Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
konnte.
    Reflexhaft packte er den Gasbetonstein, auf dem er eben noch gesessen hatte, und als der Wagen mit quietschenden Reifen anfuhr, stieß er den Stein mit der Kraft seines ganzen Hasses über die Mauerkante – ohne auch nur einen Moment daran zu denken, dass er das Leben unschuldiger Menschen gefährden könnte. Und während der Klotz fiel, hielt Marco die Luft an.
    Der Stein schien Ewigkeiten zu brauchen, es war, als schwebte er nach unten, und als er schließlich die Windschutzscheibe zertrümmerte und aus Marcos Sichtfeld verschwand, schien die Welt stillzustehen. Nur der Wagen bewegte sich, er schleuderte direkt in Richtung Rathaus und krachte frontal mit einem Tieflader zusammen, der zur Baustelle wollte. Der Lieferwagen kippte auf die Seite und verschwand halb unter dem riesigen Fahrzeug.
    Marco zog sich zurück und rannte zehn Meter weiter zu einerStelle an der Mauer, von wo aus er das weitere Geschehen ungesehen beobachten konnte.
    Die umstehenden Menschen starrten entsetzt zum Unfallort.
    Einige wenige sahen nach oben.
    Da wusste Marco, dass seine Flucht noch nicht zu Ende war.

39
    »Kein leichter Fall«, brummte Assad. »Im Moment würde ich nur ungern in den Schuhen der Kollegen in Südseeland und Lolland-Falster stecken.«
    »Ja, die Geschichte nimmt ziemlich hässliche Formen an«, sagte Carl. »Der Frau wurde der Hals umgedreht und dem Mann der Kehlkopf eingedrückt. Wo um Himmels willen findet man jemanden, der zu so etwas imstande ist? Wissen wir eigentlich, ob Eriksen früher beim Jägerkorps war oder etwas in der Art?« Carl überholte ein Fahrzeug, das mit höchstens vierzig Stundenkilometern vor ihnen her kroch.
    Assad schüttelte den Kopf. »War er nicht. Wurde bei der Musterung aussortiert. Irgendwas mit dem Rücken.«
    »Hm. Jetzt wird jedenfalls nach ihm gefahndet. Dann sehen wir weiter.«
    Da erreichte sie eine Meldung über das GPS. Bis zur Versammlung von Zolas Fußvolk am Rathausplatz waren es nur noch zwanzig Minuten. Das würde knapp werden.
    »Hat Rose die Truppen aktiviert?«
    Assad hob den Daumen. Klar hatte sie.
    Carl schaltete Martinshorn und Blaulicht ein und trat das Gaspedal durch.
    Vor dem Haupteingang des Tivoli legte er eine Vollbremsung hin und fuhr halb auf den Bürgersteig, damit man ihn vom Rathausplatz aus nicht sehen konnte. Sie rannten an der Mauer entlang bis zum Platz und bogen in dem Moment um die Ecke, als ein Lieferwagen quer über die Straße schoss und in einen Tieflader krachte, der mit einer Fuhre Betonstahlmatten die Großbaustelle vom Haus der Industrie ansteuerte.
    Das Chaos, das folgte, war gewaltig. Auf ihrer Straßenseite rannten zwei Beamte in Zivil hinter mehreren Typen in schwarzen Anzügen her, andere kreisten ein paar Frauen ein, die gar nicht zu fliehen versuchten. Zwei weitere Autos konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhren auf die verunglückten Fahrzeuge auf. Die Menschen schrien wild durcheinander, ein paar beschimpften die Beamten.
    Nein, wahrlich keine Aktion, die ihnen sonderlich viel Lob von Lars Bjørn einbringen würde.
    »Name?«
    »Miryam Delaporte.«
    »Beruf?«
    »Ich habe keinen. Ich bettele auf der Straße.«
    Carl nickte. So unverblümt hatte das noch keine von ihnen gesagt. Respekt.
    »Sie gehören zu Zolas Clan?«
    Sie nickte. Die anderen Frauen hatten gezittert, als er Zolas Namen aussprach, sie nicht.
    »Woher kommst du, Miryam?«, fragte Rose.
    »Aus Kregme in Nordseeland.«
    »Aha. Bist du dort geboren?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe meine Geburtsurkunde nie gesehen.«
    Okay, damit war das geklärt.
    »Was sagen deine Eltern dazu?«
    »Ich weiß gar nicht genau, wer meine Eltern sind. So geht es vielen von uns. Wir sind eine große Familie.«
    Rose und Carl sahen sich an. Verblüffend gleichmütig, diese junge Dame.
    »Und mehr sage ich nicht«, fügte sie hinzu.
    Carl zog seinen Stuhl näher an sie heran. Ihre Augen waren bemerkenswert, nicht nur auffallend schön, sondern auch hellwach. Sie hatte sofort registriert, dass Assad an dem Tischhinter ihr saß, und sie sah offenbar auch, dass sich hinter Roses vermeintlicher Freundlichkeit eine eiserne Hartnäckigkeit verbarg. Rose würde so lange bleiben, wie es nötig war, das erkannte Miryam. Alles in allem schien sie sehr genau zu wissen, dass es für sie aus diesem Raum hier keinen Weg in die Freiheit gab.
    »Ich kann Ihnen übrigens versichern, dass Zola unter dem Tieflader umgekommen ist. Sie haben ja wahrscheinlich selbst gesehen, wie schwer der

Weitere Kostenlose Bücher