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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Hinterkopf, »nichts Besonderes. Nur etwas Pech gehabt. Kommt vor, wenn man die Treppe vorm Haus zu schnell nehmen will.«
    Gordon nickte. »Das kenne ich. Auf einmal knickt man um, und schon liegt man da.«
    »Ganz genau.« Der Ministerialdirektor lächelte dem Schleimer zu, etwas zu vertraulich für Carls Geschmack. Falls der Lulatsch vorhatte, René Eriksen während der Vernehmung die Worte ebenfalls in den Mund zu legen, würde es nicht bei einem Satz heißer Ohren bleiben, das schwor sich Carl.
    »Wir haben inzwischen mit Malene Kristoffersen, William Starks Lebensgefährtin, und ihrer Tochter gesprochen«, sagte Carl. »Beide haben den Verdacht der Pädophilie, den Sie neulichvorgebracht haben, auf das Energischste zurückgewiesen. Natürlich ist mir bekannt, dass derartige Reaktionen von den nächsten Angehörigen zu erwarten sind. Aber wir haben auch sonst nicht den geringsten Anhaltspunkt für die von Ihnen geäußerte Vermutung gefunden. Gibt es von Ihrer Seite etwas, das Sie hinzufügen möchten, um den Verdacht zu erhärten?«
    »Hm, ich weiß nicht.« Eriksen spitzte nachdenklich die Lippen. »Man sieht eben, was man sieht. Und manchmal neigt man zu Überinterpretationen. Nicht ich, sondern Sie haben das Thema aufgebracht, und dann assoziiert man ja leicht einmal.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann nicht behaupten, dass ich Konkreteres ergänzen könnte. Und natürlich bedauere ich es, falls ich Sie auf eine falsche Fährte geführt habe.«
    Carl sog die Luft durch den Mundwinkel ein. Es ging ihm heute nicht gut, das Atmen strengte ihn an, und Eriksens Umschwenken irritierte ihn. Als ob seit dem letzten Mal etwas mit ihm geschehen wäre. Als wenn das Kamel den Hals nach einem neuen Ziel, einer neuen Oase oder was auch immer ausstreckte.
    »Interessantes Büro«, stellte Gordon völlig unvermittelt fest und schaute sich um. »Ich hatte gedacht, das Außenministerium wäre in einem uralten Gebäude untergebracht.«
    Oh Mann, was glaubte das Milchgesicht eigentlich, was sie hier taten? Einen Artikel für ›Schöner Wohnen‹ recherchieren, oder was?
    Carl zwang sich zu einem entschuldigenden Lächeln. »Ja«, sagte er zu Eriksen, »Gordon hat seine Ausbildung als Jurist so gut wie abgeschlossen. Vielleicht wäre die Arbeit in einem Ministerium auch etwas für ihn. Und da muss man schließlich mal das Terrain sondieren.«
    Die Bohnenstange sah ihn verdutzt an. »Nein, so meinte ich das nicht, ich …«
    Das Blitzen in Carls Augen hätte einen Ochsen ins Jenseits befördert, und tatsächlich verstummte der Lange. Trotz seiner eklatanten Selbstüberschätzung war ihm wohl kurzfristig aufgegangen,wer hier den Taktstock in der Hand hielt. Herrjesses, das wurde aber auch Zeit.
    »Wir würden gern mehr über das Projekt erfahren, in dessen Rahmen Stark nach Kamerun gefahren ist«, sagte Carl. »Worum ging es dabei genauer? Wir wissen zwar bereits einiges, würden aber gern Ihre Version hören.«
    Eriksen runzelte die Stirn. War ihm die Frage unangenehm, oder dachte er nur nach?
    »Der Hintergrund für das Projekt ist ganz einfach: Ein großer Teil der Naturvölker dieser Welt leidet, weil die Zivilisation in ihre angestammten Gebiete vordringt. Bei diesem speziellen Projekt geht es um einen Pygmäenstamm, der sich Baka nennt. Die Baka leben in einem Teil des Regenwaldes mit der geografischen Bezeichnung Dja, gelegen im südlichsten Teil Kameruns, zwischen den Küstenwäldern des Sanaga und denen des Kongobeckens. Ihr Lebensraum ist intensivem Raubbau durch Holzeinschlag und Wilderei ausgesetzt. Unser Projekt hatte zum Ziel, diese Eingriffe zu kompensieren, denn das Naturvolk, das bis heute unter primitiven Bedingungen in Grashütten lebt, ist angesichts der Umstände kaum mehr in der Lage, sich selbst zu ernähren. Es sei denn, es werden Anstrengungen unternommen, den Boden zu kultivieren und somit für Ernteerträge zu sorgen. Insofern ging es in diesem Projekt um einfache, aber grundlegende Dinge.«
    »Sie sagen ›ging‹? Läuft das Projekt denn nicht mehr?«
    »Doch, aber es ist am Auslaufen.«
    »Hm. Und wie hat man diesen Pygmäen geholfen? Ganz konkret?«
    »In erster Linie, indem man Bananenplantagen und überhaupt Anbauflächen rings um ihre Dörfer angelegt hat.«
    Carl sah René Eriksen eine Zeit lang ruhig an, bevor er seine nächste Frage stellte. Er bemerkte zwar, dass Gordon neben ihm vor Ungeduld fast zappelig wurde, aber dem wirkte er entgegen, indem er ihn unterm Tisch in den

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