
»So was Morbides sagt man doch zu keinem unschuldigen, süßen Kind«, meinte Ellis.
Das süße Kind bekam einen roten Kopf und ließ sie schnell wieder allein. Allerdings war sie auch wieder nicht so entsetzt zu vergessen, sich noch den Zehner zu schnappen.
»Ihr vorlautes Mundwerk«, sagte Mogaill. »Sie könnten dem Mädchen so viel Angst machen, daß sie noch die Bullen ruft.«
»Wenn Sie nicht innerhalb von zwei Sekunden auspacken, ruf ich selbst an.«
Mogaill überhörte die Drohung. »Erinnern Sie sich noch, was Sie im Radio gesagt haben, als Father Kelly sich erschossen hat?«
»Was zum -?«
»Sie haben gesagt, und ich zitiere: >Hier geht’s todsicher nicht darum, wer’s getan hat, das ist so offensichtlich wie Furunkel auf dem Nacken eines Fettsacks... Der Padre hat beschlossen, einen großartigen Abgang zu inszenieren... Und uns die Frage zu lassen, warum zum Teufel?< Das ist eine Art sondierender Argwohn, der mir gefällt, Ray. So was begegnet man bei der Polizeiarbeit viel zu selten.«
»Ich hätte noch ein paar erstklassige Fragen, wie Sie da ins Bild passen.«
»Zum Beispiel?«
»Vor allen Dingen mal: Was hatte überhaupt eine Bombe in Ihrem hübschen Haus in Queens zu suchen? Und wie kommt’s, daß dieser IRA-Typ Arty Finn ins Gras beißt, als er vorbeikommt? Und wieso haben Sie sich hinterher verdünnisiert? Sie sind eine sehr gesuchte Person. Unter Verdacht, verstehen Sie?«
»Aye, das hab ich den Zeitungen entnommen.«
»Außerdem könnte ich Sie fragen, was mit diesem Dubliner Cop namens Dennis Farrelly los ist, den wir nackt und tot drüben in Hell’s Kitchen gefunden haben? Und haben Sie von dem hübschen, spektakulären Mord gehört, in den Ihr Kumpel Hockaday verwickelt wurde, kaum daß er eine Stunde in der alten Heimat ist?«
»Wie kommen Sie drauf, daß ich von Farrelly weiß?«
»Ein kleines Vögelchen hat mir mal gezwitschert, daß ihr Harfen zusammenhaltet.«
»Nae, nicht immer, fürchte ich.«
»Okay, das reicht. Ich hab die Schnauze voll.«
Ellis rutschte auf seinem Platz und ließ die Wirbelsäule knacken. Dann leerte er sein Glas Bier in vier lauten Schlucken. Gleichzeitig ließ Mogaill die linke Hand in eine Seitentasche seiner Anzugjacke gleiten, und mit der rechten griff er unter die Jacke nach dem Holster.
»War wirklich super, Sie mal wiederzusehen, Davy, und vielen Dank für das Bier«, sagte Ellis und wischte mit dem Handrücken Schaum von seinen Bulldoggenlippen. »Aber da ich hier zero kriege, lassen Sie mir gar keine andere Wahl, als streng nach Vorschrift weiterzumachen. Was bedeutet, ich verhafte Sie unter Mordverdacht, Captain. Kommen Sie jetzt schön brav mit?«
»Ich glaube nicht.« Mogaill zog die .38er und rammte sich die Mündung ins rechte Ohr. Er stützte den Arm ab, indem er seinen Ellbogen auf den Tisch legte. Mit schmerzerfülltem Lächeln sagte er: »Wenn ich denn wirklich gehen muß, dann leg ich mich lieber selbst um.«
»Das gibt’s doch nicht!« stieß Ellis rauh aus und hoffte, daß sich niemand zu ihnen umdrehte. »Reden wir doch noch ein bißchen, Davy. Kommen Sie, ich hab die ganze Nacht Zeit...«
Mogaill spannte den Hahn und schwieg.
»Kommen Sie, Davy, wollen Sie die Kanone nicht lieber weglegen? Was soll das?«
Mogaill zog eine Tonbandkassette aus der Tasche und ließ sie auf den Tisch fallen.
»Was ist das?« fragte Ellis.
»Darum geht’s. Und wie Sie vielleicht sagen würden, es ist mehr als zero.«
Ellis nahm die Kassette vom Tisch. Mogaill behielt den gespannten Revolver an seinen Kopf gedrückt.
»Das ist es also, was ich Neglio bringen soll. Ist es doch, Davy, oder?«
»Sagen Sie ihm, es stammt aus dem Anrufbeantworter des Priesters. Sagen Sie ihm, er soll eine Abschrift anfertigen lassen und es Hockaday schicken, Wort für Wort und sehr schnell.«
»In Ordnung, Sie haben gewonnen. Und jetzt nehmen Sie die Kanone runter, Davy. Jesus, Sie machen mich nervös.«
Mogaill rührte sich nicht.
»Denken Sie doch an diese nette Kellnerin, die Ihrer Frau wie aus dem Gesicht geschnitten ist, Davy. Sie wollen doch später wieder hier vorbeikommen können und sie der alten Zeiten wegen anschauen, oder? Wenn Sie mich weiter so nervös machen, fängt meine Hose noch an, komisch zu riechen, und dann wird Miss Süßes Ding Sie vielleicht rausschmeißen.«
»Sie erinnern sich doch noch an meine Brenda, stimmt’s?«
»Klar, als wär’s gestern gewesen.«
»Wunderschön, das war sie doch,
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