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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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standen. Die nächtliche Party hatte dunkle Spuren unter seinen wässrig-blassen Augen hinterlassen. Auf einmal bekam sein Mund einen traurigen Zug, und seine ganze taffe Aufmachung– Piercings in den Ohren, Tattoos am Hals und kahl rasierter Schädel – wirkte seltsam deplatziert.
    »Nein, da fällt mir nichts ein«, sagte er nur knapp, und inmitten des Sammelsuriums aus schwarzem Leder, Nieten und glänzenden Stiefeln breitete sich im Tourbus eine fast friedliche, abgeklärte Stimmung aus.
    »Obwohl, na ja, ich habe das Hausboot vor dem Verkauf extra noch flottgemacht. Die Fußböden mehrmals lackiert, sämtliche Holzpartien geölt. Von dieser Aktion standen im Motorraum noch ein paar Lack- und Ölreste herum. Ich hatte ihr erklärt, dass ich noch einen Tag brauchen würde, um aufzuräumen. Aber sie hat mir versichert, dass sie das selbst übernehmen und gut durchlüften wollte. Ich sollte mich ruhig schon auf den Weg machen. Und ehrlich gesagt, passte mir das ganz gut.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass die Käuferin das Entsorgen der Lacke und Öle vergessen haben könnte? Und dass sich das Zeugs selbst entzündet hat und daraufhin die ganze Chose in die Luft geflogen ist? Dann hätten die Techniker doch Reste der Blechkanister auf dem Grund des Hafenbeckens entdeckt.«
    »Nein, denn das Zeug befand sich in solchen Farbwannen aus Plastik, wissen Sie, welche ich meine?« Sverre Anweiler wirkte jetzt richtig niedergeschlagen. »Vielleicht war es auch eine Kombination aus diesem und etwas anderem. Ach, ich hätte daran denken müssen, als ich sie auf dem Schiff herumgeführt habe. Sie wirkte einfach total geistesabwesend. Sagte Ja zu allem, was ich ihr erklärt habe, sah aber nicht so aus, als hätte sie überhaupt zugehört.«
    »Der Gasherd?«
    »Nein.« Er sah sie bedrückt an. »Ich denke eher an den Generator.«
    »Der stand im Motorraum?«
    Er nickte langsam.
    »Sverre, warum gehen wir beide nicht über die Straße und erzählen meinem Chef, was Sie uns gerade erzählt haben?«
    Anweiler zuckte die Achseln. Er habe ihnen doch bereits erklärt, dass er es eilig habe und eine Fähre erreichen müsse.
    Aber Carl kannte seine Pappenheimer. Diese Art Unwillen zur Zusammenarbeit entsprang dem tief verwurzelten Misstrauen des ehemaligen Kriminellen, ob man ihm vorurteilsfrei begegnen und zuhören würde. Jeder Mensch schleppte eben so seine Erfahrungen mit sich herum.
    Die Treppe nach oben in die Kantine kam Carl endlos vor, und die Flasche Chivas Regal in seiner Hand war völlig unzulänglich als Geschenk für Marcus Jacobsen.
    »Abschiedsempfang« stand an der Kantinentür. Sie hätten die Veranstaltung ebenso gut »Beerdigungsfeier von Dezernat A« nennen können oder »Festakt zum Beginn der Schikaneherrschaft«.
    Nichts würde bleiben, wie es unter Jacobsen gewesen war. Warum in drei Teufels Namen musste der ausgerechnet jetzt aufhören? Hätte er nicht wenigstens so lange warten können, bis Carl ebenfalls in den Sack haute?
    Zur Feier dieses traurigen Tages hatte Frau Sørensen, Lis’ welke und vergrämte Kollegin, einen dieser bleischweren Blechkuchen gebacken, die mehr Ähnlichkeit mit einer Turnmatte hatten als mit etwas Essbarem. Zu allem Überfluss hatte Lis die bucklige Glasur auch noch mit Fähnchen geschmückt. Und auf das Papiertischtuch unter den vielen Plastikgläsern, die wohl nahezu alle leer bleiben würden – es war schließlich noch lang bis zum Feierabend –, hatte jemand mit zierlichen Blockbuchstaben geschrieben: »Genießen Sie Ihren Ruhestand, Chef! Danke und auf Wiedersehen – Dezernat A«. Gott, wie erbärmlich.
    Die Rede der Polizeipräsidentin war kurz und eindrucksvoll nichtssagend, da die Frau weiträumig alle Themen umschiffte, über die sie sich jahrelang mit dem Chef der Mordkommission in den Haaren gelegen hatte. Lars Bjørns Rede wiederumhandelte mehr oder weniger von nichts anderem als von dem, was er aus Marcus Jacobsens Führungsstil zu übernehmen gedachte, und in noch größerem Umfang von dem, was er nicht zu übernehmen gedachte.
    Als er fertig war, ging nur Gordon auf ihn zu. Er schüttelte dem Idioten sogar die Hand – was Bjørn lächelnd und mit einem Schulterklopfen quittierte. Dann steckten sie die Köpfe zusammen und wechselten ein paar Worte, der Student und der Mordkommissionschef in spe. Was um alles in der Welt hatten die so vertraulich zu bereden? Gordon war doch nichts weiter als ein nerviger Jurastudent, dem man einen winzigen Einblick in den Teil

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