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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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Neugier, Bewunderung und Entsetzen an. Wir hielten beide die Luft an und warteten, was als Nächstes passieren würde.
    Wenn nur Kamran hier wäre. Wenn er nur mich angerufen hätte anstatt Delaney.
    Und dann brach ich zusammen, einfach so, auf dieser Veranda, inmitten der lauten Musik und dem immer noch hörbaren Gelächter aus dem Schlafzimmer. Etwas Entscheidendes passierte gerade mit mir. Die Tränen kamen ungewollt und ich konnte sie nicht aufhalten.
    Chloe legte ihren Arm um mich und Delaney tat es ihr gleich. Hier in der Geborgenheit ihrer Freundschaft fühlte ich mich fast sicher.
    »Ich brauche euch jetzt so sehr«, schluchzte ich. »Ich habe solche Angst.«
    Delaney und Chloe drückten mich fester.
    »Sag uns doch einfach nur, was los ist, damit wir dir helfen können«, forderte Delaney mich auf.
    »Wir sind immer für dich da«, versuchte Chloe mich zu beruhigen. Wir setzten uns auf die Stufen, ohne die herumliegenden Zigarettenkippen und Flaschendeckel zu beachten.
    »Ich habe schon zwei Tests gemacht.« Es war aufreibend, es auszusprechen, weil es für mich so irreal war, bis diese Worte aus meinem Mund sprudelten. Doch auch ein Gefühl von Freude bahnte sich den Weg nach oben, gefolgt von einem Tränenausbruch. »Ich bin schwanger.«
    »Oh Shit«, sagte Delaney. »Hast du es Kamran schon erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Und du kannst es ihm auch nicht sagen!«
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte Chloe, die jetzt ebenfalls angefangen hatte zu weinen.
    Delaney dagegen sah mich nur nachdenklich an. »Ich kann mit dir gehen«, sagte sie dann.
    »Zum Arzt? So weit habe ich noch gar nicht gedacht.«
    »Ich meine in die Klinik. Du willst es doch loswerden, oder nicht?«
    Tausende Gedanken schossen mir gleichzeitig durch den Kopf. Ich wollte Ja sagen. Ich wollte Nein schreien. Ich wollte einfach alles Delaney entscheiden lassen. Ich wollte Kamran zurückhaben. Und ein Baby. Sein Baby. Ich wusste, in welche Richtung alles ohne dieses Baby laufen würde. Aber mit einem Baby? Es gab nur eine einzige Hoffnung.
    »Ich weiß nicht«, stotterte ich. »Vielleicht nicht. Ich meine, wir wollten doch zusammen bleiben, auf die Uni gehen, ein gemeinsames Leben und all das … ich denke, wir werden einfach nur früher heiraten«, erwiderte ich zaghaft.
    Heiraten .
    Es kam wie aus dem Nichts. Aber dann, ein winziger Triumph, als ich das Entsetzen auf Delaneys Gesicht sah. Vielleicht hatten sie eine gemeinsame Vergangenheit bei Big Boss, aber er und ich würden eine Zukunft haben. Chloe schnappte nach Luft und fing an zu zittern.
    Rums . Eine Autotür wurde zugeschlagen, wir erschraken. Essence’ Auto, ein klobiger gelber Dreitürer, raste auf der Schotterstraße an uns vorbei und wirbelte Kieselsteine durch die Luft. Unsere Blicke trafen sich durchs Fenster. Sie lächelte böse.
    Großer Gott. Hoffentlich hatte sie nichts gehört.

9
    Essence kam nicht in die Schule, aber dafür war eine neue Legende geboren. Sie war nicht länger Essence, sondern eine weitaus noblere Kreatur, die Frau mit dem Oma-BH. Milo verkündete es wie das Evangelium: »Oma-BH! Das war ja total abgefahren!« Ich hörte schon Leute darüber reden, die nicht mal da gewesen waren.
    Eigentlich war das gut, weil es bedeutete, dass niemand über mich redete.
    Delaney wusste es, Chloe wusste es. Und dann war da Essence.
    Sie hatte mich in der Kirche keines Blickes gewürdigt. Meine Mutter bemerkte meine geschwollenen Augen nicht und auch nicht dieses üble, formlos um mich herumhängende Teil, das ich Sonntagskleid schimpfte. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die Entscheidung für die Besetzung der Rollen für die Weihnachtsaufführung auszuhängen. Außerdem würden die Proben in ein paar Wochen beginnen. Mein Vater nahm wie immer keine Notiz von mir. Er saß hinten in der Kirche und machte sich wieder vor Schluss aus dem Staub, um auf seine Baustelle zurückzukehren. Ich richtete meinen Blick auf den Buntglas-Jesus, in der Hoffnung, er würde mir vergeben.
    Ich rief Kamran ständig an, aber vermutlich war er schon auf dem Weg zu Big Boss. Meine Anrufe gingen direkt auf seine Mailbox, es war die gleiche Ansage wie immer: »Kamran. Hey. Rede.«
    Ob Delaney immer noch dort arbeitete? Er hatte wahrscheinlich heute schon mindestens zehnmal mit ihr geredet und ihr Schweigegelübde auf eine harte Probe gestellt.
    Ich hinterließ keine Nachricht.
    Montags zum Englischunterricht kam Kamran erst in letzter Minute und war der Erste, der ging. Wir haben

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