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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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der Maschinerie gewährte, in dem das Rechtssystem auf den Prüfstand kam. Darüber hinaus war er höchstens noch ein geiler Bock mit bemerkenswert schlechtem Frauengeschmack.
    Oder war er etwa Bjørns neuer Mann?
    Ich werde dich im Auge behalten, du Lulatsch, dachte Carl und warf einen tröstenden Blick hinüber zu seinem langjährigen Chef. Falls Marcus seine Entscheidung bereute, konnte er Bjørn doch schnell noch zurück nach Afghanistan expedieren.
    »Es tut mir echt leid, Marcus, du hast bessere Reden verdient«, sagte Carl und reichte ihm verlegen den Karton mit der Whiskyflasche. »Man kann unmöglich einen besseren und kompetenteren Chef haben, als du es warst«, fügte er so laut hinzu, dass bei niemandem im Raum, und schon gar nicht bei Lars Bjørn und der Polizeipräsidentin, Zweifel aufkommen konnten.
    Marcus Jacobsen betrachtete Carl, lächelte schwach, stellte den Karton auf den Tisch und umarmte ihn ganz ungewöhnlich herzlich.
    Damit war eine zwanzigjährige Dienstzeit im Präsidium zu Ende, und es lief so ab wie immer, wenn einer von ihnen aus dem System ausschied: nahezu sang- und klanglos.
    Carl selbst erwartete jedenfalls keine Fanfaren, wenn die Reihe an ihm war, und das kam ihm sehr entgegen.
    Trübsinnig gab er Rose und Assad noch ein paar Anweisungen, dann setzte er sich an den Schreibtisch, um den Fall Anweiler mit dem obligatorischen Bericht abzuschließen.
    Summa summarum musste der Brand als Unfall zu den Akten gelegt werden. Sverre Anweiler musste sich schlimmstenfalls auf ein kleineres Bußgeld gefasst machen, weil er selbstentzündliche Substanzen nicht vorschriftsgemäß entfernt und entsorgt hatte, bevor der neue Eigner das Hausboot übernahm.
    Ein trauriger und nicht besonders interessanter und prestigeträchtiger Fall, mit dem Bjørn da vor die Presse treten musste. Für Marcus Jacobsen hingegen ein guter Schlusspunkt, den Carl ihm von Herzen gönnte. In Marcus’ langer Karriere hatte es sicher genügend Ermittlungen ohne diesen definitiven Abschluss gegeben, Fälle, an die er ohne Freude zurückdachte, weil sie sich letztendlich der Aufklärung entzogen hatten. Fälle, die mit Sicherheit weiterhin an ihm nagen würden, so war das nun mal.
    Als Carl den Bericht fertig getippt hatte, druckte er ihn aus und schrieb in Großbuchstaben »ABGESCHLOSSEN« auf das Deckblatt.
    Er starrte auf das Wort und musste unwillkürlich an Mona denken. Hoffentlich hörte das bald mal auf.
    Carl und Assad hatten sich im Keller vor die Anschlagtafeln mit den unaufgeklärten Fällen gestellt, die aus allen Landesteilen bei ihnen eingingen. Zwar hatten sich in den letzten Monaten einige davon erledigt, aber trotzdem waren insgesamt mehr Fälle hinzugekommen als verschwunden. In Marcus Jacobsens letzten Monaten hatte die Aufklärungsrate des Dezernats A bei satten neunzig Prozent gelegen, doch so erfolgreich waren leidernicht alle Mordkommissionen des Landes. Davon zeugten diese Anschlagtafeln nur allzu deutlich. Da half es auch nichts, dass es sich bei einigen der angepinnten Fälle wahrscheinlich gar nicht um Morde, sondern um Selbsttötungen handelte – das letzte Jahrzehnt war für viele Menschen hart gewesen –, denn der Aufklärungsaufwand blieb der gleiche.
    Ein Netz aus blauen Paketschnüren war zwischen jenen Fällen gespannt, die augenscheinliche Parallelen aufwiesen, und ein Netz aus rot-weißen Schnüren, nicht weniger dicht, verband die Fälle, zwischen denen ein erwiesener Zusammenhang bestand.
    Und dann waren da noch die Fälle, die ganz für sich allein hingen.
    »Eigentlich genug Auswahl, um loszulegen, Assad.«
    »Du sagst es, Carl. Eine Seele, zwei Gedanken.«
    »Umgekehrt, Assad. Zwei Seelen, ein Gedanke. Aber ja, wir denken dasselbe: Steht uns wirklich der Sinn nach einem zusätzlichen unaufgeklärten Fall, zweifelhaft, verfahren und uralt?«
    »Ja, Carl, ich finde, Rose hat es verdient. Sie hat gerade einen Fall gelöst.«
    »Aber der Fall, auf den sie so scharf ist, ist doch nie bis an diese Wand gekommen.«
    »Trotzdem, Carl. Lass ihn uns da hinhängen.« Er lächelte müde, aber verschmitzt – fast wie der gute alte Assad. Noch ein bisschen mehr Ausdünstungen von Pfefferminztee und klebrigem Süßkram, ein bisschen mehr nahöstliche Jammermusik, öfter mal ein Augenzwinkern und die tägliche Dosis Sprachverwirrung – dann wäre Assad wiederhergestellt.
    »Na, wie du meinst.« Carl seufzte tief. Er war heute nicht in der Lage, Widerstand zu leisten, dafür nahm Mona zu viel

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