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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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meisten Grundstücke in dieser Straße umgeben waren.
    »Dort ist es zu heiß, fürchte ich. Warum?«
    »Na ja, dann könnten wir mit den Nachbarn in den Häusern dahinter sprechen.«
    »Du brauchst eigentlich nur mit dem da zu reden.«
    Carls Blick wanderte zu einem Jungen, der am Bordsteinstand und sein Fahrrad am Lenker festhielt. Er wirkte beinahe magisch, denn seine Augen glühten vom Widerschein der Flammen, und rötlich-gelbe Reflexe flackerten über sein Gesicht.
    »Assad sagt, du wohnst in dem Haus da drüben auf der anderen Seite. Hast du heute etwas Auffälliges gesehen?«, fragte Carl, als er zu dem Jungen trat.
    Der schüttelte den Kopf.
    »Niemand, der zufällig den Weg dort entlanggegangen oder durch ein Loch in der Hecke geschlüpft ist?«
    »In der Hecke ist kein Loch, da ist eine Tür.«
    »Was meinst du?«
    »Man kann drüben von unserer Straße kommen und durch eine Tür in den Garten der Villa gehen. Der Schwarze macht das immer.«
    »Der Schwarze?«
    »Ja, der da im Haus wohnt.«
    »Wir haben nichts darüber gehört, dass außer Herrn Brage-Schmidt noch jemand in dem Haus wohnt. Aber du sagst, da lebt noch einer?«
    »Schon ganz viele Jahre. Sein Auto parkt immer da drüben in einer der Nachbarstraßen, und er kommt immer von hinten.«
    Wie war das doch gleich? Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit …
    Carl knuffte den Jungen mit der Faust gegen die Schulter. Danke für die Information, Kumpel.
    »Wollen wir mal da rübergehen und einen Blick auf das Gegrillte werfen? Ich glaube, ich weiß jetzt, wer der andere Tote sein könnte«, sagte er und zog Assad mit sich zu den beiden verkohlten Klumpen, die vor der Hecke auf der Polizeifolie lagen.
    Das Fleisch der Toten war mehr oder weniger verbrannt. An den Fingerknochen des einen klebten noch Lederreste, vermutlich von der Armlehne des Rollstuhls. Aus der s-förmigen Körperhaltungkonnte man schließen, dass die Person vermutlich im Rollstuhl gesessen hatte, als es passierte.
    Von der anderen Leiche existierten nur noch versengte Knochen, die geschmolzene Sehnen und verkohltes Muskelgewebe zusammenhielten. Die Augenhöhlen waren leer, die Gesichtshaut weggeschmolzen. Ob der Mensch weiß oder schwarz gewesen war, Mann oder Frau, konnte man unmöglich erkennen.
    »Was ist das?« Assad deutete auf den Mund der Leiche. Er blickte sich um. Kein Polizeitechniker und kein Leichenbeschauer in der Nähe.
    Da steckte er kurzerhand selbst die Finger zwischen das, was einmal Lippen gewesen waren, und schob die Masse zur Seite.
    »Das Gebiss habe ich schon mal gesehen«, sagte Assad.
    Carl nickte überrascht, als Assad an einem der Vorderzähne ruckelte.
    Kein Zweifel, das musste Carl zugeben. Bei dieser Leiche handelte es sich um René Eriksen.
    Assad wischte sich die Hände an der Hose ab. »Was sagst du dazu, Carl?«
    »Ich sage wohl dasselbe wie du, Assad. Die haben sich alle gegenseitig umgebracht, und der Fall nähert sich seinem Abschluss. Laursen wird uns wohl recht geben, sobald er die Berichte der Kriminaltechniker und die DNA-Analysen sieht.«

40
    Marco fühlte sich unendlich leer. Noch vor wenigen Stunden war alles so chaotisch gewesen und gleichzeitig so einfach. Nein, einfach nicht, aber vertraut, hoffnungslos vertraut. Er war auf der Flucht gewesen, sein Vater und Zola lebten noch, und der Clan hatte die Straßen von Kopenhagen unsicher gemacht. Jetzt waren sein Vater und Zola tot und etliche Mitglieder des Clans verhaftet. Er hatte oben von der Baustelle aus noch beobachten können, wie sie abgeführt wurden, bevor er sich aus dem Staub machte.
    Und nun stand er hier, und pausenlos stürmten neue Fragen auf ihn ein, auf die er keine Antwort wusste: Würde die Jagd auf ihn jetzt, wo Zola nicht mehr lebte, abgeblasen? Denn warum sollten sie ihn noch umbringen wollen? Und was war mit der Polizei, suchte die noch nach ihm? Oder wussten sie inzwischen, dass er mit dem toten William Stark nichts zu tun hatte? Und selbst wenn er sich wieder frei bewegen konnte: Wie sollte es weitergehen, so ganz ohne Geld, ohne Ziel, ohne Hoffnung?
    Es war so schwer, klar und nüchtern zu denken und Entscheidungen zu treffen, wenn Trauer und Angst immer wieder die Oberhand gewannen.
    Vielleicht musste er einfach nur ein paar Tage abwarten, und schon ergab sich alles von selbst und er kam sogar an sein Erspartes heran, das noch immer hinter der Fußleiste in Østerbro versteckt war.
    Beim Seepavillon hielt er ein Taxi an und stand eine Viertelstunde später

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