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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Seidenberg
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hervortraten, so stark umfasste er das Lenkrad. Seine Kiefermuskeln zuckten, weil er die Zähne fest aufeinander presste. Er war unglaublich wütend.
    Ich spürte, wie das Auto einen Satz nach vorn machte, als Nate Gas gab und an einem viel langsameren Toyota vorbeischoss.
    Mich beschlich ein ungutes Gefühl.
    Wir rasten über den Expressway und hatte ich plötzlich das Gefühl in einem furchtbaren Alptraum aufzuwachen.
    „K-kannst du etwas langsamer fahren, bitte!“ sagte ich leise und meine Hand schloss sich selbstständig um den Griff an der Autotür.
    Nate sagte nichts. Sein Blick war wie gebannt auf die Straße gerichtet.
    Er scherte halsbrecherisch aus und überholte zwei weitere Autos.
    Mir blieb das Herz stehen, ehe es in doppelter Geschwindigkeit raste. Schweiß brach mir aus und ich klammerte mich verzweifelt an meinen Sitz, als würde er mir Sicherheit geben.
    „B-bitte Nate!“ flüsterte ich leise, doch er schien mich nicht zu hören.
    Er überholte weiter jedes Auto, das in unseren Weg k am und ich stieß Stoßgebete aus. Ich presste die Augen fest zusammen, wollte den Zusammenstoß, der uns sicher bevorstand, nicht sehen.
     
    Ich wollte nicht sterben!
     
    Tränen traten in meine Augen und eine einzelne lief mir über die Wange. Ich konnte kaum atmen, versuchte, ruhig zu bleiben, doch die Panik breitete sich wie ein schweres Tuch über meinen gesamten Körper aus.
    Bittere Galle stieg in meiner Kehle auf und ließ mich würgen.
    „B-bitte!“ flüsterte ich keuchend und endlich erreichte ich ihn.
    Er sah mich erschreckt an.
    Das Auto wurde sofort langsamer und kam schließlich auf einem kleinen Parkplatz zum Stehen. Ich riss in panischer Verzweifelung die Tür auf, zerrte hektisch am Gurt und taumelte nach draußen.
    Die sommerliche Abendbrise kühlte mein erhitztes, schweißnasses Gesicht. Ich konnte nicht sehen , wohin ich stolperte, bis ich auf die Knie fiel. Mein Magen drehte sich um und ich erbrach mich in die Büsche.
    Mein Körper zitterte. Kalter Schweiß bedeckte meine Arme und ich rang nach Atem.
    Ein Lappen wurde mir gereicht und ich nahm ihn dankbar an, wischte mir den Mund ab und stand mit zitternden Beinen auf.
    Nate stand neben mir, sein Gesicht besorgt.
    „Greta“, sagte er leise, doch ich hob die Hand, wollte nichts von seinen Entschuldigungen hören.
     
    So gut wir uns an diesem Nachmittag verstanden hatten, so verabscheute ich ihn gerade. Er wusste ganz genau, dass ich nach Sams Tod ungern Auto fuhr. Ich stieg nur zu Leuten ein, von denen ich wusste, dass sie ordentlich und sicher fuhren. Die Angst in einem Autowrack eingeklemmt zu werden und dort allein und einsam zu sterben, war viel zu groß.
     
    Ich musste immer wieder an Sam denken. Er war in Eile, da er rechtzeitig zu mir kommen wollte. Es war der Abend, an dem wir uns gemeinsam das NBA- Endspiel im Fernsehen ansehen wollten. Wir waren große Basketball- Fans und hatten es uns zur gemeinsamen Aufgabe gemacht, die Spiele im Fernsehen zu sehen. Wir träumten davon, einmal ein Spiel in einem Stadion zu sehen, doch bisher hatte das Geld niemals gereicht.
    Ich war damals gerade dabei das Popcorn und die Getränke vorzubereiten.
    Nate sollte bald kommen, denn das Spiel fing bald an.
     
    Ein großer Truck hatte das Stauende viel zu spät gesehen und den dunkelgrünen Chevy meines Bruders unter sich begraben.
    Wie mir der Polizist, der später vor unserer Wohnungstür stand, mitleidslos erzählte, hatte Sam keine Chance gehabt. Eingeklemmt in seinem Auto war er kurz nach dem Eintreffen der Feuerwehr gestorben. Einsam und allein!
     
    Geistesgegenwärtig hob ich die Hand und knallte sie Nate mit all meiner Kraft auf die Wange. Er reagierte nicht, nahm meinen Ausbruch reglos hin. Erschrocken sah ich ihn an. Ein Abdruck zierte seine Wange, als ich an ihm vorbeiging.
    „Fahr mich nach Hause!“ sagte ich erschöpft und ging zurück zu Nates Auto, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.

Kapitel 14
     
     
    Am Tag, nachdem der Ausflug zum Ferienhaus so tragisch geendet hatte, saß ich, nachdem ich Celia in den Kindergarten gebracht hatte, allein zu Hause am Esstisch und sah Zeitungen nach einem Job durch.
    Ich hatte bereits bei mehreren angerufen, doch wenn die Frage nach meinen Zeugnissen und meiner Qualifikation gestellt wurde, musste ich, obwohl ich versuchte meine Berufserfahrung bei „Bianca“ in den Vordergrund zu stellen, meist erfahren, dass ich keine Chance hatte. Höflich aber unmissverständlich wurde mir

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