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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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haben … und das wird es bald. Bald werden wir die Identität jedes Grigori kennen – der jetzigen und der künftigen.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Lincoln und lachte dabei fast.
    »Lass uns abwarten, wie unmöglich es ist, wenn wir erst mal die Liste haben.«
    Furcht schwang in meiner Stimme mit. »Was für eine Liste?«
    Onyx gluckste. »Eigentlich ist es ein Schriftstück. Bald werden wir den Namen und den Schöpfer eines jeden Grigori kennen, selbst von denen, die ihre Zusage noch nicht gegeben haben. Es ist fast langweilig, wenn man darüber nachdenkt, wie einfach dann alles wird.« Er schaute in die Ferne und gab sich Tagträumen hin.
    Ich hatte für meine Zusage einen Grund gefunden. Meine Entscheidung war, Lincolns Leben zu retten. Auch wenn ich anscheinend nichts gegen den Hass unternehmen konnte, der in mir brodelte, wenn ich an ihn dachte und an alles, was zwischen uns passiert war, wusste ich jetzt, dass meine Entscheidung richtig gewesen war. Ich hatte einen Grund gehabt, ein Grigori zu werden. Nun hatte mir Onyx einen Grund geliefert, auch ein Grigori zu sein.
    Angewidert starrte ich Onyx und Joel an. »Ihr werdet diese Liste niemals bekommen. Das verspreche ich euch.« Während ich sprach, wusste ich, dass ich alles Notwendige tun würde, um zu verhindern, dass ihnen unschuldige, schutzlose Grigori zum Opfer fielen, die nicht einmal wussten, was sie waren. Es war schon hart genug, es so herauszufinden wie ich – allein der Gedanke daran, dass Verbannte wissen könnten, wer sie waren, bevor sie es selber wüssten … Nein.
    Joel sagte: »Ich sehe, dass du das glaubst. Ich bewundere sogar deine Überzeugung, aber ich fürchte, du wirst nicht da sein, um es zu verhindern.«
    Lincoln schob ein wenig die Schulter vor mich und nahm eine beschützerische Haltung ein. Ich unterdrückte das Bedürfnis, ihn wegzustoßen. Selbst jetzt empfand ich ihm gegenüber Wut.
    »Ihr seid ihretwegen hergekommen?«, fragte Lincoln.
    »Ja«, sagte Joel einfach. Die gleiche Energie, die ich in der Gasse gefühlt hatte, als der Aufräumtrupp kam, surrte durch mein Inneres. Ich packte Lincolns Hand und sprach rasch und so leise ich konnte. »Griffin und Magda sind hier. Sie haben Unterstützung mitgebracht.«
    »Das weißt du?«, flüsterte er überrascht. Ich nickte leicht.
    Ich konnte sie auf der anderen Seite des Kreises der Verbannten spüren.
    Lincoln stellte sich aufrecht hin. »Ihr werdet sie nicht anrühren«, knurrte er.
    Onyx seufzte dramatisch. »Ich möchte dir ja fast glauben, aber die halbe Arbeit ist schon erledigt. Sie ist befleckt«, sagte er, als hätte ich irgendeine Krankheit.
    »Wovon zum Teufel sprichst du?«, fragte ich.
    Er lächelte. »Lass mich das kurz demonstrieren.« Mit einer weiten, schwungvollen Geste breitete er beide Arme aus und der Raum versank in einem tiefen rötlichen Schimmer.
    Schatten lösten sich aus den Wänden und der Decke und tanzten auf mich zu. Mein Atem beschleunigte sich und ich fühlte, wie sich mir vor Angst die Kehle zuschnürte. Die kunstvollen Kronleuchter, die zu Dutzenden an der Decke hingen, sahen aus, als würden sie schmelzen; Feuer und flüssiges Glas tropfte auf die tanzende Menge. Die blutroten Vorhänge, die in den Ecken des Raumes drapiert waren, kräuselten sich wie verrückt, wie ein tobendes Meer, das alles verschlang, das in seine Nähe kam. Die dunklen Holzdielen splitterten und flogen nach oben, wie scharfe Holzschwerter, die sich vom Boden erhoben.
    Die Menschen schrien, als sie von den Holzspitzen aufgespießt wurden und tropfendes, lavaähnliches Glas Löcher in sie hineinbrannte. Ich versuchte, nach vorne zu treten, um an Stephs Seite zu sein, aber ich war wie gelähmt. Die Gesichter der Verbannten, die mich umringten, hatten sich in die unterschiedlichsten Geschöpfe verwandelt – Tiere, Gargylen, Raben und Schlangen. Einige sahen aus, als würden Reißzähne aus ihrem Mund ragen; sie fingen damit an, hilflose Menschen in den Hals zu beißen. Andere verwandelten sich in gleißende Lichter, die mir in den Augen brannten. Ich begann zu schreien und auch wenn ich wusste, dass sie mich mit meiner eigenen Vorstellungskraft austricksten, überwältigten mich Furcht und Panik.
    Mir wurde bewusst, dass Lincoln mich an den Schultern gepackt hatte und versuchte, mich aus dieser Vision herauszuschütteln. Aber es half nichts. Ich versuchte, auf meine Macht zuzugreifen, um meine Mauern zu errichten. Aber Onyx und Joel arbeiteten zusammen und durchbrachen

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