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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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auf. Vermutlichstarrte sie auf den Monitor der Überwachungskamera. Jedenfalls deutete die Kamera direkt auf ihn.
    »Ich bin Jens Brage-Schmidts Privatsekretär«, sagte er und blickte in die Linse.
    Falls sie hörte, was er sagte, gab es mehrere Möglichkeiten: Am wahrscheinlichsten war, dass sie trotzdem nicht aufmachte. In dem Fall würde er ums Haus herumgehen und ein Fenster einschlagen, denn ins Haus kommen musste er.
    »Aha. Erwartet mein Mann Sie?« Er hörte ihre Stimme aus einem Lautsprecher, den er nicht lokalisieren konnte.
    »Ja. Ist er noch nicht zu Hause?« So fand er das auch gleich heraus. »In dem Fall kann ich gern später wiederkommen«, fuhr er fort. »Wir hatten allerdings verabredet, dass ich mich um diese Zeit hier einfinden sollte. Ja, eigentlich sogar schon vor zehn Minuten. Er muss wohl jeden Moment kommen. Aber ich kann ruhig hier draußen warten, es ist ja so mild. Und dann gibt es hier so viele schöne Blumen.«
    Einen Moment lang stand er ganz still, legte vor dem untersten Knopf des Jacketts seine behandschuhten Hände übereinander – die Haltung des Bestatters, der immer im Hintergrund steht, wenn man sich von einem Verstorbenen verabschiedet. Demut und Zurückhaltung signalisierte diese Pose. Wer einen guten Lehrmeister hatte, wusste um so etwas.
    Es dauerte zwanzig Sekunden, bis sie die Tür schließlich doch öffnete. Sie schaffte es gerade noch, sich vorzustellen, schon hatte er sie gepackt und ihr den Hals umgedreht. Das ging so lautlos und schnell vonstatten, dass sie es garantiert nicht einmal richtig mitbekommen hatte. Routiniert trug er die Leiche hoch ins Schlafzimmer, setzte sie leicht aufgerichtet aufs Bett, stopfte ihr einen Haufen Kissen in den Rücken und schaltete den Fernseher ein.
    Bei seiner Runde durchs Haus ließ er sich dann Zeit. Boy wusste, wie man tief in den Verstecken der Menschen grub, ohne dabei Unordnung zu hinterlassen. Verschlossenes ließ sichauf verschiedene Arten öffnen, mit Fingerspitzengefühl klappte es in der Regel ganz gut. Eine halbe Stunde brauchte er für das Haus, fand aber nicht das, was er suchte. Dadurch wurde die Geschichte zwar etwas komplizierter, aber das kam nicht wirklich unerwartet.
    Nachdem er die Aufnahmen der Überwachungskamera am Haupteingang gelöscht hatte, knöpfte er sich den Laptop der Dame des Hauses vor. Dieser stand, noch eingeschaltet, auf dem hochglanzpolierten schwarzen Esstisch in dem riesigen Raum, der gut die Hälfte des Erdgeschosses ausmachte. Sie hatte Blumen offenbar nicht nur im Garten, sondern auch im Bilderrahmen geschätzt, schloss er aus der geöffneten Auktionsseite und aus den unzähligen Blumenstillleben an den Wänden.
    Er brauchte etwa fünf Minuten, um Snaps Erklärung zu verfassen, aus welchem Grund er seine Frau umgebracht habe und nun auch Selbstmord begehen würde. Es war so einfach: Seine kriminellen Aktivitäten hatten ein Ausmaß angenommen, mit dem er nicht mehr zurechtkam. Nun würde Ministerialdirektor René E. Eriksen allein die Verantwortung übernehmen müssen: für den Betrug, für den Mord an Stark. Für alles.
    Boy druckte den Abschiedsbrief aus. Er überlegte, ob er ihn selbst unterzeichnen sollte, beschloss dann aber abzuwarten und faltete das Blatt in der Mitte.
    Danach ging er ins Schlafzimmer, stieß das Fenster weit auf und setzte sich in einen geblümten Ohrensessel vor dem Toilettentisch mit seinen diversen Flakons und dem parfümierten Briefpapier. Während er wartete, ruhte sein Blick auf den regennassen Feldern.
    Die grellen Halogenscheinwerfer von Snaps Mercedes kündigten schon eine Minute bevor er auf den Hof rollte seine Ankunft an.
    Dann hörte Boy ihn unten im Haus. Wie er die Tasche imFlur fallen ließ, die Schuhe auszog und wegkickte und in die Küche ging. Nach einer Weile stieg er die Treppe herauf.
    Mit dem Teller in der einen und einem Glas in der anderen Hand betrat er das Schlafzimmer, mit dem Knie schubste er die Tür hinter sich zu.
    »Wie war dein Tag, Schatz?«, fragte er und stellte Glas und Teller auf dem Nachttisch ab. Dann wandte er sich zu dem Stuhl neben dem Bett und begann, sich zu entkleiden. »Meiner war eher bescheiden. Ich habe mit Brage-Schmidt telefoniert und ihm von Renés verrücktem Auftritt heute Morgen erzählt. René muss sich gedulden, ganz einfach.« Er lachte. In Unterhose und gerade im Begriff, die Schlafanzugjacke überzuziehen, drehte er sich um. »Was guckst du denn da? Du bist ja ganz vertieft!«
    Er sah zu ihr hin,

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