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Erzaehl es niemandem

Erzaehl es niemandem

Titel: Erzaehl es niemandem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randi Crott , Lillian Crott Berthung
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wie Lillians Augen.
    Heute geht sie schon zur dritten Anprobe in die Sverresgate, wo Frau
Pettersen mit ihren Söhnen Robert und Alf wohnt. »Alf ist jetzt bald fertig mit
seiner Elektrolehre und hat schon die Zusage für eine Anstellung, er ist so
lieb und hilfsbereit«, erzählt Frau Pettersen, während Lillian sich vorsichtig
das Kleid überstreift, »und wir können seinen Lohn hier im Hause wirklich gut
gebrauchen.«
    Lillian nickt der Schneiderin mitfühlend zu und hat dann nur Augen
für ihr Kleid. Sie dreht sich vor dem Spiegel und findet sich wunderschön in
ihrer ersten Ballrobe, den dazu passenden Schuhen und der kleinen Handtasche,
die sie vorsichtshalber zur Anprobe mitgenommen hat. »Du siehst sehr schön aus,
Lillian«, bestätigt Frau Pettersen und schaut sie zufrieden an. »Ich muss nur
den Saum noch umnähen, dann kannst du dein Kleid morgen Abend abholen.« Lillian
umarmt die Schneiderin und läuft fröhlich die Treppen hinunter. Den 7. Januar
kann sie kaum erwarten.
    Als dieser Tag endlich da ist, holt Tore sie pünktlich um sieben Uhr
zu Hause ab. Er sieht sehr erwachsen aus in seiner Uniform und den weißen
Handschuhen. Es ist das erste Mal, dass er zu Lillian nach Hause kommt, und sie
ist ein bisschen verlegen, als sie ihn ihren Eltern vorstellt. Eigentlich ist
es nicht üblich, dass männliche Freunde zu den Familien der Töchter kommen.
Lillian hat Tore durch Annemarie, eine Freundin aus dem Skiclub, kennengelernt.
In Annemaries Elternhaus geht es viel freier und großzügiger zu als in den
anderen Familien, sie darf immer junge Männer mit nach Hause bringen. Das wissen
Lillians Eltern, halten es aber selbst nicht für angebracht.
    »Ihr werdet sehen, Tore ist ein sympathischer, höflicher junger
Mann. Sein Vater ist Förster«, hat Lillian ihnen erzählt und gehofft, dass sie
das für ihn einnehmen würde.
    »Na, dann passen Sie mal gut auf unsere Lillian auf!« John Berthung
schüttelt dem jungen Offiziersanwärter freundlich die Hand. Annie wünscht den
beiden einen schönen Abend, ruft aber noch hinterher: »Lass es nicht ganz so
spät werden!«
    An der Garderobe der Offiziersschule geben die Frauen ihre Mäntel ab
und tauschen ihre Stiefel gegen feine Schühchen. Vor dem großen Saal wartet
General Carl Gustav Fleischer, der Kommandeur der 6. norwegischen Division, mit
seiner Frau darauf, an der Spitze der Polonaise den Abend zu eröffnen. Es ist
jener General, der drei Monate später die Mobilmachung in Nordnorwegen anordnen
wird, ohne einen entsprechenden Befehl aus Oslo abzuwarten.
    An diesem Abend im Januar 1940 wollen aber weder er noch die
Offiziere und Unteroffiziersanwärter, die ihm mit ihren Damen in den Saal
folgen, vom Krieg etwas wissen.
    »Das habt ihr aber schön geschmückt«, flüstert Lillian Tore zu,
während die beiden nach ihren Tischkarten suchen und schließlich in der zweiten
Reihe ihren Platz finden. Auf der rotgold leuchtenden Bühne spielt die in ganz
Nordnorwegen bekannte Ready Band Glenn Millers In The Mood .
    Es wird ein großer Abend, und die Tanzschüler können nun zeigen, was
sie in den letzten Monaten gelernt haben. Ihre Tanzlehrerin Hansia Rue Dösen,
eine etwas steife Dame, sitzt am Tisch des Generals und verfolgt selbst an
diesem Abend die Tanzenden mit prüfenden Blick. Lillian schwebt in ihrem grünen
Ballkleid im Arm von Tore durch den Saal. Sie fühlt sich herrlich und wünscht,
dass dieser Abend niemals ein Ende nehmen wird. Tore wird nicht müde, ihr immer
wieder Komplimente zu machen. In den Tanzpausen gibt es ein Bühnenprogramm mit
Sketchen und anderen Darbietungen. Tutti Brun steppt auf der Bühne und imitiert
den bekannten amerikanischen Tanzstar Eleanor Powell. Später tanzt Ada Jensen
auf Spitze den »Schwanentod«. Lautlos bewegt sie sich auf ihren Schuhen,
wunderschön anzusehen in ihrem weißen Ballettkleid, und die Begeisterung ist
groß. Hansia Rue Dösen, die auch ihre Choreografin ist, ist aufgestanden und
beobachtet gespannt Adas Bewegungen. Sie scheint zufrieden zu sein. Später
tanzt Ada einen temperamentvollen ungarischen Bauernmädchentanz, und in ihren
roten Stiefeln und dem Kostüm in den kräftigen Farben wirkt sie sehr echt. Es
gibt großen Applaus. In einem der Seitenräume ist ein Buffet aufgebaut, aber
Alkohol ist verboten.
    Nachdem der General seine Rede gehalten und allen Beteiligten für
den gelungenen Abend gedankt hat, spielt die Band um Mitternacht zum letzten
Tanz auf. Der Ball ist vorbei. Hand in Hand gehen

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