Erwarte mich in Paris (German Edition)
neue Gesichter.“ Er prostete mir zu und leerte sein Glas bis zur Hälfte.
Während ich an meinem Bier nippte – das musste ich mir merken: deutsches Bier war viel zu bitter – überlegte ich, wie ich den Typ überreden konnte, mit mir raus zu gehen. Wie hatte Piero es wohl gemacht? Sollte ich ihn einfach fragen? He, willst du mit mir Sex? Ich hab zwar keine Ahnung davon, aber wir werden es schon irgendwie hinkriegen. Das konnte ich doch nicht machen. Ich würde vor Scham im Boden versinken. Aber wenn ich ihm keine Hinweise darauf gab, was ich wollte, würde ich sicher noch in zwei Stunden hier sitzen und bitteres Bier trinken.
„Trink aus, ich will dir was zeigen“, sagte er nach einer Weile und wies auf eine Tür, hinter der ein spärlich beleuchteter Gang zu sehen war. Dann stand er auf und ging auf die Tür zu.
Was sollte das denn? Was wollte er mir denn zeigen? Nach draußen, zum dunklen Hof, ging es in die andere Richtung. Unentschlossen sah ich ihn hinterher und nahm noch einen Schluck aus meinem Glas. Ich bereute es augenblicklich. Bier! Wie konnte man so etwas nur als Genussmittel bezeichnen?
„Junge“, Peter lehnte sich über den Tresen. „Da drin laufen keine Geschäfte, verstanden?“
Verständnislos sah ich ihn an. Er beobachtete mein Gesicht und ein Lächeln huschte über seine Züge.
„Okay. Ich seh’ schon. Du machst mir keinen Ärger. Hier, nimm!“ Er schob mir etwas über die Theke. Seine Hand zog er erst weg, als ich danach griff. Es war ein silbernes Päckchen. So groß wie eine Streichholzschachtel. Der Inhalt fühlte sich weich an.
„Benutzt das. Sicher ist sicher, hm?“ Dabei zwinkerte er mir zu und wies mit einer Bewegung des Kopfes auf die Tür zum düsteren Flur. „Letzte Tür rechts. Viel Spaß.“
Verwirrt rutschte ich vom Barhocker. Ich hatte das Gefühl, dass, genau wie beim Eintreten, die Augen aller Anwesenden auf mir ruhten und jede meiner Bewegungen beobachten. Ich ging schneller und schloss die Tür hinter mir. Links von mir befand sich die Toilette, weiter hinten gingen noch zwei Türen von dem kahlen Korridor ab. Das kleine Päckchen in meiner Hand gab ein knisterndes Geräusch von sich. Neugierig sah ich es an. Kein einziges Indiz wies darauf hin, was es enthielt. Einzig eine Zahlenabfolge, bei der es sich um ein Datum handeln konnte, war aufgedruckt. Ohne weiter nachzudenken, riss ich es auf. Glühende Scham übergoss mich, als ich den darin befindlichen Gegenstand hervorzog. Klebriger Gummi befeuchtete meine Finger, als ich das Kondom schnell in meiner Gesäßtasche verschwinden ließ.
Wusste nun etwa auch der Barmann mehr als ich? War mittlerweile nicht nur ahnungslos , sondern auch sexbesessen auf meine Stirn geschrieben?
Und wenn schon! Mit einem verärgerten Schulterzucken schüttelte ich nicht nur die Scham, sondern auch die Angst aus meinem Nacken und ging mit festen Schritten auf die besagte Tür hinten rechts zu.
Darkroom – Ich konnte das Wort auf dem biederen Messingschild nicht entziffern, aber das war auch nicht wichtig. Lesen! Wer brauchte so was schon?
Ich öffnete die Tür. Ein schwarzer Vorhang versperrte die Sicht auf den dahinter befindlichen Raum. Ich tastete mich hindurch. Bis auf einen diffusen Lichtschein, der von dem Notausgangsschild über der Tür herrührte, war der Raum in undurchdringliche Finsternis gehüllt.
Sollte ich mich wirklich auf das hier einlassen? Was würde mich erwarten? Nur der Gedanke, dass sicher auch Piero diesen Raum kannte, ließ mich den nächsten Schritt machen. Ich schloss die Tür und blieb unbewegt stehen. Ich hörte leises Atmen. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich konnte einige Matratzen auf dem Boden liegen sehen, dann erkannte ich auch eine stehende Gestalt, die sich auf mich zu bewegte.
„Komm her, komm“, flüsterte der Mann und griff nach meiner Hand. Beklemmung breitete sich in mir aus, als er mich zu einer Matratze zog.
„Was ist?“ Seine Stimme klang gehetzt. „Willst du es lieber im Stehen?“
Dann zog er mich zu sich heran, presste mich an eine Wand und drückte mir seinen Mund auf die Lippen. Hart spürte ich seine Zähne, genau so hart wie die Wand in meinem Rücken. Panik machte sich in mir breit. Was zum Teufel tat ich hier? War es mir wirklich so wichtig, sexuelle Erfahrungen zu sammeln?
Der fremde Mann schob seine Zunge zwischen meine Lippen. Widerwillig öffnete ich sie, so dass er in meinen Mund
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