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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Seidenberg
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damit ich ihr ein glückliches Leben ermöglichen könnte.
    Das war ich ihr schuldig.
     
    Ich öffnete die schmale Balkontür und trat in den warmen Schatten. Unten im Hof hingen traurig einige Kleidungsstücke auf der Wäscheleine. Weder Sonne noch Wind würden sie dort, in der Häuserschlucht, je erreichen.
    Ich schloss die Augen und atmete den warmen Duft des Sommers ein. Seit damals hatte sich einiges geändert und ich war erwachsen, stärker geworden.
    Auch dieses Problem in meinem Leben würde ich meistern.
     
     
    ***
     
     
    Mit zittrigen Knien trat ich vor die Tür des Coffee-Shops. Ich hatte es geschafft, die erste Hürde jedenfalls. Trotz meines deutlich bemerkbaren Stotterns – die Nervosität hatte mich in seinen Klauen – waren Thomas Green, der Geschäftsführer, sowie die Filialleit erin zufrieden mit mir gewesen und wollten bei einem Probe-Arbeiten herausfinden, ob ich für den Job geeignet wäre.
    Ich hatte gehofft, nicht auf meinen Sprachfehler angesprochen zu werden, doch es schien, als würden die beiden kein Blatt vor den Mund nehmen.
     
    „Wie haben Sie sich das vorgestellt, Miss Thomson?“ fragte Mr. Green mich im Vorstellungsgespräch. „Sie werden mit vielen Kunden zu tun haben. Ist es ein Problem, dass Sie stottern?“
    Ich starrte ihn kurze Zeit an, nicht auf diese Frage vorbereitet. Was sollte ich bloß antworten? Und dann erinnerte ich mich, was Sam mit eingebläut hatte.
     
    Der, der dich für deinen Sprachfehler hänselt, hat mit sich selbst Probleme.
     
    „ Ich w-werde, wenn mir die S-situation v-vertraut ist, s-sicherer!“ sagte ich stotternd. „Außerdem b-bin ich s-sehr freundlich und niemand s-s-sollte wegen einer s-solchen Lappalie, ausg-g-gegrenzt werden!“
    Ich sah die beiden lächelnd an und versuchte selbstbewusst zu wirken, damit meine Gesprächspartner nicht meine innere Angst sahen. Mit meinem Versuch, meinen Sprachfehler herunterzuspielen und auf Freundlichkeit und Kundenservice zu pochen, schien ich jedoch ganz ihrer Meinung zu entsprechen, denn plötzlich lächelte Mr. Green und auch die Filialleiterin sah mich freundlich an.
     
    Wir hatten das Probe-Arbeiten am nächsten Tag verabredet und sie verabschiedeten sich von mir.
    Am liebsten wäre ich, weil alle Nervosität von mir abfiel, vor der Tür des kleinen Ladens in Tränen ausgebrochen, doch plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter.
    „Greta?“
    Erschrocken drehte ich mich um und starrte Christopher einige Sekunden lang perplex an. Dann überk am mich dieses Glücksgefühl, das sich jedes Mal einstellte, wenn wir uns trafen.
    Er zog mich in seine Arme und hauchte mir einen zarten, recht vorsichtigen Kuss auf die Lippen.
    „Was m-machst du hier?“ fragte ich ihn. Er trug einen Anzug, Krawatte und Hemd. Unter seinen Arm klemmte eine kleine Ledertasche.
    Er lächelte mich an.
    „Ich arbeite dort drüben!“ sagte er und zeigte auf ein mehrstöckiges Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Und du? Was machst du hier?“
    Er musterte aufmerksam meine Erscheinung und ich wünschte, ich würde in meinem dunkelblauen Kostüm aus eleganter Hose und passendem Blazer sowie der hellblauen Bluse nicht so sehr nach „Vorstellungsgespräch“ aussehen.
    Ich hoffte, er würde es nicht merken.
    „Ich … ich habe mir einen K-Kaffee geholt!“ sagte ich schnell. Warum sollte ich sonst schließlich aus einem Coffee-Shop kommen?
     
    Er runzelte die Stirn und sah mich fragend an.
    „Und wo ist dein Kaffee?“ Christopher sah auf meine Hände.
    Ich presste die Aktentasche, die meine Bewerbungsun terlagen enthielt, fest an mich und suchte nach einer Ausrede, als plötzlich die Tür hinter uns geöffnet wurde und die Filialleiterin herauskam.
    Sie trug eine der Angestellten- Schürzen und lächelte mich freundlich an.
    „Sie haben Ihre Bewerbungsmappe liegen gelassen!“ Ich nahm die Mappe stotternd an. „Wir sehen uns dann morgen um acht!“ sagte sie schnell, ehe sie sich verabschiedete und wieder im Laden verschwand.
     
    Ich packte schnell die Unterlagen ein und versuchte mir meine zittrigen Hände nicht anmerken zu lassen.
    Als ich ein paar Schritte die Straße hinunterging, folgte mir Christopher und hielt mich schließlich am Arm fest.
    Er sah mich an.
    „Was ist los, Greta?“ fragte er sanft. „Ich dachte, du würdest in der Redaktion arbeiten?“
     
    Ich blickte zu Boden, spürte die Tränen in meine Augen steigen und konnte sie, als mich Christopher sanft an seine starke

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