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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Seidenberg
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zusammengehören und als wäre Celia unser gemeinsames Kind.
     
    Ich sah aus dem Fenster, sah Boston vorbeiziehen und musste mich daran erinnern, dass es bisher nur ein schöner Schein war. Christopher hatte mir zwar gesagt, dass er mich liebte, aber von „bis das der Tod euch scheidet“ hatten wir nicht gesprochen.
     
    Dafür kannten wir uns erst sehr kurze Zeit. Doch ich wusste, dass er der Richtige für eine Familie, ein gemeinsames Leben war. Er war beständig und ruhig. Er brachte mich zum Lachen und konnte mich trösten. Ich konnte mich auf ihn verlassen und ich sah, dass Celia ihn auch sehr mochte.
     
    „Greta?“ Christopher sah mich fragend an, als hätte er mir eine Frage gestellt, auf die er keine Antwort bekommen hatte.
    Ich sah mich um und erkannte, dass wir bereits angekommen waren. In der Einfahrt des Hauses standen mehrere Autos, so dass wir auf der Straße parken mussten.
    „Entschuldige“, sagte ich leise und wandte mich ihm zu. „Was hattest du gesagt?“
    Er lächelte geduldig.
    „Du siehst wunderschön aus!“ sagte er mit belegter Stimme und beugte sich zu mir herüber.
    Sanft küsste er mich, bevor er seine Hände an meine Wangen legte und mich weiter zu sich zog, um unseren Kuss zu vertiefen.
    Ich ließ mich nur zu gern von ihm verführen, als plötzlich meine Tür aufgerissen wurde.
     
    Erschrocken wich ich zurück und presste meine Hand auf mein rasendes Herz.
    „Wie ich sehe, seid ihr bereits angekommen!“ murmelte Nate verkniffen und sah an mir vorbei seinen besten Freund an.
    Seit dem unsäglichen Abend, an dem wir vom Ferienhaus gekommen waren, hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen und ich war froh darüber, obwohl es mich auch ein wenig schmerzte, dass Nate sich so von mir zurückzog.
     
    Ich stieg etwas wackelig auf den Beinen aus dem Auto und holte Celia aus ihrem Sitz. Als sie Nate gesehen hatte, war sie nicht mehr zu halten gewesen. Sie versuchte sich selbst zu befreien und konnte es kaum erwarten, zu ihm zu kommen.
    Als ich sie schließlich auf den Arm hob, streckte, drehte und wandte sie sich, bis sie mir beinahe zu Boden gefallen wäre.
    Nate griff ein und begeistert klammerte sie sich an ihn. Celia mochte Christopher, aber nach Nate war sie regelrecht vernarrt und ich verstand nicht, warum.
    „Hey, meine Kleine!“ sagte er liebevoll und ging mit ihr auf dem Arm zum Haus, ohne uns noch eines Blickes zu würdigen.
     
    Ich hakte mich bei Christopher ein und wir folgten den beiden. Als wir das Haus betraten, wollte ich am liebsten wieder umdrehen und gehen. Überall waren nur hübsche, elegante Menschen zu sehen, die ich nicht kannte. Sie trugen Designerkleidung und mit meinem Rock und der no-name Bluse fühlte ich mich ziemlich schäbig.
    Vor allem auch, weil der Wein, den ich für Frank ausgesucht hatte, sicher nicht mit den anderen Geschenken mithalten konnte.
    Christopher schien meine verkrampfte Haltung bemerkt zu haben und drückte mir vertrauensvoll die Hand.
    „Keine Sorge!“ sagte er liebevoll. „Ich bleibe an deiner Seite!“
    Daraufhin führte er mich durch das Wohnzimmer in den Garten, wo ein großes Zelt aufgebaut worden war und Stühle und Tische platziert worden waren. An der linken Seite des Gartens war der Grill und das Buffet aufgebaut worden. Hier und da standen einige Personen in Grüppchen zusammen und unterhielten sich. Kellner in schwarzen Hosen und weißen Hemden reichten Gläser mit Sekt und Häppchen.
     
    Christopher, der einige der Gäste kannte, flüsterte mir immer wieder zu, wer gerade unseren Weg kreuzte. Es war das „Who-is-who“ der Bostoner Society. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Frank und Charlotte so viele wichtige Leute kannten, doch als Christopher mich darauf aufmerksam machte, dass Frank ein Bundesrichter im Ruhestand war, konnte ich verstehen, dass er in seiner Karriere viele Kontakte geknüpft hatte.
     
    Ich fühlte mich, trotz Christopher an meiner Seite, mit meinem recht einfachen Geschenk etwas verloren. Ich gehörte einfach nicht in diese Gesellschaft, doch ich hatte keine Zeit, mir weiter Gedanken darüber zu machen, denn Charlotte erblickte mich und kam freudestrahlend auf mich zu. Sie trug ein langes, schlichtes Kleid aus leichtem, grünen Stoff. Auf dem Kopf trug sie einen Sommerhut, der perfekt zu ihrem Kleid passte.
    Sie nahm mich herzlich in den Arm und begrüßte uns.
     
    „Ich bin so froh, dass ihr gekommen seid!“ sagte sie und lächelte fröhlich. „Wir müssen mal sehen wo Frank ist!“

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