Erwacht
in diesem Moment verlor, und er zog mich an sich. Wieder konzentrierte ich mich auf meine innerste Kraft und begann, Schutzmauern zu errichten. Dadurch gingen Lust und Verlangen zurück und ich fühlte allmählich, wie mir der Durchbruch gelang.
Ich erlangte nicht nur meine Selbstbeherrschung, sondern war auch in der Lage, in meine Kraft zu sehen. Morgen und Abend flammten vor mir auf und in ihnen sah ich Fasern meines Innersten, meiner Seele. Etwas, das nicht ich war, war um mich herumgewickelt, würgte mich.
Mir wurde klar, dass ich nach einem Teil meiner selbst suchte, der weggeschlossen war. Ich versuchte, mich von etwas zu befreien. Gerade als ich wieder auf meine Kräfte zugreifen und mir von dort Hilfe holen wollte, zog sich Phoenix von mir zurück, zerstörte meine Konzentration und brachte mich abrupt zurück in die Realität. Ich starrte ihn ein wenig erschrocken an. Sofort wanderte seine Hand zu meinem Gesicht – wie so oft – und Ruhe durchflutete mich, die alles andere dämpfte.
»Du hast mich hinausgedrängt. Das hat bis jetzt noch niemand geschafft.« Prüfend schaute er mich an und versuchte meine Reaktionen einzuschätzen. Was mir etwas unangenehm war.
»Phoenix …« Doch ich bekam nie die Gelegenheit, zu Ende zu sprechen. Als ich den Mund öffnete, flutete Apfelgeschmack hinein. Alles in mir schrie, dass Gefahr drohte.
»Verbannte.«
Phoenix erstarrte. »Es können keine hier sein, ich kann sie nicht spüren …« Aber nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte, fragte er: »Wie viele?«
Ich konzentrierte mich, versuchte, es herauszufinden. Das hatte ich noch nie zuvor getan. »Ich bin mir nicht sicher.« Aber als ich auf meine engelhaften Kräfte zurückgriff, fühlte ich eine Veränderung – es war etwas Neues, als wäre ich irgendwie in der Lage, die Sinne auszufahren und zu suchen. Ich schaffte das nur für ein paar Sekunden, gerade lang genug, um einen Blick zu erhaschen. »Viele … Acht … Vielleicht auch mehr.«
Phoenix stieß eine Reihe von Flüchen aus, die ich noch nie aus seinem Mund hatte kommen hören, dann knirschte er mit den Zähnen. »Ich kann sie immer noch nicht spüren. Wie nah sind sie?«
Das konnte ich sagen. »Sie sind noch draußen, aber nicht mehr lang.« Er stand auf. »Warte hier. RÜHR DICH NICHT VON DER STELLE!«, befahl er. Und dann war er weg.
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
»Es gibt zwei großartige Tage im Leben eines Menschen: Der Tag, an dem er geboren wird, und der Tag, an dem er herausfindet, warum.«
WILLIAM BARCLAY
I ch griff nach meinem Handy. Bevor ich Zeit hatte, nachzudenken, drückten meine Finger Schnellwahl Eins.
»Violet? Was ist los?«
»Sie sind hier, Linc. Verbannte, eine Menge.«
»Wo bist du?«, fragte er schnell. Ich konnte hören, wie seine Wohnungstür zuschlug und er die Treppe hinunterlief.
»Hades.«
»Rühr dich nicht. Unternimm nichts. Ich bin auf dem Weg.« Er legte auf. Er wohnte nur ein paar Häuserblocks entfernt; er würde nicht lang brauchen, wenn er rannte, so schnell er konnte.
Ich schaute hinüber zur Tanzfläche, wo Steph an Marcus hing. Sie sah mich und fuchtelte mit der Hand in der Luft herum, um mir zu signalisieren, dass ich zu ihr kommen sollte. Ich dachte daran, sie zu warnen, aber ich wollte nicht, dass sie einen Panikanfall bekam. Ich schüttelte den Kopf. Sie versuchte es noch einmal, aber nach einem gezwungenen Lächeln und einem weiteren Kopfschütteln meinerseits gab sie es auf.
Ich spürte, dass sie näher kamen. Sie waren vor der Eingangstür. Ich konnte sie irgendwie sehen, konnte sie fast genau lokalisieren, wie durch eine Art Infrarotsichtgerät.
Ich konzentrierte mich und versuchte herauszufinden, wie viele es genau waren. Mir wurde klar, dass es zehn waren; zwei von ihnen waren sehr mächtig, sie waren von etwas umgeben, das ich nur als goldene Aura beschreiben konnte. Schauer, die sich anfühlten wie Stiche, liefen mir über den Rücken, sobald ich mich auf sie konzentrierte.
Als ich versuchte, meine Macht zu benutzen, um Phoenix zu finden, überkam mich lediglich das Gefühl, mein Magen würde absacken. Ich konnte ihn überhaupt nicht spüren. Ich verstand nicht, warum ich die anderen Verbannten spüren konnte, und ihn nicht – es war, als hätte er die Macht, mich zu blockieren. Aber die anderen … Sie waren jetzt hereingekommen – da war ich mir sicher.
Ich entdeckte ein grünes Notausgangschild zu meiner Rechten, aber ich weigerte mich, wegzulaufen. Zum ersten Mal geschah das
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