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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Projekt und Sie hatten dort unten etwas anderes zu tun. Aber warum haben Sie die Untersuchungen, derentwegen Sie Stark dorthin geschickt haben, nicht gleich selbst vorgenommen? Das war die eine Sache. Und dann dies: Was für andere wichtige Projekte waren das genau, die Sie letztlich abgeben mussten? War das nichts, worum sich im umgekehrten Fall Stark hätte kümmern können, nachdem er ohnehin schon nach Kamerun reisen musste? Verstehen Sie mich nicht falsch, aber lagen diese Reisen nicht reichlich dicht beieinander? Oder anders formuliert: Sind Ihre Reiseaktivitäten tatsächlich dermaßen wenig koordiniert? Und in dem Zusammenhang schließlich diese Frage: Haben Sie im Budget nicht einen gesonderten Reise-Posten, den wir einsehen könnten? Denn dann würden wir das gern am Montag zusammen mit allem anderen tun.«
    Solange dieser Sermon andauerte, schwieg Eriksen und hörte aufmerksam zu. Der Kerl war ein Idiot, kein Zweifel, aber die Fragen waren berechtigt. Die Notwendigkeit genau dieser beiden Reisen hatte er dem Rechnungshof damals lang und breitdarlegen müssen. Es hatte ihm eine Abmahnung eingebracht, aber das war nun lange her – und nichts, worin erneut gebohrt werden sollte, wenn es nach ihm ging.
    Deshalb ignorierte er die Selbstgefälligkeit seines Gegenübers und lächelte gelassen zurück. »Natürlich haben wir strikte Anweisungen, welchen Rahmen unsere Reiseaktivitäten haben dürfen, und selbstverständlich liegen genaue Aufstellungen über sämtliche Reisen vor mit ausführlichen Angaben zum jeweiligen Ziel und Zweck und einer detaillierten Kostenaufschlüsselung. Summa summarum: Selbstverständlich dürfen Sie die Unterlagen am Montag einsehen.«
    Er war mit sich zufrieden, als wäre ihm gerade ein großer Coup gelungen. Und so war es ja auch, denn diese Listen und Aufstellungen würden niemals irgendjemandem vorgelegt werden. Bis Montag war der Vogel nämlich längst ausgeflogen.
    Der Bubi gab ihm zum Abschied die Hand und war schon fast aus dem Büro, als er sich noch einmal umdrehte, den Finger hob und sagte: »Ach ja, diesmal darf ich ihn nicht vergessen!« Dann bückte er sich, hob einen grauen Schal vom Boden auf und ging.
    Eriksen schaute noch lange zur Tür. Es dauerte, bis er davon überzeugt war, dass keine weiteren Überraschungen folgen würden. Jetzt gab es für ihn nicht den geringsten Zweifel mehr. Das hier war sein allerletzter Arbeitstag.

    ***
    Schon die selbstzufriedene Miene, mit der der Lange durch den Korridor eilte, alarmierte Carl. Da war etwas im Busch.
    »Ich hab ihn, Carl!« Feixend hielt Gordon den Schal hoch. »Ihnen war doch klar, dass das ein Trick war?«, fuhr er fort und fläzte sich auf den Stuhl Carl gegenüber. »Sie wollten mich ja nicht zu Wort kommen lassen, also hab ich einen Vorwand gebraucht, um noch mal zurückzugehen.«
    »Was haben Sie eben gesagt?« Carl merkte, wie seine Nasenflügel bebten. »Haben Sie sich etwa erlaubt, Eriksen Fragen zu stellen, ohne dass ich dabei war?«
    »Ja. Tut mir leid, wenn Sie das nicht billigen können. Aber ich habe ihn ins Wanken gebracht! Ich habe ihm gesagt, es sei schon merkwürdig, dass zwei Mitarbeiter derselben Behörde fast gleichzeitig in dieselbe Gegend Afrikas gereist sind. Der Mann hat zwar gelächelt, aber ich glaube, er ist ordentlich ins Schwitzen gekommen. Ja, ich glaube wirklich, ich habe da etwas gefunden.«
    In diesem Augenblick kippte in Carl ein Schalter um. Schuld daran waren nicht nur dieser Idiot und sein verrücktes Gebaren. Was sich da Bahn brach, das war echte Verzweiflung, woher auch immer sie kommen mochte. Sie schnitt ihm in die Seele. Er öffnete den Mund, sein Herz setzte einen Schlag aus, und eine unbekannte Hitze wallte in ihm auf.
    »Sie gottverdammter Trottel«, brüllte er, »machen Sie, dass Sie hier rauskommen!« Er packte die Tischkante und stieß den Tisch mitsamt allem, was darauf lag, um.
    Gordon prallte rückwärts an die Wand, rappelte sich aber sofort wieder auf. Wortlos starrte er Carl an, als wäre der verrückt geworden, und verließ den Raum.
    »Und dieses Mal halten Sie die Luft an, Sie Riesenarschloch!«, schrie ihm Carl hinterher und blickte auf das Chaos zu seinen Füßen: auf den umgekippten Tisch und die Akten und Papiere ringsum.
    Im selben Moment spürte er in der Herzgegend einen so intensiven Stich, dass er instinktiv nach Luft schnappte. Aber es nützte nichts, das Gefühl zu ersticken blieb. Seine Finger verkrampften sich, seine Arme pressten aufs Zwerchfell

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