Erzähl mir von morgen
aufgeben musste, hatte er mir niemals vorgehalten. Die Arbeit in dem Schnellrestaurant war nicht perfekt gewesen, aber er hatte sich niemals beschwert.
Er liebte mich abgöttisch und heute wusste ich manchmal nicht, ob ich ihm meine Zuneigung und Dankbarkeit oft genug gezeigt hatte.
Ich saß einige Zeit still da, bis ich sah, dass ich Celia abholen musste. Die Zeit in der Ruhe und Einsamkeit war viel schneller vergangen, als ich geglaubt hatte.
La ngsam stand ich auf und schlenderte zurück zum Haupteingang. Meine Gedanken kreisten derweil nur um eine Frage: Wie sollte ich einen neuen Job finden?
Ich konnte Charlotte und Frank um Hilfe bitten, doch ich wollte keine Almosen annehmen, wollte es allein schaffen. Schließlich konnte ich mich nicht immer auf sie verlassen. Sie hatten mir geholfen, als Sam bei dem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Diese Schuld allein konnte ich schon nicht zurückzahlen.
Ich konnte mich bei anderen Firmen bewerben, doch mit einem sehr schlechten Zeugnis und keiner Ausbildung, hatte ich schlechte Chancen, das hatten bereits die zahlreichen Bewerbungsunterlagen gezeigt, die immer zurückgekommen waren.
Über eine Praktikantenstelle war ich an meinen derzeitigen – ich schüttelte den Kopf – an meinen alten Job bei „Bianca“ gekommen und hatte mich schnell eingefügt. Über Katzenfreunde und Strickanleitungen zu schreiben, war nicht besonders aufregend, aber ich hatte mich meiner Aufgabe gefügt.
Vor Celia hatte ich immer noch die Hoffnung gehabt, irgendwann eine Ausbildung oder sogar ein Studium zu meistern, doch die große Veränderung in meinem Leben, machte meine Wünsche zunichte.
Und bisher hatte es mir niemals geschadet, doch nun?
Ich betrat den leeren Bahnsteig und wartete auf die Subway.
Mein Handy klingelte. Ich holte das alte, ziemlich unmoderne Gerät aus meiner Tasche und meldete mich.
„Greta? Hier ist Charlotte!“ hörte ich sie mit einem leichten Rauschen. „Wo bist du? Ich dachte mir, ich mache dir eine Freude und hole dich im Büro ab, damit Celia und du heute Abend bei uns essen können, doch man sagte mir, du wärst bereits gegangen?“ Ich konnte den fragenden Unterton in ihrer Stimme deutlich hören.
„I-ich hab früher Sch-schluss gemacht!“ sagte ich stotternd.
Mit einem lauten Kreischen und Quietschen fuhr der Zug in die Station und kam zum Stehen. Ich stieg ein und setzte mich auf einen der vielen freie n Plätze.
„Wo bist du. Ich könnte dich abholen!“ sagte sie freundlich.
Ich presste die Augen fest zusammen. Bloß nicht anfangen zu weinen, Greta!
„Ich war bei Sams G-grab!“ sagte ich wahrheitsgemäß.
Charlotte schwieg eine Weile.
„Ich hol dich am Haymarket ab und dann fahren wir gemeinsam mit Celia zu uns. Was hältst du davon?!“
Ich konnte gegen diese liebevolle und doch mütterlich-herrische Art nichts ausrichten und stimmte zu, bevor ich auflegte und das Telefon wegsteckte. Irgendwie hoffte ich, dass Nate auch da sein würde, doch andererseits wollte ich ihn nicht wieder sehen. Die Auseinandersetzung mit ihm wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Ich wollte ihm nicht erklären müssen, dass ich Chris sehr nett fand.
Als ich Charlotte traf und wir gemeinsam zu Celias Kindergarten fuhren, sah sie mich nur prüfend an, fragte mich jedoch nicht aus. Sie wusste, dass ich selten zum Friedhof fuhr. Es fiel mir damals, kurz nach Sams Tod, schon schwer dorthin zu gehen und daran hatte sich nichts geändert.
Es musste also etwas Schwerwiegenderes sein, doch Charlotte bedrängte mich nicht. Sie hoffte sicher, dass ich mich ihr irgendwann öffnen würde.
Ich sah aus dem Fenster und ließ die Umgebung an mir vorbeiziehen.
Meine Gedanken turnten durch meinen Kopf und egal wie ich sie wendete, derzeit fand ich keinen Ausweg aus meiner Situation.
„Du warst am Samstag im Zoo?“ fragte Charlotte nach einer Weile. Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich war so in meinen Gedanken versunken gewesen, dass sie mich regelrecht daraus riss.
Ich lächelte sie an. „Ja, mit Christopher und Celia!“ sagte ich und konnte das glückliche Gefühl, das mich bei dieser Erinnerung ergriff nicht vollständig verstecken. Und ich wollte es auch gar nicht!
„Du magst ihn?“ fragte sie mich aus.
Ich spürte, wie ich leicht rot wurde und lächelte. Sie hatte ihre Antwort bekommen.
„Christopher ist ein guter Mann!“ sagte sie und irgendwie erinnerte mich dieses Gespräch an eines, dass wir bereits geführt
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