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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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gehört, was sie gesagt hatte. Aber Tildes Miene ließ keinen Zweifel zu.
    »Alles okay, mein Schatz?«, erkundigte sich Malene.
    »Wer sind Sie?«, fragte Tilde statt einer Antwort.
    Assad stand als Erster auf. »Wir sind von der Polizei, Tilde. Ich heiße …«
    »Haben Sie William gefunden?«
    Sie schüttelten den Kopf.
    »Ich finde, dann sollten Sie gehen.«
    Ihre Mutter wollte schnell etwas erklären, aber Tilde hatte ihr Urteil gesprochen.
    »Sie haben doch keine Ahnung! William war nicht so! Haben Sie ihn vielleicht gekannt?«
    Keiner antwortete. Was konnte man einem Kind auch antworten, das seinen Kummer an alle Plakatwände der Stadt angeschlagen hatte?
    Das Mädchen griff sich mit zitternden Händen an den Bauch. Malene wollte aufstehen, aber der Blick, mit dem Tilde sie ansah, zeigte allen deutlich, wen sie da vor sich hatten. Hier stand ein Mädchen, dem kein Schmerz der Welt fremd war, das mit Schmerzen wie Messerstichen aufgewachsen war, dazu mit Seelenqualen und in dem Bewusstsein, dass die Zukunft nicht viel anders werden würde. Aber sie rannte nicht aus dem Zimmer, floh nicht vor der Situation, nein, sie stand da und sah jedem fest in die Augen.
    »William war mein Vater. Ich hab ihn lieb gehabt, und er war immer für mich da, auch wenn es mir richtig schlecht ging. Fragen Sie alle, die ich kenne, und sie werden bestätigen, dass er weder mir noch irgendeinem meiner Freunde jemals etwas zuleide getan hat.« Sie sah zu Boden. »Ich vermisse ihn so sehr. Sie können jetzt ruhig auch sagen, warum Sie hier sind. Ich verkrafte das. Haben Sie ihn gefunden?«
    »Nein, Tilde. Aber wir glauben, dass es jemanden gibt, der weiß, was mit ihm passiert ist.« Carl hielt ihr Marcos Foto hin. »Gestern ist dieser Junge hier auf der Polizeiwache Bellahøj erschienen. Er hatte dein Suchplakat dabei. Und das hier.«
    Er gab Assad ein Zeichen, woraufhin der die afrikanischeHalskette aus der Tasche zog. Vorsichtig legte er sie vor das Mädchen auf den Tisch.
    Tilde blinzelte, als könne das Öffnen und Schließen der Augen die Welt auf Abstand halten und ihr gleichzeitig neue Wege aufzeigen. Sie stand so lange blinzelnd und wie paralysiert da, dass Malene schließlich aufstand und den Arm um sie legte. Aber das Mädchen merkte nicht, was um es herum geschah. Es sah nur das Amulett mit den kleinen Holzmasken.
    Carl warf einen Blick hinüber zu Assad, aber der hatte sich abgewandt. Sie wussten alle, was in diesen Sekunden in Tilde vorging. Hier waren vier Menschen versammelt, die ihren jeweils eigenen Zugang zu dem Gefühl des Verlustes, der Leere und der Trauer hatten – und Assad war mit Sicherheit einer, der diesbezüglich recht viele Filme im Kopf hatte.
    »Woher hat er die Kette, wissen Sie das?«, flüsterte das Mädchen schließlich.
    »Wir wissen es nicht, Tilde. Wir wissen weder, wer der Junge ist, noch, wo er sich aufhält. Wir haben gehofft, du wüsstest das vielleicht.«
    Sie lehnte sich vor, betrachtete das Foto und schüttelte den Kopf.
    »Glauben Sie etwa, William hätte mit ihm Sachen gemacht?«
    »Wir glauben gar nichts, Tilde. Wir sind Polizisten. Unsere Arbeit besteht – vereinfacht ausgedrückt – darin, Rätsel zu lösen, und im Augenblick beschäftigen wir uns mit dem Rätsel von Williams Verschwinden. Und das hier hat das alles in Gang gesetzt.«
    Carl rollte das Vermisstenplakat vor ihr aus. Da begannen ihre Lippen zu zittern, und ihre Augen flackerten hin und her zwischen der Kette auf dem Suchplakat und der echten, die vor ihr auf dem Tisch lag.
    »Wir müssen sie leider wieder mitnehmen, Tilde. Unsere Techniker müssen sie analysieren. Vielleicht trägt sie Spuren,die uns etwas darüber verraten können, wo sie sich in den letzten zweieinhalb Jahren befunden hat.«
    Als sie die Tränen nicht länger zurückhalten konnte, schlug sie sich die Hand vor den Mund. »Ich hab die Schule geschwänzt, um sie aufzuhängen. Am Ende hatte ich keins mehr übrig, nicht mal eins für mich.« Sie ließ den Kopf sinken. Die Hoffnungen, die sie an dieses Plakat geknüpft hatte, holten sie jetzt ein – unerfüllt. Abrupt befreite sie sich aus der Umarmung ihrer Mutter und verließ das Zimmer. Ihre Schritte auf der Treppe waren kaum zu hören.
    »Die beiden waren so …« Malene zeigte zwei gekreuzte Finger. »William trat in ihr Leben, bevor sie in die Schule kam. Sie war damals ein einsames Kind. Niemand verstand, warum sie so oft Schmerzen hatte. Sie hatte niemanden, der mit ihr spielte. Aber nachdem

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