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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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war einfach unglaublich! William Stark, der vertrauenswürdigste und rechtschaffenste seiner Mitarbeiter, hatte systematisch Mittel aus Entwicklungshilfeprojekten abgezweigt und den Staat um zwei Millionen Kronen betrogen!
    René lächelte. Seine Frau war inzwischen erschienen, geschwätzig wie immer, aber er kümmerte sich nicht darum. Jetzt begannen sich die Dinge endlich zu fügen!
    Er hatte wahrlich einiges erreicht in den letzten vierundzwanzig Stunden: Er hatte die Polizei – mit Blick auf William Stark – auf die Pädophilenfährte geschickt. Er hatte Teis Snap hinsichtlich der Curaçao-Aktien unter Druck gesetzt. Und nun hatte er, und das war wohl das Entscheidendste, auch noch herausgefunden, dass der Mann, auf den er, falls nötig, die Schuld abwälzen wollte, tatsächlich Dreck am Stecken hatte. Mit anderen Worten: Er hatte herausgefunden, dass der Mann, den er als klassischen Prügelknaben auserkoren hatte, tatsächlich jemand war, den man sich unmittelbar als Drahtzieher hinter dem korrupten Baka-Projekt vorstellen konnte. Ein Mann von zweifelhafter Moral, der das Ministerium um beträchtliche Summen betrogen und der ebendeshalb Grund genug gehabt hatte, von der Erdoberfläche zu verschwinden.
    Das Glück war ihm also noch immer hold.

21
    »Was wird Rose sagen, wenn wir ohne sie zu Malene Kristoffersen fahren?«, fragte Assad.
    Carl blickte im Vorbeifahren kurz hinüber zum imposanten Eingang des Westgefängnisses. Wie vielen Arschlöchern hatte er wohl zu einem Platz hinter diesen hässlichen Mauern verholfen? Nicht gerade wenigen. Was die wohl machten, wenn sie wieder rauskamen?
    »Rose? Die ist im Ministerium und mit sonst was beschäftigt, die wird’s schon überleben.« Nach der Episode mit Gordon stand ihm nun wirklich nicht der Sinn nach Extratouren für Rose. Außerdem war es ihm scheißegal, was sie dazu sagte. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders.
    Seit dem gestrigen Besuch im Evaluierungsbüro für Entwicklungshilfe konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie vielleicht voreilig gewesen waren. Dass sie mit dem Besuch bei Ministerialdirektor Eriksen besser hätten warten sollen, bis sie den Fall von mehreren Seiten beleuchtet hätten.
    »Assad, erklär mir noch mal, warum du meinst, unser Besuch gestern habe Eriksen aufgemuntert. Ich habe durchaus bemerkt, dass nach deiner Frage zu Starks Sexualität etwas mit ihm passiert ist. Aber direkt aufgemuntert – nein, so habe ich ihn nicht erlebt.«
    »Weißt du nicht, was geschieht, wenn man einem Kamel hintendrauf klatscht? Das flitzt los. Es streckt den Hals in die Richtung, wo es das Ziel vermutet – fast so, als würde es mit langem Hals schneller vorankommen.«
    »Okay, ich sehe es förmlich vor mir. Aber was willst du damit sagen?«
    »Als ich das von der Sexualität erwähnte, hat Eriksen darauf genauso reagiert wie das Kamel. Er schien plötzlich ein Ziel vor Augen zu haben und den Hals lang zu machen. Der war fast schneller, als es seine Beine erlaubten.«
    »Meinst du, er hat ein Geheimnis zurückgehalten, das er eigentlich gern losgeworden wäre?«
    »Nein. Du verstehst es nicht. Er hat den Eindruck vermittelt, als sähe er plötzlich ein Ziel vor Augen, das es vorher nicht gab.«
    »Was für ein Ziel?«
    »Genau das ist es doch, Carl, was ich nicht weiß.«
    »Willst du damit sagen, dass er gelogen hat?«
    »Ich weiß es nicht. Aber urplötzlich kam er mit Geschichten daher, die schon längst hätten auf dem Tisch liegen können. Geschichten von kleinen Jungen und Blicken und solchen Sachen.« Assad sah lächelnd zu ihm rüber. »Ich fand, Eriksen wirkte plötzlich wie einer, der gern eine gute Geschichte erzählen wollte.«
    »Und?«
    »Na, ist das etwa keine gute Geschichte, wenn man den eigenen Mitarbeiter der Pädophilie verdächtigt?«
    Carl bog in den Sjælør Boulevard ein, sie waren also gleich da. »Genau das habe ich auch gedacht. Weil es nämlich keine Spur so klang, als sei er peinlich berührt von der Sache.«
    Das Haus im Strindbergsvej war charakteristisch für die Entstehungszeit des Viertels. Ein typischer Klinkerbau mit ausgebauter Mansarde und ein paar Backsteinverzierungen, sodass es nach mehr aussah, als es wahrscheinlich gekostet hatte. In dieser Gegend teilten sich oftmals zwei Familien ein Haus, sodass die exorbitanten Kopenhagener Grundsteuern von mehreren Einkommen getragen wurden. Es war eine kleine grüne Oase im Vorort Valby, der den Vorteil hatte, dass es bis ins Zentrum nicht weit war,

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