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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Seidenberg
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dunkle Wasser und …
     
    Nur mein eigenes Spiegelbild blickte mir entgegen. Tränen sammelten sich in meinen Augen und plötzlich konnte ich sie nicht mehr zurückhalten.
    Zuerst tropfte eine, dann eine weitere in den See und wurde mit den leichten Wellen weggetragen.
    Mein Körper krampfte sich zusammen und mein Herz schien vor Trauer zerrissen zu werden. Auf Knien hockte ich am Rand des Stegs und schlang die Arme um meinen Körper. Es war mir, als hätte ich niemals wirklich um den Verlust meines Bruders geweint. All die schwarze Einsamkeit war noch immer tief in mir und raubte die Luft zum Atmen. Als Nate sich neben mich setzte und mich liebevoll in seine Arme zog, weinte ich an seiner starken Brust all meinen Schmerz heraus.
    Schließlich löste ich mich etwas peinlich berührt über diesen emotionalen Ausbruch von ihm und wischte mir die Tränen von den Wangen.
    „Ent-entschuldige!“ murmelte ich, doch Nate reichte mir ein Taschentuch und sah mich an. Ich wollte seinem Blick ausweichen, doch da ich nur echtes Mitgefühl und seine eigene Trauer über Sams Tod s ah, wusste ich, dass er mich verstand.
     
    „Ich wollte dich nicht traurig machen, Greta!“ sagte er entschuldigend.
    Ich lächelte ihn trotz meines verheulten Gesichts an.
    „Das hast du nicht!“ Als ich ihn ansah, konnte ich nur leise lachen. „Naja, vielleicht ein bisschen! Aber es tut gut, an Sam zu denken!“
    „Ja“, sagte er leise. „Das tut gut!“
    Wir saßen lange nebeneinander und sahen auf das Wasser.
    Manchmal sprachen wir über Sam. Wie er gewesen war. Was uns an ihm so sehr gefallen hatte und welche verrückten Eigenarten ihn ausmachten, aber die meiste Zeit waren wir still und hingen jeder den eigenen Gedanken nach.
     
    Es war schon später Nachmittag, als Nate schließlich den Picknickkorb holte und wir uns über die Köstlichkeiten, die er mitgebracht hatte, hermachten.
    Ich nippte an der Cola, die er extra für mich eingekauft hatte. Er wusste noch, dass ich gerne echte Coca-Cola trank, Sam und ich es uns meist jedoch nicht leisten konnten, das Markenprodukt zu kaufen. Es machte mich glücklich, dass er sich an Kleinigkeiten erinnerte.
     
    Es war schön, sich mit jemandem an die fröhliche Zeit zu erinnern, als Sam noch lebte und genoss den Nachmittag am See. Einfach zwei gute Freunde, die Zeit miteinander verbrachten und sich über alte Anekdoten amüsierten. Als wir schließlich aufbrachen, bemerkte ich, dass ich das Ferienhaus seiner Eltern eigentlich nicht mit dem letzten peinlichen Auftritt von mir verband. Ich hatte viel zu viele schöne Tage hier verbracht. Diese waren mir heute wieder deutlich in Erinnerung gekommen.
     
    Wir brauchten etwa dreißig Minuten zurück in die Stadt und würden rechtzeitig an meiner Wohnung ankommen, ehe Celia zurückgebracht wurde. Ich spielte gedankenverloren mit einer meiner Haarsträhnen, während im Radio ein Sommersong gespielt wurde.
    Plötzlich klingelte mein Handy.
    Ich drehte mich zu meiner Tasche um, die auf dem Rücksitz lag und suchte nach dem klingelnden Ungetüm. Als ich es endlich gefunden hatte und abnahm, konnte ich das spöttische Gesicht, das Nate machte, als er mein unmodernes Handy sah, nicht ernst nehmen.
     
    „Hallo?“ meldete ich mich.
    Sofort glitt ein Lächeln auf mein Gesicht.
    „Hallo, meine Schöne!“ sagte Christopher am anderen Ende. „Ich habe gerade an dich gedacht!“
    Ich spürte, wie Nate mich von der Seite aus ansah und wurde rot. Ich wandte den Kopf und drehte mich so, dass ich ihn nicht aus den Augenwinkeln sehen konnte.
    „Ich bin gerade im Auto, auf dem W-weg nach Hause!“ sagte ich schnell.
    Christopher schien nicht verstimmt darüber zu sein, dass ich nicht auch an ihn gedacht hatte.
    „Was hast du heute gemacht?“ fragte er unaufdringlich und ehrlich neugierig.
    Ich überlegte schnell, doch dann entschied ich ihm die Wahrheit zu sagen.
    „Ich war mit Nate unterwegs!“ sagte ich und hoffte, dass er nicht böse sein würde. Doch er klang alles andere als enttäuscht.
    „Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Tag?“ fragte er mich und fügte noch hinzu. „Ich würde dich morgen gerne sehen. Celia und dich!“
    Ich lächelte bei dem Gedanken daran.
    „G-gerne!“ sagte ich etwas außer Atem und nannte ihm die Uhrzeit, wann er kommen durfte.
    „Ich freu mich darauf!“ sagte er.
    „Ich mich auch!“ erwiderte ich und legte auf.
     
    Ich packte mein Handy zurück in die Tasche. Mein Blick fiel auf Nate, dessen Fingerknöchel weiß

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