Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
der Tod.
Das waren wahre Höllenqualen, eine rasche und gnadenlose Sucht. Sie wand sich auf dem Boden und schnappte nach Luft, als wäre sie am Ersticken.
Es war eine Hölle, anders als sie sich je hatte vorstellen können. Zu spüren, dass ihr Körper an einen Hunger verloren war – einen wilden, verzehrenden Durst – , den keine Nahrung der Welt stillen konnte.
Durch trübe Augen, das Gesicht schwer auf dem Boden, wo sie sich in hilfloser Verzweiflung wand, beobachtete sie, wie Dragos’ neuester Lakai den Mann anrief, dessen loyaler Vertreter er einst gewesen war. Der Vizepräsident blutete immer noch aus den beiden Bisswunden am Hals, die Dragos ihm zugefügt hatte, aber er spürte keine Schmerzen mehr, nur noch den Drang, seinem Meister zu dienen.
»Der Präsident ist unterwegs«, sagte der Lakai und gab Dragos mit dem Lächeln eines Toten das Handy zurück. »Aber er ahnt etwas. Er wird mit einer schwer bewaffneten Militäreskorte kommen, Meister. Und sobald er spürt, dass etwas nicht stimmt, werden sie schießen, mit Tötungsbefehl.«
Dragos nickte. »Darauf sind wir vorbereitet. Ich muss nur an ihn herankommen. Bald wird auch er mir gehören, und durch ihn die anderen wichtigsten Staatsoberhäupter der Welt, einer nach dem anderen. Du hast gerade einen wertvollen Beitrag für die Machtergreifung des Stammes über die Menschheit geleistet.«
Der Lakai senkte servil den Kopf.
Tavia versuchte aufzustehen, hoffte verzweifelt, dass irgendetwas Dragos noch aufhalten konnte. Kaum hatte sie den Kopf gehoben, senkte sich ein schwerer Stiefel auf ihren Hinterkopf und nagelte sie fest.
Der Stiefelabsatz des Killers drohte ihr den Hals zu zerquetschen, sobald sie auch nur daran dachte, sich gegen seinen Kommandanten zu erheben.
Sie ließ sich wieder zurücksinken und spürte, wie eine neue Qual in ihr zum Leben erwachte. Es war Chase. Ihr Blut rauschte vom Ausmaß seiner Wut – seiner Angst um sie. Es erschütterte sie bis ins Mark, wie sehr er sich wünschte, gerade bei ihr zu sein.
Und er war unterwegs. Auch das konnte sie spüren. Sie spürte jede Meile, um die sich die Entfernung zwischen ihnen verringerte – konnte ihn fast schon spüren, wie er sie drängte, nicht aufzugeben, am Leben zu bleiben, bis er sie erreicht hatte.
Und erst jetzt begann sie zu weinen.
Chase war unterwegs zu ihr, und Dragos und seine Killerarmee würden ihn in Empfang nehmen.
»Bist du sicher, dass es hier ist?«, fragte Nikolai am Steuer, als sie auf das ausgedehnte Gelände des Naval Observatory zurasten.
Chases Blutsverbindung gab ihm die Antwort. »Bin ich. Sie ist irgendwo da drin.«
»Das Haus des Vizepräsidenten ist auf diesem Gelände«, sagte Dante neben ihm auf dem Rücksitz des Rover. »Hier sollte es eigentlich vor Armeeleuten wimmeln.«
»Nicht, wenn auch Dragos hier ist.« Lucans Antwort war eine Unheil verkündende Mischung aus Vorahnung und kaum verhüllter Drohung. »Ich werd verrückt. Tavia hat uns direkt zu dem Bastard geführt.« Lucans Handy summte, und er drückte es auf Lautsprecher. Es war wieder Gideon. Er hatte die Lage beobachtet, seit sie vor einigen Minuten aufgebrochen waren, und jetzt klang er ganz aufgeregt.
»Wir haben endlich einen Durchbruch mit diesen Halsbandsignalen«, meldete er. »Ich habe eine Karte online und sehe gerade jede Menge Signale aus dem Großraum Washington kommen.«
»Wo genau?«, fragte Lucan, als Niko schnell um eine Ecke bog und das Gaspedal durchdrückte, Brock dicht hinter ihnen.
»Ich habe Dutzende von Signalen ein paar Meilen nordwestlich des Weißen Hauses geortet. Das ganze Gebiet blinkt wie ein gottverdammter Weihnachtsbaum.«
Lucan sah zu Chase und den anderen Kriegern hinüber, die dunklen Brauen tief über die stahlgrauen Augen gesenkt. »Ich weiß genau, wo das ist. Da fahren wir eben hin.«
»Verdammt, das sieht aber gar nicht gut aus«, murmelte Gideon im Techniklabor, fuhr sich mit der Hand durch den wirren blonden Haarschopf und ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken. »Jungs, hört zu, das könnte eine Falle sein. Ihr könntet Dragos direkt in die Arme laufen.«
Ein Muskel zuckte in Lucans Kiefer, als er Chases entschlossenem Blick begegnete. »Schätze, das werden wir bald herausfinden. Chases Frau ist da drin. Wir fahren nicht ohne sie.«
Ein Blick zu Niko, und er drückte das Gaspedal durch. Mit quietschenden Reifen rasten beide Rover des Ordens über den Rasen vor das Anwesen des Vizepräsidenten.
Auf halbem Weg sprang Chase hinaus
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