Erwachende Leidenschaft
Colin hatte ihr ja gesagt, daß er arbeiten wollte.
Mindestens eine Stunde war verstrichen, als sie sich dann doch entschloß, ihn zu unterbrechen. Ihr Haar war nun völlig trocken, aber nachdem sie den Hausmantel angezogen hatte, nahm sie sich noch einmal gute zehn Minuten Zeit, um die Locken erneut zu bürsten. Alle paar Minuten gähnte sie herzhaft. Das heiße Bad und die Wärme des Ofens hatten sie schläfrig gemacht, aber sie wollte keinesfalls während Colins Erklärungen einnicken.
Dann ging sie den Flur entlang zu seinem Arbeitszimmer. Sie klopfte und trat ein, doch Colin saß nicht an seinem Tisch. War er in sein Schlafzimmer gegangen oder nach unten? Sie beschloß, hier auf ihn zu warten, und ging um den Tisch herum, um ein Blatt Papier zu nehmen. Sie wollte gerade nach Feder und Tinte greifen, als Colin in der Tür seines Schlafzimmers erschien.
Sein Anblick raubte ihr den Atem. Colin hatte offensichtlich ebenfalls gebadet, denn sein Haar war noch feucht, und er trug nur ein Paar schwarze Hosen. Und die waren nicht zugeknöpft.
Er besaß eine kräftige Statur. Seine Haut war wundervoll gebräunt, und die Schwellungen sehniger Kraft unter seiner Haut erinnerte sie an einen Panther. Die Muskelstränge spannten sich sanft, wenn er sich bewegte. Seine Brust war mit dichtem, schwarzem Haar bedeckt, daß sich bis zu seiner Taille hinunterzog.
Und tiefer blickte sie nicht.
Colin lehnte sich an den Türrahmen, kreuzte die Arme vor der Brust und lächelte sie an. Eine schwache Röte überzog ihre Wangen. Sie faltete und entfaltete das Stück Papier nervös in ihrer Hand und versuchte verzweifelt, gelassen zu wirken. Er würde ganz langsam und gefühlvoll vorgehen müssen, erkannte er, und es würde kein leichtes Unterfangen werden, denn Colin hatte noch nie eine Jungfrau im Bett gehabt. Zudem sandte ihr Anblick ihm bereits jetzt Wellen der Hitze durch den Körper. Es erregte ihn schon, sie nur anzusehen. Sein Blick war auf ihren Mund geheftet, und er mußte daran denken, was sie mit diesen weichen, vollen, leicht schmollenden Lippen alles würde anstellen können.
»Colin? Woran denkst du?«
Er hielt es für keine gute Idee, ihr die Wahrheit zu sagen. »Ich habe mich gefragt, was du da mit dem Blatt machst«, log er statt dessen.
Ihre Konzentration war durch ihre Nervosität so vernichtet, daß sie erst auf ihre Hände blicken mußte, um zu begreifen, was er sie fragte. »Notizen«, sagte sie hastig mit einem knappen Nicken.
Er hob die Augenbrauen. »Notizen?«
»Ja. Ich dachte, wenn du mir diese Dinge erklärst, könnte ich mir Notizen machen, damit ich später nichts Wichtiges vergesse. Geht das in Ordnung, Colin?«
Die Angst in ihrer Stimme würgte seine Belustigung ab. »Du bist wirklich sehr praktisch veranlagt«, sagte er.
Sie lächelte. »Danke. Mein Vater war der erste, der mir beibrachte, wie wichtig Organisation ist. Dann hat die Mutter Oberin die Lektionen übernommen.«
Lieber Himmel, sie wünschte, sie würde nicht so einen Unsinn daherreden.
»Wie alt warst du eigentlich, als dein Vater starb?«
»Elf.«
»Und du weißt trotzdem noch …?«
»O ja, ich kann mich an alles erinnern, was er mir beigebracht hat«, antwortete sie. »Es machte ihm Spaß, Colin, und auch ich habe die Zeit immer genossen, die wir zusammen verbracht haben. Es machte ihn glücklich, über geschäftliche Transaktionen zu reden, und es machte mich glücklich, daß er mich mit einbezog.«
Sie knüllte das Stück Papier zu einem Ball. Colin hatte Zweifel, daß sie es bemerkte. »Ich notiere bloß Schlüsselwörter, versprochen.«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Du wirst keine Notizen brauchen«, versicherte er ihr. »Du wirst dich bestimmt an alles erinnern können.«
Er war verdammt stolz auf sich. Der Drang zu lachen war fast übermächtig geworden, und dennoch hatte er sich zurückhalten können.
»Na gut.« Sie wandte sich wieder zum Tisch, wollte den Zettel zurücklegen und bemerkte endlich, was sie daraus gemacht hatte. Sie schleuderte das Ding in den Abfallkorb und wandte sich wieder zu ihm um.
Das warme Leuchten seiner Augen ließ sie behaglich schaudern, und sein schelmisches Grinsen beschleunigte ihren Herzschlag. Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen.
Lieber Gott, er war schön! Bevor sie sich beherrschen konnte, platzte sie laut damit heraus.
Er lachte auf, aber das störte sie nicht, und sie lächelte ihn an. »Jedenfalls für einen Drachen«, neckte sie ihn.
Die Art, wie er
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