Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
Jahr widerwillig zu ihnen gestoßen und irgendwie zu einem wichtigen Mitglied des Ordens geworden war. Ein Mitglied seiner Familie, das Lucan mit seinem Leben beschützen würde. Und weil er sah, wie viel Tavia Fairchild Chase bedeutete, weil er ihre Verbindung zueinander erkannte und würdigte, war jetzt auch sie ein Teil dieser Familie. »Wir müssen sie ins Hauptquartier zurückbringen und uns um sie kümmern.«
Dante nickte, aber sein Blick war besorgt, nicht nur wegen Tavia, sondern auch wegen Chase. »Wenn sie es nicht schafft … «
»Wir müssen eben dafür sorgen, dass sie es schafft.«
Lucans Handy klingelte, es war Gideon aus dem Hauptquartier. »Da du rangehst, schätze ich mal, mein Hackerprogramm für die Detonationscodes hat funktioniert.«
»Hat es«, bestätigte Lucan und nickte Tegan und den anderen zu, die das Wunder von Gideons Genie gerade miterlebt hatten und sich nun zum Rest der Gruppe gesellten. »Der Krieg mit Dragos ist endgültig vorbei. Jetzt müssen wir uns um die Folgen kümmern.«
Als er redete, kam ein großer schwarzer Geländewagen mit blitzenden Scheinwerfern und einer Militäreskorte über die Auffahrt auf das Haus zugerast. Lucan spürte, wie seine Brüder sich um ihn herum anspannten, sich für eine Fortsetzung der Schlacht wappneten.
»Nicht angreifen«, befahl Lucan kühl. »Wir müssen den Menschen zeigen, dass wir ihre Verbündeten sind, nicht der Feind. Hoffentlich geben sie uns diese Chance, trotz allem, was Dragos getan hat.«
Dutzende kampfbereiter Soldaten umringten den Orden, als der Geländewagen in einigen Metern Entfernung von den Kriegern anhielt. Ein grimmig wirkender Mann in Militäruniform stieg hinten aus und ging mit militärischem Schritt auf sie zu. Auf dem Rangabzeichen seines Tarnanzuges waren vier Sterne eingestickt, vier weitere auf der Schirmmütze, die sein ergrauendes Haar bedeckte. Als der Offizier sich näherte, musterten seine klugen Augen die unerklärliche Zerstörung und die vielen Leichen, die das Grundstück übersäten.
»Herr General«, sagte Lucan und nickte ihm grüßend zu.
Der Mann blieb stumm, schätzte die Situation ab. »Wo ist der Vizepräsident?«
»Er ist tot. Sie finden seine Leiche im Haus, zusammen mit der des Mannes, der für die Geschehnisse dieser Nacht hier verantwortlich ist.« Lucan sah dem hochrangigen Militär direkt in die abschätzend blickenden Augen. »Der Mann, der das Blutbad in dieser Stadt und weltweit inszeniert hat, wird keinen Schaden mehr anrichten. Meine Brüder und ich haben ihn liquidiert. Aber immer noch laufen blutsüchtige Bestien auf Ihren Straßen herum, und es liegt noch viel Arbeit vor uns, um das zu beenden. Diese Arbeit müssen wir gemeinsam tun, die Menschheit und unsere Spezies.«
Der General machte die Augen schmal. »Eure Spezies. Was seid ihr? Brutale Bestien. Vampire, die unsere Bürger abschlachten. Auf der ganzen Welt Blut vergießen, sich von uns nähren wie Parasiten.«
»Meine Spezies nennt sich der Stamm«, antwortete Lucan ruhig. »Wir leben seit Jahrhunderten unter euch. Wir sind keine Monster. Tatsächlich sind wir zum Teil menschlich, nicht so anders als ihr.«
»Ich konnte an den Morden der letzten paar Nächte keine Menschlichkeit entdecken.«
Lucan nickte, konnte es nicht leugnen. »Einige von uns waren der Ansicht, dass die Menschheit uns zu dienen hat, statt diese Welt in Frieden miteinander zu teilen. Ihr Anführer ist nun tot.«
Der General starrte ihn an, nicht überzeugt. »Wie können wir jemals einem von euch trauen, nach allem, was wir gesehen haben?«
Lucan ließ die Verachtung und den Argwohn des Mannes ohne Reaktion über sich ergehen. Schließlich war er nicht ohne Schuld. Es würde Jahre dauern, die Angst zu beschwichtigen, die in den letzten Tagen die Herzen der Menschen erfasst hatte. Es konnte Jahrhunderte dauern, um wieder ein Gefühl von Ordnung aufzubauen. Und noch länger, um einen Zustand friedlicher Koexistenz zwischen ihren Rassen zu erreichen.
Aber sie mussten es versuchen.
Für die Zukunft von ihnen allen.
Für die Zukunft aller ungeborenen Kinder, des Stammes und der Menschen.
»Ich weiß, dass es nicht einfach wird«, sagte Lucan. »Aber zum Wohl von uns allen müssen wir es versuchen.«
Der General setzte eben zum Reden an – dem harten Ausdruck seiner Augen nach wollte er protestieren. Aber im selben Augenblick hielt er inne und lauschte dem Kommunikationsgerät in seinem rechten Ohr. »Jawohl, Sir«, murmelte er leise.
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