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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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aufstiegen.
    Inzwischen lagen tiefe Schatten über den Booten und dem Wasser, aber Marco bezweifelte, dass die Dunkelheit ihm genügend Schutz bot.
    Als sein Verfolger nur noch eine Bootslänge von Marcos Versteck entfernt war, vernahm Marco, schon im Abtauchen, ein Platschen hinter sich. Einige hektische Schwimmzüge später kam er an die Oberfläche und sah sich unmittelbar dem Gesicht des Schwarzen gegenüber, das fast mit der Dunkelheit verschmolz. Panisch machte Marco kehrt und schwamm, was seine Kräfte hergaben, in Richtung Marmorbrücke.
    Für kurze Zeit vergrößerte sich der Abstand zwischen ihnen. Aber dann fingen Marcos Arme an zu zittern, während der andere konstant weiterkraulte.
    Beide hörten wohl zur gleichen Zeit das Kanalrundfahrtschiff, das sich vom offenen Meer näherte, und beide hielten gleichermaßen inne beim Versuch, die Situation einzuschätzen.
    Das Schiff mit dem spitz zulaufenden Bug nahm direkt Kurs auf sie – und auf den mittleren der drei Brückenbögen. Es war also ernst. Was tun? Marco war am Ende seiner Kräfte, seine Kleidung bleischwer. Mit einer letzten Anstrengung schwamm er auf den rechten Bogen zu, inständig hoffend, dass er es rechtzeitig an die Seite der Brücke schaffen würde, um von dort aus die Passagiere an Bord um Hilfe anzurufen.
    Aber schnell wurde ihm klar, dass er nicht so weit kommen würde, denn anders als seine eigenen Schwimmstöße wurdendie hinter ihm nicht schwächer, sondern kräftiger. Sekunden später hatte ihn sein Verfolger eingeholt, an den Armen gepackt und ihn, ehe er auch nur Luft holen konnte, unter Wasser gedrückt. Augenblicklich verlor Marco sämtliche Koordinaten, oben war unten und unten war oben – und das Einzige, was er in dem dunklen, aufgewühlten Kanalwasser sah, war das Weiße in den Augen seines Peinigers. Das Weiße, das überall um ihn herum aufzublitzen schien. Und während er wild strampelnd versuchte, an die Oberfläche zu gelangen, kam die Schiffsschraube des Ausflugsdampfers dröhnend und stampfend näher.
    Da gelang es Marco, einen Arm zu befreien und sich so weit zu drehen, dass er mit gestreckten Fingern direkt auf dieses blitzende Weiß zielen konnte. Und er traf.
    Sein Kontrahent öffnete den Mund, ein Schwall Luftblasen stieg auf, und beide schossen sie wie Korken an die Oberfläche. Der Schwarze war kurzzeitig wie erblindet, und Marco nahm mit verzweifelter Anstrengung Kurs auf den mittleren Brückenbogen.
    Das Schiff war inzwischen so nah, dass man das Singen und Johlen der angeheiterten Gesellschaft an Bord hören konnte. Was Marco aber vor allem hörte, war das Wutgebrüll des Mannes hinter ihm, der offensichtlich die Verfolgung wieder aufgenommen hatte. Marco mobilisierte seine allerletzten Kraftreserven, holte so tief Luft, wie er nur konnte, und tauchte erneut ab – tauchte und tauchte und tauchte, bis er prustend und japsend auf der anderen Seite des stählernen Ungetüms wieder hochkam, wo er eine Art Bügel zu fassen kriegte, der knapp oberhalb der Wasserlinie über die gesamte Länge des Schiffs verlief.
    Ein fürchterlicher Ruck ging durch seinen Arm, als er mitgerissen wurde, und unwillkürlich schrie Marco auf. Doch keiner der Passagiere über ihm nahm Notiz davon.
    Vielleicht war es besser so. Vielleicht war es besser, wennsein Verfolger auf der anderen Seite des Schiffs glaubte, dass er gerammt worden war.
    In dem Bewusstsein, entkommen zu sein, ließ Marco sich erschöpft durchs Wasser ziehen. Und in einem kurzen Anflug von Triumph gestattete er sich sogar ein kleines Lächeln, als er weit hinter sich einen dunklen Kopf zwischen den Wellen kleiner werden sah.
    Nur – hatte der andere ihn auch gesehen?

32
    Auf Gordon traf Carl erst in Eriksens Vorzimmer. Geschnürte halbhohe Wildlederschuhe, grauer Schal und Samthose. Glaubte der Mann wirklich, irgendwer würde ihn in dieser Aufmachung ernst nehmen?
    »Na, haben Sie es also doch geschafft«, begrüßte er Carl.
    Was für eine Pestbeule. Solche Arroganz gehörte eigentlich mit einem Satz heißer Ohren kuriert. Die Vernehmung konnte ja heiter werden.
    Eriksen selbst sah irgendwie müde aus. Aber nicht wie einer, der einfach nur den lieben langen Tag vor sich hin geschuftet hatte, sondern eher so, als hätte er zusätzlich auch noch eine Nachtschicht eingelegt und dabei obendrein einen Unfall gehabt.
    »Was ist passiert?«, fragte Carl und deutete mit einem Nicken auf das Pflaster in Eriksens Nacken.
    »Ach«, sagte dieser und griff sich an den

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