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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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auch nicht.
    Denn dieser Junge war wie der sprichwörtliche Schmetterlingsflügel in Südamerika, der einen Orkan in Japan auslösen konnte. Dieser Junge stieß einen Dominostein an und brachte eine ganze Steinreihe zum Umfallen. Boy hatte keine Lust, sich das noch länger anzusehen. Er hatte seine Prinzipien.
    Falls sie den Jungen fingen, war alles gut. Falls nicht, oder falls es dem Jungen gelang, die Polizei einzuschalten, dann wusste man nicht, wozu das führen würde. Zola hatte ihm zwar versichert, dass dieser Marco unmöglich etwas Entscheidendes wissen könne, aber warum war die Polizei dann heute bei Ministerialdirektor Eriksen im Büro gewesen? Nein, die rückten ihm entschieden zu dicht auf den Pelz. Und aus diesem Grund hatte Boy beschlossen zu handeln.
    Brage-Schmidt wäre natürlich kein Hindernis, aber ein aufbegehrenderEriksen schon. Und erst recht ein Teis Snap, der als Einziger direkten Telefonkontakt zu ihm, Boy, gehabt hatte.
    Nüchtern betrachtet, war der Mordanschlag auf Eriksen komplett fehlgeschlagen. Seitdem behielt der Mann seine dänischen Aktien garantiert immer hübsch in Reichweite und passte auf wie ein Schießhund. Boy hatte erst vorhin bei ihm zu Hause angerufen und sich als Kollege ausgegeben. Von der Ehefrau hatte er gehört, Eriksen sei noch nicht von der Arbeit nach Hause gekommen, und sie wisse nicht, wo er sei.
    Deshalb rechnete Boy damit, dass Eriksen sich bereits aus dem Staub gemacht hatte. Auch gut.
    Zola war ebenfalls kein echtes Problem. Er kannte Boys Telefonnummer nicht, denn die wurde nach jedem ihrer Telefonate ausgetauscht. Außerdem hatte immer er Zola angerufen und nie umgekehrt. Und persönlich begegnet waren sie sich auch nie. Zola war ein arroganter und egozentrischer Spinner, der wie ein Lemming direkt auf den Abgrund zusteuerte. Offen war dabei nur, wann und wie er fallen würde.
    Mit Teis Snap war es anders. Er war ein labiler Typ, der jederzeit zusammenbrechen konnte. Und das wäre fatal, denn er hatte einen viel zu guten Überblick über sämtliche Fäden des Geflechts, und falls etwas schiefging, konnte er in alle Richtungen Hinweise geben. Nicht, dass nicht schon einiges schiefgegangen wäre – mit Teis Snap: Zuerst hatte er gezockt, und zwar mit den Mitteln der eigenen Bank. Und dann hatte er sich bei dem Mitspieler im Ministerium verrechnet. Snap war derjenige, dem Eriksen drohte, und auch der, dem sich am leichtesten drohen ließ. Außerdem war er in diesem Moment im Besitz des Goldschatzes, auf den Boy aus war, die unnotierten Aktien nämlich, mit denen jeder Idiot einen zweistelligen Millionenbetrag erzielen konnte. In Euro wohlgemerkt.
    Und ohne diese Aktien, das hatte Boy sich geschworen, würde er nicht fliegen.
    Der lange Kiesweg und die Allee zu Teis Snaps Haus in Karrebæksminde waren penibel gepflegt. Das Grundstück war ländlich gelegen. Hier ließ man sich nieder, wenn man die Weite liebte und das Wiehern der Pferde und, nicht zu vergessen, erschwingliche Bodenpreise. Seine Extravaganz brachte man bevorzugt in Form von Häusern und einem passenden Fuhrpark zum Ausdruck.
    Boy war noch nie hier gewesen, stellte aber sofort fest, dass er sein Auto hinter den Nebengebäuden parken musste, wenn er nicht gleich auf dem Weg zum Haus entdeckt werden wollte.
    Er stieg aus und horchte. Falls es Hunde gab, würde er diese zuerst erledigen. Hunde auf dem Land konnten unberechenbar sein, und das hasste Boy. Im Grunde hasste er alle Hunde bis auf den einen, den er selbst einmal gehabt hatte.
    Insgesamt gab es vier Gebäude. Weiße, stilvoll renovierte Wirtschaftsgebäude und ein Wohnhaus, dem man schon von fern ansah, dass hier ein Mann seine Frau entscheiden ließ. Er hatte sich den Besitz steril und protzig vorgestellt, aber stattdessen entdeckte er Details wie ein schwarzes Wagenrad am Hausgiebel und viele Spaliere, an denen rosa blühende Klematis wucherten.
    Boy scannte den Hofplatz. Außer einem schwarzen Geländewagen und dem unvermeidlichen Cooper-Cabriolet war nichts auffällig, aber das reichte ja auch.
    Er hatte den Finger schon auf der Messingklingel, überlegte aber noch einen Moment, was er tun würde, falls Gäste im Haus wären. Dann drückte er auf den Klingelknopf und wartete.
    Snaps Ehefrau hieß Lisa, und sie war tatsächlich noch Snaps erste Frau. Brage-Schmidt hatte die Theorie vertreten, das läge am Altersunterschied, aber nach den Fotos zu urteilen, konnte es auch am Aussehen liegen.
    Boy konnte sie hören, aber sie machte nicht

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