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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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allem immer sehr offen. Für ihn gibt es nur drei Dinge, die wirklich zählen: zuerst Tilde, dann ich und dann der Job.« Sie lächelte. »Woran denken Sie?«
    »Sie sagen, offen bei allem?«
    Carl kannte niemanden, der wie Assad einen Satz einfach so und wie mit fluoreszierenden Wörtern in den Raum stellen konnte, sodass er noch lange nach Gesprächsende leuchtete.
    »Auch bei den intimsten Dingen? Sexfantasien und so etwas?«, fragte Assad weiter.
    Sie wollte lächeln, vermutlich weil William Starks sexuelle Wünsche in ihrer Welt sehr vorhersehbar waren, hielt sich dann aber doch zurück. »Was meinen Sie mit Fantasien? Was ist dagegen zu sagen? Haben Sie vielleicht keine?«
    Assad lächelte vielleicht eine Spur zu nachsichtig, gemessen an seiner Antwort. »Doch, schon, aber nicht von kleinen Jungen und Mädchen.«
    Sie zuckte zurück und saugte die Unterlippe ein. Aus ihremGesicht wich alle Farbe, schneller als Carl das je erlebt hatte. Gleichzeitig griff sie nach dem Saum ihres Kleides und knetete ihn so fest, dass es in der Naht krachte. Sie konnte nichts sagen, aber ihr Kopf nickte wie ein Metronom, die Wörter würden also jeden Moment kommen.
    Und sie kamen, langsam und wie Peitschenhiebe. »Wollen Sie etwa behaupten, William stehe unter Verdacht, pädophil zu sein? Behaupten Sie das, Sie verdammter Mistkerl? Behaupten Sie das? Los, antworten Sie mir, ich will diese Worte aus Ihrem dreckigen Mund hören!«
    Es war geradezu biblisch, wie Assad seinen Kopf zur Seite drehte und die andere Wange hinhielt.
    »Dann sage ich es«, griff Carl ein. »Hatten Sie jemals auch nur den leisesten Verdacht, William könne pädophile Neigungen haben? Zu interessierte Blicke auf Kinder, zu lange Nächte vorm Computer?«
    Es hätten Tränen der Wut sein können, aber ihre Körpersprache zeigte, dass sie das nicht waren. Langsam schüttelte Malene Kristoffersen den Kopf. »William ist ein ganz normaler Mann.« Sie schluckte ein paarmal, um gegen die Tränen anzugehen. »Und ja, er saß nächtelang vorm Computer. Aber er hat gearbeitet. Glauben Sie etwa, ich würde etwas so Ungeheuerliches nicht mitbekommen? Ich hatte immer Zugriff auf seinen Computer.«
    »Externe Festplatten. Die sind heutzutage nicht groß. Kann man leicht in die Jackentasche stecken. Hatte er so etwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sagen Sie, warum sind Sie überhaupt gekommen? Reicht es nicht, dass ich seit Jahren in Ungewissheit leben muss …?« Sie wollte noch etwas sagen, doch dann wandte sie ihr Gesicht ab. Auch durch mehrmaliges Schlucken gelang es ihr nicht, die Tränen zurückzuhalten. Dann holte sie einmal tief Luft und sagte – wieder einigermaßen gefasst: »Nein, er hatte keine solche externe Festplatte, er war, was Technik und Elektronik angeht, völlig unbegabt. Mankann fast sagen, er war in jeder Hinsicht so analog, wie man es nur sein kann. Er war direkt, geradeheraus und stand mit beiden Beinen auf der Erde.«
    Carl nickte Assad zu, der Marcos Foto aus dem Überwachungsvideo aus der Tasche zog.
    »Kennen Sie diesen Jungen? Ich weiß, sein Gesicht sieht man kaum, aber vielleicht erkennen Sie seine Kleidung wieder oder etwas anderes?«
    Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Unterdessen beschrieb Assad das Aussehen des Jungen etwas genauer und erzählte, dass sie ihn auf dem Gehweg vor Starks Haus gesehen hatten. »Finden Sie es nicht sonderbar, dass sich ein Junge diesen Alters so sehr für Stark interessiert? Nach so langer Zeit noch?«
    »Ja, natürlich ist das sonderbar. Aber vielleicht hat das etwas vollkommen anderes zu bedeuten als …«
    Aber Assad hatte sich festgebissen. »Der Junge kann noch nicht sehr alt gewesen sein, als Stark verschwand.«
    Sie verstand die Andeutung. Die Krallen waren schon ausgefahren, weshalb Carl Assad vorsichtig mit dem Ellenbogen anstieß, ehe er übernahm.
    »Es stellt sich doch die Frage, in welcher Beziehung dieser Junge, der damals etwa zwölf, dreizehn Jahre alt war, zu William gestanden haben könnte. Haben Sie irgendeine Idee?«
    »Meine Idee lautet, dass Sie Ihre widerwärtigen Andeutungen bitte für sich behalten! William war nicht pädophil, er …«
    Sie hielt so abrupt inne, als hätte jemand den Stecker rausgezogen. Auf dem Flur waren Schritte zu hören.
    Alle drei wandten den Kopf zur Tür, wo ein verschlafenes Gesicht erschien. Carl setzte schnell ein Lächeln auf, und Malene hob mütterlich die Hand zur Begrüßung in der stillen Hoffnung, ihre Tochter habe vielleicht doch nicht

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