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Erzaehl es niemandem

Erzaehl es niemandem

Titel: Erzaehl es niemandem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randi Crott , Lillian Crott Berthung
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für sie, aber der Bauer und seine Frau
erwarten vollen Einsatz. Und wenn es regnet, dann wird bei der Wäsche geholfen
oder der Fußboden geschrubbt.
    Abbildung 18
     
    Aber das Essen! Es ist reichhaltig und gut. In der Stadt haben die
beiden Mädchen solche Fülle lange nicht mehr gesehen. Der ganze Hof versammelt
sich zu den Mahlzeiten um den großen Tisch in der Küche. Am Kopfende sitzt der
Bauer, dann der Vater des Bauern, dann die Mägde und Knechte und dann Lillian
und Blanche. Der Altbauer scheint allerdings immer noch das Regiment zu führen.
Er kommandiert alle herum, besonders seine Schwiegertochter.
    Lillian findet das furchtbar. Ihr und Blanche ist es peinlich, wenn
Simonette sie bedienen muss, selbst aber nicht mit am Tisch sitzt, sondern an
der Küchentheke das Essen einnimmt. Die Mägde flüstern, dass dieser Brauch aus
der Zeit stammt, als auch Simonette noch Magd auf diesem Hof gewesen ist.
    Ganz oben auf der Anhöhe haben die Deutschen eine Batterie
aufgebaut. Der Hauptmann hat einen Wohnraum des Bauernhofs für sich
beschlagnahmt. Lillian kommt es vor, als habe sich die Bauernfamilie an den
Fremden gewöhnt, jedenfalls behandeln sie ihn freundlich. Vor allem der
herrische Alte ist ganz zahm. Dafür geht ihm der Tabak in seiner Pfeife auch
nicht aus.
    Von Helmut kommen mehrere Briefe. Die Adresse ist immer mit der
Maschine geschrieben. Eine deutsche Handschrift würde auffallen. »Du bekommst
aber viel Post von zu Hause, sie vermissen dich sicher«, bemerkt die Bäuerin
eines Tages spitz.
    »Ja, ja, das ist so«, antwortet Lillian und geht schnell in ihr
Zimmer. Sie hat alle Briefe Helmuts in ihrem Bettkasten versteckt, damit
niemand sie finden und lesen kann. Nur Blanche weiß Bescheid. Sie sitzt auf
ihrem Bett und kämmt sich die Haare.
    »Helmut hat dich wohl sehr lieb, Lillian, das muss schön sein.«
    Ihr Freund ist vor den Deutschen nach Schweden geflohen. Sie hat nun
schon länger nichts mehr von ihm gehört. Aber sie tröstet sich mit dem
Gedanken, dass es ihm wohl nicht möglich ist, ihr Briefe zu schreiben. »Ich
kann nur warten«, seufzt sie. »Warten und hoffen.«
    Abbildung 19

Wiedersehen in Kasfjord
    Ende Juli 1943
     
    Helmut schreibt Lillian, er mache sich Sorgen, dass sie zu
schwer arbeiten muss. Außerdem hat er Sehnsucht nach ihr, große Sehnsucht. »Ich
werde versuchen, dich am nächsten Sonntag zu besuchen. Wann und wo?«
    Zwei Wochen sind seit ihrem letzten Treffen vergangen. Diese zwei
Wochen kommen ihr unendlich lang vor. Lillian ahnt nicht, dass sie einmal zwei
lange Jahre wird warten müssen, bis sie Helmut wiedersieht.
    Die Zeit bis zum Sonntag will einfach nicht vergehen. Als es endlich
so weit ist, läuft Lillian am Morgen den Weg hinunter zur Busstation. Im Bus
sind nur wenige Leute. Lillian setzt sich gleich hinter den Fahrer. Kurz vor
der nächsten Haltestelle bittet sie ihn, kurz anzuhalten.
    »Die Haltestelle liegt aber hinter der Kurve«, sagt der verwundert.
    »Ja, ich weiß es, doch ich möchte das letzte Stück zu Fuß laufen.«
Der Fahrer lacht und öffnet die Tür.
    Als Lillian aussteigt, kommt es ihr so vor, als könne sie Helmuts
Nähe fühlen. Und trotzdem will sie den ersehnten Augenblick noch ein wenig
hinauszögern.
    Es ist so ein wunderschöner Sommertag. Ganz unten liegt der blaue
Fjord. Ein Boot legt gerade ab. Man kann von hier oben nicht erkennen, ob es
einem Fischer gehört. Oder den Deutschen. Aber das ist ihr jetzt egal. Sie
zieht einen kleinen Spiegel aus der Tasche und betrachtet ihr Gesicht. Die Landarbeit
hat ihrer Haut offenbar gut getan. Helmut wird sich wundern, wie braun sie in
den zwei Wochen geworden ist.
    Da kommt er ihr auch schon entgegen. Er wirft das Fahrrad auf den
Boden und umarmt sie. »Lillian, ich hab dich so vermisst.« Er lässt sie für
einen Augenblick los und schaut sie an. »Du bist ja in der Zwischenzeit noch
schöner geworden!«
    Helmut packt aus seinem Rucksack eine Flasche Saft, zwei Gläser und
eine Dose Kekse aus. Lillian erzählt von der Arbeit auf dem Bauernhof. »Ich bin
froh, wenn das vorbei ist und ich wieder in Harstad bin.«
    »Harstad«, sagt Helmut und seufzt. »Wie oft bin ich zu euch nach
Hause gekommen und habe mit deinem Vater Schach gespielt. Und dabei hatte ich
nur den einen Wunsch, dich wiederzusehen. Der Teschner hat übrigens schnell
gemerkt, was mit mir los war. Der hat mich sofort gewarnt, weil er sich schon
dachte, dass dein Vater das nicht gerne sähe. Aber die Liebe, Lillian, ist

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