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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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füllte das gesamte untere Stockwerk und ergoss sich auf die Terrassen, die sich zur Nacht hin öffneten. Alle Gäste hatten viel zu viel von allem an sich. Einen Moment war ich befangen und hoffte, dass ich mich schick genug gemacht hatte – ich fühlte mich ein wenig nackt so ganz ohne Schmuck und mit offenem Haar.
    Wie aufs Stichwort flüsterte mir Phoenix ins Ohr: »Du bist so sexy, dass ich Mühe habe, meine Hände bei mir zu behalten.«
    Ich wurde ruhiger und lächelte. Dieses ganze »meine Gefühle lesen«-Gedöns hatte auch seine Vorteile, dachte ich.
    Steph passte gut hierher, sie trug ein atemberaubendes smaragdgrünes Seidenkleid, das ihre olivfarbene Haut umschmeichelte. Die Tatsache, dass sie sich kunstvoll eine Perlenkette um den Hals geschlungen hatte, unterstrich ihre Wirkung noch.
    Phoenix sah umwerfend aus. Ohne Krawatte oder Jackett, aber das passte zu seinem Look. Er war ganz in Schwarz, deshalb sah sein Haar einfach unglaublich aus. Seine Farbe war ein ganz dunkles Pflaumenblau, fast Schwarz, dazwischen glänzend silbrige Strähnen.
    Wo immer er war, drehten sich Frauen zu ihm um, geblendet von seiner jenseitigen Schönheit. Es war, als würde er eine bleibende Aura hinterlassen, die sie anzog. Er war sich dessen bewusst, gab sich aber unbeeindruckt – und während er Steph und mir genau die richtigen Komplimente machte, wandte er niemals den Blick von mir ab.
    Wir mischten uns unter die Leute und Phoenix brachte uns beiden ein Glas Champagner.
    Kurz nach unserer Ankunft fand uns Dad. Er sagte Steph kurz Hallo, für Phoenix hatte er kaum ein Nicken übrig, dann schleifte er mich davon, um all die Leute zu begrüßen, die ich kennenlernen sollte. Die Formalitäten dauerten nicht lange und ich konnte zu Steph und Phoenix zurück. Ich überlegte, ob ich nicht einfach mit ihnen verschwinden sollte, aber ich wusste, dass Dad wahrscheinlich später noch eine zweite Runde mit mir durch den Raum machen wollte.
    Die Vorstellung, Lincoln zu sehen, beherrschte jeden meiner Gedanken. Mein Kopf fuhr beim kleinsten Geräusch herum. Jedesmal, wenn ich einen Mann lachen hörte oder spürte, dass jemand hinter mir vorbeiging, wirbelte ich herum. Ich hasste es, verwundbar zu sein, und noch mehr hasste ich, dass er mich sofort durchschauen würde.
    Gerade als ich dachte, dass Dad vielleicht recht gehabt hatte und Lincoln gar nicht auftauchen würde, entdeckte ich ihn. Eine Gruppe von Leuten neben uns ging weiter und gab dadurch den Weg frei, der direkt zu ihm führte. Er war keine zehn Meter von mir entfernt.
    Fast hätten auf der Stelle meine Knie nachgegeben. Es war, als würde ich ihn zum ersten Mal sehen, und mir stockte der Atem. Auch nach allem, was passiert war, war er einfach noch immer der schönste Mensch, den ich jemals gesehen hatte.
    Er hatte einen perfekt geschnittenen Anzug an. Ein frisches weißes Hemd mit offenem Kragen, eine schwarze Hose und ein Jackett. Er lehnte an einem der Träger aus poliertem Beton in der Mitte des Raumes, Hände in den Hosentaschen, und sah einfach hinreißend aus. Aber auch anders – sogar aus der Ferne konnte ich sehen, dass sein Gesicht etwas eingefallen war und seine Augen müde aussahen, als hätte er nächtelang nicht geschlafen.
    Mein Körper begann, sich instinktiv auf ihn zuzubewegen – wie ein Magnet, der von einem anderen angezogen wird. Aber als der Rest der Gruppe sich auflöste, blieb ich wie angewurzelt stehen.
    Lincoln war nicht allein.
    Eine Frau war bei ihm. Während ich sie beobachtete, beugte sie sich nah zu ihm und strich ihm über die Schulter, damit er ordentlich aussah, so als wäre sie die Person in seinem Leben, der diese Rolle zukam.
    Ich hasste sie.
    Lincoln schaute durch die Lücke, die entstanden war, herüber und sah mich. Ich hörte auf zu atmen. Er richtete sich auf.
    Ich spürte Gefühle in mir aufwallen; Eifersucht und noch etwas anderes, von dem ich nicht ganz sicher war, worum es sich handelte. Alles, was ich wusste, war, dass sie sehr heftig waren – und dass es nicht meine eigenen Gefühle waren. Ich warf Phoenix, der noch immer neben mir stand, einen Blick zu. Ich wollte ihn beschwichtigen, aber mein Blick schoss zurück zu Lincoln. Ich starrte ihn an, als auch er Phoenix anschaute und dann wieder mich. Er sagte etwas zu der Frau, die ihn begleitete, und kam dann herüber. Mein Herz schlug so heftig, dass ich es durch meinen ganzen Körper pulsieren spürte. Phoenix rückte ein bisschen näher. Ich versuchte, das Gefühl

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