Erwarte mich in Paris (German Edition)
ich ihn gegen die kalte Wand und grub meine Finger in sein langes Haar. Von hinten drang ich in ihn ein, erst sanft, dann hart und rücksichtslos, hörte seine Lustschreie, während ich in ihn stieß, ihn ausfüllte und Besitz von ihm ergriff.
Mein Körper krümmte sich, als mich ein Orgasmus überrollte und Sperma auf den schmutzigen Zementboden klatschte.
Verschämt sah ich die kleine Lache an. Dann richtete ich meine Kleidung und machte mich auf den Heimweg.
„Du hast ja keine Ahnung!“
Die nächsten Tage hielt ich mich von Piero fern. Ab und zu sah ich ihm verstohlen nach, wenn er sich auf den Weg zu seiner fragwürdigen, nächtlichen Tätigkeit machte.
An diesem Abend beim Essen, sprach mein Vater, das von mir verhasste Thema Heirat wieder an. Ich konnte es nun beim besten Willen nicht mehr ignorieren oder missverstehen.
„Im Frühsommer“, begann er, während er sich ein Stück Brot in den Mund schob, „kommt die Sippe meines Vetters Juan, sie werden uns bei den Vorbereitungen für deinen großen Tag helfen. Saras Verwandtschaft trifft kurze Zeit später ein. Wenn ihr Glück habt, schenken sie euch einen eigenen Wagen … wenn nicht, müsst ihr erst einmal hier wohnen.“
Als ich den Mund zu einem Protest öffnen wollte, fiel mir meine Großmuter ins Wort. „Vielleicht kann das junge Paar erst einmal etwas abseits, in einem Zelt wohnen.“ Dabei tätschelte sie mir den Unterarm. „Da haben sie Ruhe und fühlen sich nicht so beobachtet.“
„Du brauchst dich nicht beobachtet fühlen, Sohn. Du und deine kleine Frau, ihr werdet nichts miteinander machen, was ich nicht schon kenne.“ Dabei lachte er und schlug mir kräftig auf die Schulter.
Bei dem Gedanken daran, was er meinte, drehte sich mir der Magen um. Der Löffel, den ich gerade in der Hand hielt, fiel scheppernd auf meinen Teller. Großmutter sah mich mitfühlend an, und meine Mutter saß verschüchtert da, während mein Vater sich vor Lachen den Bauch hielt.
„Zier dich doch nicht wie eine Jungfrau, Nikola.“ Er sah mir dabei grinsend ins Gesicht. „Bei deinem Benehmen glaubt man doch glatt, dass du noch eine bist …“
Als sich mein Gesicht rot färbte, fiel er in erneutes Lachen ein. Meine Großmuter holte aus und gab ihm einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf. „Lässt du wohl den Jungen in Ruhe.“
Mein Vater richtete sich stolz auf, so als hätte er den Klaps gar nicht gespürt. „Mutter, du musst mir doch Recht geben, ein Mann sollte Erfahrung in die Ehe mitbringen. Nikola, du solltest dringend etwas an deinen Gewohnheiten ändern.“
Während meine Mutter stumm auf ihren Teller starrte und so tat, als wären sie ganz woanders, ergriff Großmutter wieder Partei für mich: „Er wird schon seine Erfahrungen sammeln. Dafür braucht dich Nikolito bestimmt nicht. Stimmt’s, Junge?“
Mit einem gemurmelten „Bin satt“, stand ich auf und flüchtete aus unserem Wagen. Das dröhnende Lachen meines Vaters und die schimpfende Stimme meiner Großmutter begleiteten mich, während ich davonlief.
Ja, verdammt, mein Vater hatte recht! Ich hatte noch keine Erfahrungen. Aber was war denn schon dabei? Musste ich unbedingt einem Mädchen hinterher steigen? Ich hatte bisher eben noch kein Bedürfnis danach gehabt. Blöderweise würde sich das auch nicht ändern. Das spürte ich genau. Seit ich vierzehn war, hatte ich bemerkt, dass ich anders war als der Rest der Jungen in meinem Alter. Ich beobachtete die Mädchen nicht, wenn sie ihre Tänze übten. Ich stand abends auch nicht heimlich herum und schaute ihnen dabei zu, wie sie sich wuschen. Das gab mir nichts. Lieber saß ich bei Piero, wenn er auf seiner Gitarre übte. Sein feingliedrigen Finger, die die Abläufe immer und immer wieder trainierten, sein schönes, hochkonzentriertes Gesicht mit der steilen Falte zwischen den Augenbrauen, das von dem Schleier langer Haare fast verdeckt war …
Ja, ich hatte es schon längst selbst gemerkt. Ich war anders.
Doch was sollte ich dagegen tun?
In düstere Gedanken versunken, lief ich durch das Dorf. Ohne es zu merken, hatte ich mich dem Feuer genähert. Erst als mir die Musik und das Klatschen der Hände lautstark in den Ohren klangen, sah ich auf. Einige meiner Freunde tanzten. Das Feuer warf flackernde Schatten auf ihre Körper, die sich zu rhythmischer Musik drehten. Im Mittelpunkt stand Lolita. Sie schwenkte ihren weiten roten Rock und tanzte herausfordernd um ihren
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