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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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haben, Carl hätte es ihm durchgehen lassen. Aber mit diesem universellen Gequatsche anzukommen! So etwas konnte Carls Erfahrung nach für zweierlei stehen: Vertuschung oder vollkommene Ahnungslosigkeit – und Letzteres glaubte er dann doch nicht.
    »Na, seltsame Geschichte«, sagte Carl. »Davon gibt’s da unten allerhand, das weiß ich gut. Aber in unserem Fall spielt ja noch eine weitere Merkwürdigkeit hinein: nämlich dass Sie selbst sich just an dem Tag in Somolomo aufhielten, als auf der anderen Seite des Flusses Louis Fon verschwand. Sagen Sie, warum genau waren Sie da?«
    Dieses Mal hatte sich Eriksen unter Kontrolle. Falls er schockiert war, zeigte er es nicht.
    »Doch, ja, das stimmt. Das hatte seinen Grund. Ich war dort unten, um zu überprüfen, wie die Kultivierung der Flächen vorankam. Ich musste sowieso ins südliche Kamerun, um einige andere Projekte zu erörtern, die bedauerlicherweise nie zustande kamen, weil sie in EU-Regie übergingen. Trinkwasseraufbereitung, Kontrolle des Holzeinschlags und dergleichen.«
    »Und fanden Sie im Dja-Reservat alles so vor, wie es Ihrer Meinung nach sein sollte?«, hakte Carl nach.
    Eriksen schüttelte den Kopf. »Nein. Mir fiel auf, dass alles, was wir angestoßen hatten, reichlich langsam voranging. Ich versuchte sogar noch, Louis Fon wegen eines Rechenschaftsberichts zu erreichen.«
    Hier konnte Gordon sich nicht mehr zurückhalten. »War Stark vielleicht deshalb dorthin geflogen?«
    Carl hätte ihn auf der Stelle erwürgen können. Stattdessen zwickte er ihn noch einmal kräftig ins Bein. Was zum Teufel machte der Kerl?
    Natürlich nickte Eriksen eifrig, Gordon hatte ihm ja eine Steilvorlage geliefert. »Ja, genau. Stark flog zwei Tage später runter, um das Ganze gründlicher unter die Lupe zu nehmen. Leider hatte ich auf meiner Reise dazu keine Zeit.«
    Carl überlegte. War René E. Eriksen tatsächlich einer dieser Beamten, die selbst nichts taten, sondern alles auf ihre Untergebenen abwälzten, wobei sie bei positiven Resultaten die Lorbeeren selbst einheimsten und im negativen Fall die Verantwortung weit von sich wiesen? Wenn dem so war, dann waren alle Szenarien denkbar, auch eines, in dem William Stark die Situation ausgenutzt hatte. Denn letztlich war Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, dass William Stark nach dem letzten Besuch im Land verschwunden und offensichtlich ein Batzen staatlicher Entwicklungshilfegelder in die falschen Taschen gewandert war. Manches deutete darauf hin, dass Starks Taschen mit dabei gewesen waren. Aber vermutlich hatten sich noch andere ihren Anteil abgezwackt. Leute, die unter Umständen ein Interesse daran gehabt hatten, die ganze Summe zu kassieren.
    Carl schob die Unterlippe vor. Zwischendurch musste auch mal ein Schuss ins Blaue erlaubt sein. »Ich glaube, Stark hatte Dreck am Stecken und leitete einen Teil der Projektmittel auf das eigene Konto um.«
    Eriksen wirkte nicht sonderlich überrascht, eher ernst undnachdenklich. »Es gibt den Rechnungshof. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas deren Aufmerksamkeit entgangen wäre.«
    »Reisen die Prüfer nach Afrika und zählen die Stauden in den Bananenplantagen?«
    »Nein, natürlich nicht. Das kommt nur äußerst selten vor.« Er erlaubte sich ein Lächeln. Aber Carl fand nicht, dass Grund zur Heiterkeit bestand.
    Fünfzig Millionen im Jahr, verdammte Kiste.
    »Also, falls es dort unten zu Unregelmäßigkeiten kam, konnten das letzten Endes nur Sie und William Stark feststellen. Gab Ihnen das nicht etwas zu viel Macht?«
    Daraufhin schwieg Eriksen lange und schaute vor sich hin. Seine Züge waren neutral, aber nicht leer, wie es oft der Fall war, wenn Leute ihrer Ohnmacht gewahr wurden.
    »Das wäre ja furchtbar, wenn das stimmt, woran Sie denken«, antwortete er schließlich. »Und das Ganze liegt in meiner Verantwortung.«
    »Wir dürfen Sie hiermit jedenfalls bitten, in der Richtung nachzubohren.«
    Er nickte nachdenklich. »Ja, ja, selbstverständlich. Ich werde alles mit dem zuständigen Kollegen durchgehen, auch wenn er derzeit Urlaub hat. Ich rufe ihn umgehend an, sobald Sie gegangen sind. Montagnachmittag werde ich Ihnen Bericht erstatten.«
    Als sie Eriksen verließen, wirkte dieser in seinem Stuhl fast paralysiert. Carl war ziemlich zufrieden mit dem Verlauf der Vernehmung.
    Die sicherste Methode, das Verschwinden eines Menschen aufzuklären, war herauszufinden, welches Motiv dahintersteckte. Und seinem Gefühl nach kamen sie diesem Motiv gerade auf die

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