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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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amüsiert, dass sie sich so gar nicht für seine Ankunft zu interessieren schien.
    »Sag mal, bist du sauer auf mich? Ich hatte dir doch gesagt, dass ich spät kommen würde. Und überhaupt, warum hast du das Fenster so weit geöffnet, es ist scheußlich kalt hier drinnen.« Er umrundete das Fußende des Bettes und wollte gerade den obersten Knopf seines Oberteils schließen, als sein Blick auf Boy fiel.
    Der Schock ließ ihn rückwärts taumeln. Noch nie zuvor hatte Boy einen dermaßen erschrockenen Menschen gesehen.
    »Passen Sie auf, dass Sie nicht fallen«, sagte Boy.
    Langsam und schwer atmend ließ sich Snap auf dem Fußende nieder.
    »Wer … wer sind Sie?«, stammelte er und blickte hinüber zu seiner Frau.
    In diesem Augenblick traf ihn der nächste Schock. Ein paar Sekunden saß er wie versteinert da, dann begann er, am ganzen Leib zu zittern, und als es ihn schließlich regelrecht schüttelte, warf er sich mit einem heiseren Schrei über die Leiche seiner Frau und umklammerte sie.
    Minuten später versuchte er, um Fassung ringend, Boy in die Augen zu sehen.
    »Sind Sie einer von den … Kindersoldaten, die Brage-Schmidt angeheuert hat? Warum … sprechen Sie Dänisch?« Als Boy nicht antwortete, schüttelte es Snap aufs Neue. »Wer hat Sie geschickt? Bestimmt nicht Brage-Schmidt, das würde er nie tun, warum auch. Ich halte doch dicht, das weiß er doch.«
    Boy lächelte leicht, was Snap als Provokation aufzufassen schien.
    »Verflucht, was gibt es da zu lachen? Warum sagen Sie nicht einfach, was Sie wollen? Wollen Sie eine Million? Zehn Millionen? Können Sie haben.«
    Boy schüttelte den Kopf. »Ich will nur Ihre Unterschrift, dann gehe ich.«
    Snap begriff nicht. Alles in ihm bäumte sich auf gegen diesen Satz. Eine Unterschrift? Seine Miene war ein einziges Fragezeichen. Hatte dieser Mann hier seine Frau umgebracht und wollte nun nichts weiter als eine Unterschrift?
    Boy zückte das Blatt Papier und legte es zusammengefaltet vor Teis Snap auf den Toilettentisch.
    »Sie müssen nur hier unterschreiben.« Er deutete auf die leere halbe Seite.
    »Was steht auf der anderen Seite? Ich unterschreibe nicht, bevor ich es nicht gelesen habe.«
    Da stand Boy ruhig auf und richtete seine Jacke. »Sie unterschreiben dort, oder es wird Ihnen wie Ihrer Frau ergehen. Ich zähle bis zehn. Eins, zwei, drei, vier …« Er zog einen Kugelschreiber aus der Innentasche und hielt ihn Snap hin. »Fünf, sechs, sieben …«
    Da nahm Snap den Stift.
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte er, und wieder schüttelte ihn ein Weinkrampf.
    »Schreiben Sie«, sagte Boy und deutete auf das leere Feld.
    Und da unterschrieb Snap. Zittrig und ungleichmäßig, wie es sich für den eigenen Abschiedsbrief gehörte.
    »Danke. Und nun geben Sie mir die Curaçao-Aktien. Dann gehe ich.«
    »Sie haben …«
    »Die Aktien. Ich weiß, dass Lisa sie in den Koffern mit nach Hause genommen hat. Und dass Ihre Koffer jetzt leer sind …«
    »Woher wissen Sie das? Von Brage-Schmidt? Der ist nämlich der Einzige, dem ich das erzählt hab. Steckt er hinter dem Ganzen hier?«
    »Geben Sie mir die Aktien, und Sie leben in Ruhe weiter. Ihre Frau hat sich das Genick gebrochen. Ein Unfall. Sie ist die Treppe hinuntergefallen. Wenn Sie das der Polizei erzählen, wird man Ihnen glauben.«
    An dieser Stelle begann Snap, völlig haltlos zu weinen, und das passte gar nicht in Boys Plan. Wenn Menschen in einer solchen Situation zusammenbrachen, konnte man nie vorhersagen, ob sie unter Umständen nicht doch plötzlich in der Lage waren, rational zu handeln. Und rational handeln bedeutete in diesem Fall, um das eigene Leben zu kämpfen.
    »Die Aktien, bitte. Wo sind sie? Ich habe überall im Haus gesucht. Haben Sie irgendwo einen geheimen Tresor?«
    Snap schüttelte den Kopf. »Woher soll ich wissen, wo Lisa die versteckt hat? Wieso glauben Sie, ich könnte es Ihnen sagen?«
    »Weil Sie leiden werden, wenn Sie es mir nicht sofort sagen. Und glauben Sie mir, mir sind da einige Methoden geläufig.«
    Snap holte tief Luft. »Und was habe ich für eine Garantie, dass …? Woher weiß ich, dass Sie nicht …« Wieder fing er an zu schluchzen.
    »Weil Sie besser als die meisten wissen, was Geld bedeutet. Deshalb.«
    Snap hob den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht, sodass Tränen und Rotz verschmierten. Jetzt warsein professionelles Ich gefordert. Selbstverständlich wusste er um die Macht des Geldes. Und im Augenblick befand er sich mitten in

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