Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
ja, du weißt schon«, fuhr Assad fort. »Ich finde, zweitausend Kronen für den Idioten sind okay. Und zurzeit fehlt es dem Anatomischen Institut an Leichen.«
    »Ich mit Anwalt reden«, krähte das Bürschchen in gebrochenem Dänisch.
    Assad lächelte. »Na also, geht doch. Dann sorgen wir mal dafür, dass du in ein Gefängnis kommst, wo nicht ganz so viele Skinheads sitzen.«
    Der Junge konnte seine Verzweiflung nur schwer verbergen, und als ihn nach einer halben Stunde der ausbruchsichere Kleinbus der Polizei abholte, hatte sich das nicht geändert.
    Eine weitere Stunde später griffen sie sich den Nächsten.
    Es war ein wohlproportionierter und ebenfalls recht exotischer junger Mann, der da durch die Schwingtüren kam, auch er im schwarzen Anzug. Sein lauernder, suchender Blick fiel Carl und Assad sofort auf.
    »Wenn der hinter den Tischen entlang zu den Schließfächern geht«, flüsterte Carl, »greifen wir zu. Jeder von einer Seite.«
    Der Bursche hatte sich geweigert zu sprechen, und hätte er nicht ein paar Damenuhren in der Tasche gehabt, hätten sie ihn wohl laufen lassen müssen.
    Jetzt saß er ihnen im Vernehmungsraum im zweiten Stock gegenüber und bedachte sie mit scheelen Blicken.
    »Deinen Kumpel Samuel haben wir gleich nebenan«, sagte Carl. »Bei den Schließfächern sind ein paar Kollegen postiert, die einen nach dem anderen von euch abgreifen. Und die Restlichen kriegen wir spätestens dann, wenn der Lieferwagen sie heute Nachmittag am Rathausplatz einsammelt.«
    Der Typ rutschte auf dem Stuhl herum, sagte aber immer noch kein Wort. Anscheinend machten weder die sterile Umgebung noch die anwesenden Beamten oder die Handschellen irgendeinen Eindruck auf ihn. Er gehörte zu jener Sorte, die bereits am Ende der Lehrzeit angekommen und weitgehend fit war für die Kriminellenlaufbahn. Die Gefängnisse waren voll von diesen Leuten, der weitaus größere Teil von ihnen lief allerdings frei herum.
    Carl nahm Assad beiseite. »Nützt nichts, wir müssen abwarten, was sie morgen früh bei der ersten richterlichen Anhörung erzählen. Vielleicht kommen heute ja auch noch andere rein, die gesprächiger sind.«
    »Ich bleibe noch ein bisschen und versuche, ihn aufzutauen«, erwiderte Assad.
    Carl kniff die Augen zusammen. Er hatte diesbezüglich keinen Zweifel an Assads Fähigkeiten.
    »Hör mal, Assad. Du weißt, wie der Hase läuft. Sei vorsichtig, okay?«
    »Klar, Carl. Aber welcher Hase?«
    »Vergiss es, Assad. Das ist so eine Redensart.«
    In dem Moment klopfte es, und Carl öffnete die Tür.
    »Seid ihr bald fertig?«, fragte der unvermeidliche Gordon. »Wir haben noch einen, mit dem wir plaudern müssen.«
    Hatte er »wir« gesagt?
    Mit Entgegenkommen jedweder Art war in Lars Bjørns Büro nicht zu rechnen, so viel war Carl bereits klar geworden.
    »Auch wenn du diesen Marco als Kronzeugen im Fall des vermissten William Stark betrachtest«, wetterte er, »kannst du hier nicht einfach den ganz großen Fahndungsapparat in Gang setzen, Carl. Ich werde dir Mannstunden für dreihunderttausend Kronen vom Budget abziehen. Vielleicht wird dich das lehren, deine Verfügungen in Zukunft von deinen Vorgesetzten absegnen zu lassen. Hiermit ist die Fahndung nach diesem Jungen abgeblasen.«
    Carl biss sich auf die Oberlippe. »Wie du meinst. Allerdings finde ich diese Entscheidung geradezu fahrlässig idiotisch, jetzt, wo wir so dicht vor der Aufklärung des Falls stehen. Warum feuerst du nicht einfach Gordon, der läuft seit Neuestem doch auch über mein Budget, oder? Und wenn das nicht genau deinen dreihunderttausend Mannstunden entspricht, kannst du dir den Rest ja aus der Kaffeekasse nehmen.«
    Doch die Worte prallten vollkommen an Lars Bjørn ab. Mehr noch, er lächelte sogar.
    »Nein, Carl. Ich werde dich nicht von Gordon befreien, auch wenn er sich bei der Vernehmung des Ministerialdirektors im Außenministerium vielleicht etwas ungeschickt angestellt hat. Aber das ist entschuldigt.«
    »Entschuldigt?«
    »Ja, er sagt, du hättest ihn vorher nicht ordentlich gebrieft.«
    »Himmel, Arsch und Zwirn – geht’s noch?!«, polterte Carl, rot vor Wut. »Du sitzt einem Vizepolizeikommissar gegenüber und erzählst ihm, so ein Grünschnabel wie dieser Gordon soll in einer Angelegenheit gebrieft werden, mit der er überhaupt nichts zu tun hat? Bist du dir eigentlich darüber im Klaren, dass wir ganz kurz vor einem Durchbruch im Fall des vermissten William Stark stehen? Und dass es sich dabei durchaus um Mord handeln

Weitere Kostenlose Bücher